2011/03/16

Atom ist eben nicht gleich Atom

Zumindest wenn es nach den Leuten geht, die angesichts der jüngsten Ereignisse in Japan eifrig auf die Straße gehen, Mahnwachen abhalten und sonstige Gesinnungswächtereien zelebrieren. Wenn man diesen Leuten zuschaut, hat man den Eindruck, es gäbe nichts Gefährlicheres als ein sich abkühlendes Reaktorgefäß in einer Entfernung von 9000 km. Indes unternehmen die Menschen vor Ort alles in ihrer Macht Stehende, um die Folgewirkungen eines unvorhersehbaren Unglücks so gering wie möglich zu halten.

Der Zufall will es, dass ein von Vernichtungsphantasien besessener Staatschef etwa zur gleich Zeit alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Der Iran, um den es hier geht, liegt von Europa etwa halb so weit entfernt wie Japan. Und die Kernwaffen würden wohl auch eingesetzt werden, um  sein ersehntes Ziel, die Vernichtung Israels, zu erreichen.

Merkwürdig. Die gefährlichen Nukes in den Händen von potentiellen Völkermördern scheinen unseren Friedens- und sonstwie Bewegten längst nicht so viel Angst einzuflößen wie die Reaktorblöcke von Fukushima. Atom ist eben nicht gleich Atom. Alles eine Frage des Standpunkts.

Und viele haben sich, wie man hört, schon mit einer ausreichenden Dosis Jodtabletten versorgt. Die werden sie zwar bei der Fukushima-Geschichte nicht brauchen. Aber man kann sie ja auch dann einnehmen, wenn der Iran sein atomares Feuerwerk abbrennt.

2 comments:

  1. Hm. Bei Saddam war man sicher, er hatte Massenvernichtungswaffen 'en gros'. Gefunden hat man die bis heute nicht. Ich erinnere an Collins Pauls peinlichen UNO-Auftritt. An die mobilen Chemielabore und ähnlichen Unsinn, den sich die Geheimdienste damals aus den Fingern sogen.

    Ich erinnere an die erfundenen Konzentrationslager und Massengräber im Kosovo, an den getürkten "Hufeisenplan", an all die anderen Lügen, die uns damals aufgetischt worden, um die Deutschen in Kriegsbereitschaft zu lullen.

    Ja, Atomwaffen sind gefährlich. Aber die Einzigen, die sie jemals eingesetzt haben waren die USA. Nicht vergessen: Atomwaffen waren es, die verhinderten, dass aus dem Kalten ein heißer Krieg wurde. Den Frieden verdanken wir einzig den Staaten, die sich bis zu den Zähnen bewaffneten, nachdem die USA gezeigt hat, wie wenig Hemmung sie hat genozidale Bomben zum Einsatz zu bringen.

    Wäre ich iranischer Präsident, würde ich, bei soviel erklärter Feindschaft, nach Atomwaffen streben. Nicht, um jemanden auszulöschen, sondern um abzuschrecken. Abschreckung, das war doch die offizielle NATO-Stratgie im Kalten Krieg. Oder? Was daran jetzt plötzlich falsch sein?

    Nicht die Atomwaffen sind das Übel. Es der Krieg in dem sie eingesetzt werden könnten. Und täusche ich mich oder denken die USA und Israel gerade darüber nach, Atomwaffen als Bunkerbrecher gegen iranische Atomanlagen zu Einsatz zu bringen?

    Wer ist hier der Schurke und wer der Gendarm?

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  2. Richtig. Die einzigen, die Atomwaffen bisher eingesetzt haben, waren die USA. Und die Schockwirkung war entsprechend. Nicht umsonst waren die USA nicht nur ein Zentrum des atomaren Wettrüstens, sondern auch (und das im Gegensatz zur Sowjetunion) die Heimstatt einer aktiven und lautstarken Abrüstungsbewegung.

    Sie irren jedoch, wenn Sie meinen, Atomwaffen hätten einen Krieg verhindert. Atomwaffen verhindern überhaupt nichts. Es sind die Menschen an den Schalthebeln, die den Einsatz von Atomwaffen verhindern oder auch nicht. An deren Besonnenheit und Rationalität hängt alles.

    Sie sagen "Atomwaffen sind gefährlich" und zwei Absätze weiter "Nicht Atomwaffen sind das Übel." Wie geht das zusammen?

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