2011/10/27

Zitat der Woche

...denn wo gehebelt wird, da fallen Späne. 
Das Zitat stammt aus Burkhard Müller-Ullrichs kleiner Abhandlung über Geldvermehrung, Liquidität und Hebel. Lesenswert und topaktuell!

2011/10/24

5 Minuten vor dem Abpfiff

... das Spielergebnis vorherzusagen, ist nun wirklich keine Kunst. Insofern erstaunt es, dass so viele Kommentatoren (und Blogger) so erstaunt darüber sind, dass die Islamisten in Tunesien die Wahl gewonnen haben. Jeder Krake hätte das vorhersagen können.

Die Islamisten (moderate, versteht sich) werden also die Macht übernehmen. Und man kann sich schon entspannt darauf vorbereiten, dass exakt das Gleiche in Libyen, Ägypten, Jerusalem (steht zumindest implizit auf der Agenda) geschehen wird. Zugegeben, letzteres Ziel wird den einen oder anderen Märtyrer erfordern, aber was opfert man nicht alles für höhere Ziele!

Viel spannender als diese kurzfristigen Vorhersagen dürfte jedoch die Frage sein, wann es denn endlich in unseren Breiten soweit sein wird. Wir wollen doch den arabischen Frühlingsgefühlen nicht nachstehen. Oder?

2011/10/21

Was Hate Speech ist und was nicht

Volksverhetzung ist eine üble Sache, keine Frage. Man stelle sich vor, ein weltbekannter Staatenlenker verkündet während einer öffentlichen Veranstaltung, dass ein bestimmtes Land (welches wohl?) von der Landkarte verschwinden müsse. Dann ist das - erraten! - KEINE Volksverhetzung. Schließlich ist der Mann für manche Länder wie Österreich oder Deutschland ein wichtiger Geschäftspartner. Also gut, das Beispiel ist nicht so passend.

Anderes Beispiel. The Local, Schwedens englischsprachige Online-Zeitung, berichtet über folgende Kleinigkeit: Am 15. September 2011 sagte ein somalischer Imam im öffentlichen Schwedischen Radio (SR), dass alle, die vom Islam abfielen, getötet werden müssten. So weit, so klar. Auch das ist - schon wieder erraten! - KEINE Volksverhetzung, wie soeben der zuständige Staatsanwalt festgestellt hat. Begründung: Der Moderator der Sendung habe dem Imam widersprochen! Davon, dass letzterer deswegen seine Meinung geändert hätte, wird jedenfalls nichts berichtet.

Hier noch zwei Leckerbissen zu dieser Sache im O-Ton (The Local):
Had the presenter not reacted as he did to the imam's statements, JK might have investigated the matter further.
JK bezeichnet hier den zuständigen Staatsanwalt. Mit anderen Worten: Der Imam hatte einen wahren Schutzengel in Form des Moderators. Andernfalls hätte der Staatsanwalt (möglicherweise?) die Sache weiter verfolgt.

Zweite Kostprobe. Kommentar aus dem Büro des Staatsanwalts:
The statement was based on personal faith and the ceiling is pretty high when it comes to that kind of statement. 
Die Decke ist also ziemlich hoch. Kein Wunder bei den hoch gewachsenen Schweden. Jedenfalls verstehe ich jetzt besser, was es heißt, sich nach der Decke zu strecken.....

Fazit: Wir haben wieder etwas dazu gelernt. Immerhin wissen wir jetzt, was - unter den entsprechenden Umständen, versteht sich - NICHT als Volksverhetzung zu gelten hat.

Dann wollen wir mal hoffen, dass die allerorten stattfindende Verschärfung der Volksverhetzungsparagrafen nicht umsonst durchgeführt wurde. Schließlich werden unsere Volksvertreter für ihre unermüdliche Arbeit bezahlt. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wenigstens der eine oder andere arglos geäußerte Witz seine gnadenlosen Richter finden wird. Denn die Gesetzte gelten schließlich für alle in gleicher Weise - oder etwa nicht?

2011/10/20

Wo ein Wille ist

... da ist auch eine Moschee. Zumindest in Schweden. In Jukkasjärvi, dem Heimatort des weltberühmten Eishotels, hat man jedenfalls die feste Absicht, im nächsten Jahr eine entsprechende Eismoschee zu errichten. Man kann nur hoffen, dass den Besuchern nicht die Zehen einfrieren, wenn sie in guter alter Tradition barfuß über den Boden laufen müssen. Inschallah Lappland!, kann man da nur sagen.

2011/10/18

Schrumpfklima

Die jüngste Hiobsbotschaft zum Klimawandel findet sich auf SpOn: schrumpfende Tiere und Pflanzen! Stellen Sie sich vor, Ihr Rottweiler Nero wird mit jedem Grad Erderwärmung um einen Zentimeter kleiner. Da ist es nicht schwer sich auszurechnen, bei welcher Globaltemperatur Nero auf Dackelgröße geschrumpft sein wird.

Doch zurück zu den harten wissenschaftlichen Fakten. Das Soay-Schaf ist, wie emsige Forscher festgestellt haben, seit 1985 um 5% geschrumpft. Sie haben noch nie etwas vom Soay-Schaf gehört? Macht nix. Es existiert trotzdem! Und es ist auch nicht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Aber wer weiß, was noch kommt. Der Klimawandel macht (fast) alles möglich.

Wenn wir eine Generationenfolge von 5 Jahren zugrunde legen, dann bedeutet das, dass seit 1985 jede Generation im Schnitt um 1% kleiner war als die vorhergehende. Damit lässt sich arbeiten. Mit dieser Schrumpfungsquote lässt sich ausrechnen, dass das Soay-Schaft nach 340 Generationen, also etwa 1700 Jahren auf Mausgröße geschrumpft sein wird. Und das alles nur wegen dem Klima! Um das zu verhindern, zahlen wir doch gerne eine CO2-Steuer! Wer will schon in 1700 Jahren auf diese Winzlinge hinabblicken?

Merkwürdig nur, dass einige der größten Landsäugetiere wie Elefanten, Giraffen und Flusspferde bevorzugt in den wärmeren Zonen unseres Planeten leben, während die Spezies der kälteren Klimazonen vergleichsweise kleiner ausfallen. Aber das ist zugegeben nur eine gefühlte Statistik. Andererseits ist es auffällig, dass die Dinosaurier, eben nicht gerade kleinwüchsig, in tropischen Klimaten ihr Dasein fristeten.

Aber zur Zeit der Dinosaurier gab es auch noch keinen Menschen gemachten Klimawandel. Das Klima wandelte sich damals ganz von selbst und unbeeindruckt von internationalen Konferenzen und Klimaprotokollen. Und wer weiß, vielleicht hätte ja das Aussterben der Dinos verhindert werden können, wenn nur ein paar tüchtige Politiker und Klimaschützer der Natur ihren Weg vorgegeben hätten. Da sieht man wieder, wohin es führt, wenn nicht die helfende Hand des Menschen eingreift. Und wir könnten heutzutage die Dinos im Zoo bewundern und vielleicht sogar in einem Nationalpark.

2011/10/17

Fehlbesetzung

Seit Monaten ist es unübersehbar: Es tut sich etwas in der arabischen Welt. Frühlingsgefühle überall, bis in den Herbst hinein (und wer weiß wie lange noch), garniert mit gelegentlichen Gewaltorgien (auch gegen Ungläubige, aber nicht nur). Macht aber nix. Wir im Westen sind stolz darauf, dass die Generation Facebook endlich das Szepter in die Hand nimmt und den energiepolitisch sensibelsten Teil unseres Planeten erfolgreich destabilisiert.

Bei so viel Aufbruchsstimmung kann man in unserem Teil der Welt jedoch nicht zurückstehen. Es sähe ja so aus, als hätte nur die arabische Jugend (mit oder ohne Vollbart) Feuer in der Seele, während wir uns vor dem Fernseher räkeln. Das kann so nicht bleiben, mögen sich einige Vollzeitaktivisten gedacht haben und suchten sich ein passendes Thema, um auch mal in den Medien präsent zu sein. Occupy Wall Street wurde daraus.

Dass es immer ein paar Leute gibt, die gegen irgendetwas sind, ist nicht weiter erstaunlich. Entscheidend sind vor allem zwei Dinge: erstens wie sich die Protestler verhalten, und zweitens wie das System mit den Protesten umgeht. Dieses Wie ist irgendwo auf einer Skala zwischen gewaltsam und gewaltlos angesiedelt.

Nun ist die westlich-demokratische Art mit Protesten umzugehen, relativ handzahm verglichen mit dem, was man üblicherweise aus dem Nahen Osten zu hören bekommt. Die politische Klasse hat eben Angst, dass die Reaktion der Sicherheitskräfte zu drastisch ausfallen könnte. Es ist aus ihrer Sicht eben leichter verschmerzbar, wenn drei Menschen in einer Athener Bankfiliale durch das Werk der Chaoten zu Tode kommen, als wenn drei gewaltsame Demonstranten im Straßenkampf ihr Leben verlören. Gott behüte! Die Medien würden sich auf die Behörden und die verantwortlichen Politiker einschießen. Der zuständige Minister müsste zurücktreten und einige Beamte würden vom Dienst suspendiert. Wenn man sich die Verletztenzahlen bei derartigen Zusammenstößen ansieht, dann ist (zumindest in Deutschland) üblicherweise die Zahl der Verletzten auf Seiten der Polizei stets deutlich höher als diejenige auf Seiten der Demonstranten. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die Vorgehensweise der jeweiligen Seite ziehen.

Abgesehen von der schlechten Presse kann man sich aber auch andere Gründe für das zurückhaltende Verhalten der Polizei vorstellen. Schließlich könnten sich auf Seiten der Protestler eine Menge politischer Talente befinden, die man doch nicht so einfach verheizen sollte. Es soll ja auch Streetfighter gegeben haben, deren Marsch durch die Institutionen im Ministeramt endete. Auf solche Hoffnungsträger will man doch nicht verzichten, oder?

Doch zurück zu OWS. Nachdem die Medien zunehmend über deren Aktivitäten und Anliegen berichteten, wurde es unausweichlich, dass auch die Politik Stellung beziehen musste. Außerdem begann sich die Bewegung - dank Facebook (?) und Medien - allmählich auf andere Länder auszubreiten. Und da die Medien auf OWS und deren friedliche Demonstrationspraxis überwiegend positiv reagierten, galt es die bestehende Stimmung (im Volk oder doch eher in den Medien?) eilig aufzunehmen. Wer zu spät kommt, den bestraft.... Man kennt das.

Und genau hier trat ein Paradoxon zu Tage, dass einigen Wohlmeinenden entgangen sein dürfte. Nicht nur, dass sich Politiker mit Forderungen solidarisierten, die ihrem eigenen Wirken entgegenstanden. Vielmehr beweist es ein gehöriges Maß an Chuzpe, wenn sich Vertreter der politischen Klasse, deren Agenda aus Schulden machen, Schulden machen und nochmals Schulden machen bestand, nun gegen jene wenden, die ihnen beim Schulden machen am treuesten zur Seite standen, nämlich die Banken. So kommt zur Unfähigkeit, die selbst verantwortete Krise zu meistern, auch noch die Dreistigkeit, anderen den Schwarzen Peter dafür zuzuschieben. Und diese Leute wundern sich darüber, dass ihre Glaubwürdigkeitswerte stets am unteren Ende der Skala angesiedelt sind?

Gewiss, die Banken tragen auch ein gehöriges Maß an Verantwortung für den gegenwärtigen Schlamassel, und es wäre, aus meiner bescheidenen Sicht, nur gerecht, wenn man die eine oder andere einfach gegen die Wand fahren ließe (andere Betriebe können auch pleite gehen). Aber genau  hier klinken sich wieder die Politiker ein, die unablässig daran arbeiten, gerade das zu verhindern. Oder ist die Bankenschelte einfach nur der Preis für ihren selbstlosen Einsatz?

Auf den arabischen Frühling folgt der europäische Herbst. Bald wird es Winter. Mal sehen, was dann kommt.

2011/10/13

Nomen est omen

... sagten die alten Römer und meinten, der Name sage etwas über seinen Träger aus. Und tatsächlich, lateinische (Bei)Namen wie Tacitus (der Schweigsame), Cicero (Kichererbse) und Africanus vermitteln spezifische Informationen über die Genannten.

Doch die Verbindung zwischen Namen und Personen endete nicht mit dem Untergang des römischen Reiches. Bis in unsere Tage enthalten Namen oft Bedeutsames über den Ursprung oder das soziale Milieu von Menschen, oder auch über ihren ideologischen Hintergrund. Gab es schon mal einen Papst mit Namen Ali oder Mohammed? Na also! Bei Papparazzi sieht das hingegen schon ganz anders aus.

Auch wenn im Zeitalter der Migration und ihres ominösen Hintergrundes diese Abgrenzungen langsam zu verschwinden scheinen, so ist doch klar, dass jemand der, sagen wir, Ustinow heißt, seine hauptsächlichen Vorfahren nicht in Oberbayern haben dürfte. Ähnlich verhält es sich mit Namen wie Rodriguez, Yamamoto und Schicklgruber. Letzerer dürfte auf einen österreichischen Ursprung verweisen.

Was jedoch bislang nur der eigenen aufmerksamen Beobachtung aufgefallen war, nämlich dass Nomen tatsächlich etwas mit Omen zu tun haben kann, ist nunmehr auf wissenschaftliche Weise untermauert. Schwedische Forscher haben in emsiger Kleinarbeit herausgefunden, dass Namen, die auf -y enden auf einen bestimmten sozioökonomischen Status verweisen. Ja mehr als das. Namen wie Benny, Conny oder Ronny sind auch in Hinblick auf Kriminalitätsrate überrepräsentiert.

Also mal ehrlich: Würden Sie jemandem, der Ronny heißt, einen Gebrauchtwagen abkaufen? Na eben! Da schwingt doch schon der mafiöse Hintergrund mit. Oder etwa nicht?

Die alles entscheidende Frage ist jedoch folgende: Macht der Name die Träger zu dem, was sie sind? Oder ist es vielmehr so, dass gewisse Namen in bestimmten Milieus einfach häufiger anzutreffen sind?

Nachdem ich nicht zu jenen Leuten gehöre, die meinen, bei der Namensgebung würde quasi ein gewisses Karma auf den jungen Erdenbürger übertragen, neige ich zu letzterer Auffassung. In bestimmten sozialen Milieus sind gewisse Namen einfach "normal", während sie in anderen so gut wie nicht vorkommen. Oder könnten Sie sich vorstellen, dass einen Familie mit afghanischem Mihigru ihren Sohn Florian nennen wird? Umgekehrt habe ich noch nie gehört, tiefgläubige Christen ihren Stammhalter Mehmet nannten. Andererseits, so meine weitere These, üben diese sozialen Milieus einen gewissen Einfluss auf den weiteren Lebensweg eines Kindes aus. Wenn also jemand in eine zünftige Verbrecherfamilie hineingeboren wird, dann sind seine Chancen, eines Tages im Knast zu landen, eben größer als die von jemandem, der einer ehrwürdigen Bankiersfamilie entstammt. Wobei natürlich zu klären wäre, wie ehrwürdig Bankiersfamilien... Doch das ist eine andere Frage.

2011/10/09

Der arabische Frühling

... wird langsam heißer. Darauf deuten jedenfalls Schlagzeilen wie diese


hin, die sich - langsam aber sicher - allmählich häufen. Die Überschrift suggeriert, wie sich das politisch korrekt gehört, ein unbotmäßiges Verhalten der ägyptischen Christen. Wer auch sonst könnte sich daneben benehmen, wenn nicht die aufsässige christliche Minderheit, die sich einer deutlichen Mehrheit von Anhängern der Religion des Friedens gegenüber sieht.

Mal sehen, was die Generation Facebook in Ägypten so zustande bringt. Die bisherige Bilanz ist jedenfalls nicht gerade berauschend. Und das Beste ist bestimmt noch zu erwarten.

Vielleicht werden wir uns schon bald wieder nach Mubarak zurücksehnen. Aber dieses Kapitel ist wohl endgültig vorbei. Stimmt: Mubarak war ein schlimmer Diktator. Und jetzt herrscht bekanntlich Demokratie am Nil. Vielleicht ist es ja auch nur eine gelenkte Demokratie. Fragt sich nur, wer diese Demokratie lenken wird. Und vor allem, wohin.

2011/10/01

Moderate Taliban

Die Hoffnungen des Westens oder vielmehr jener Vertreter der chattering classes, die für sich in Anspruch nehmen, die Werte des Westens zu vertreten, ruhen seit geraumer Zeit auf den sogenannten moderaten Taliban. Was das sein soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Jedenfalls müssen diese Leute so moderat sein, dass man schon seit etlichen Jahren von Verhandlungen mit ihnen spricht, ohne jemals greifbare Resultate zu bekommen außer: Selbstmordattentäter, Selbstmordattentäter und nochmals Selbstmordattentäter. Gut, gelegentlich ist auch eine Sprengfalle dabei. Aber das macht die Sache auch nicht besser.

Einer der diese Leute eigentlich besser kennen muss als all die hochgelehrten westlichen Diplomaten, hat jetzt immerhin die Nase voll: Präsident Karsai will nicht mehr mit den Taliban sprechen. So schreibt jedenfalls das Handelsblatt.

Da werden die moderaten Taliban aber ganz böse werden, wenn sie keine getarnten Selbstmordbomber mehr zu Gesprächsrunden schicken dürfen. Zu dumm aber auch. Man sollte doch immer auf die gutmenschlichen Intellektuellen des Westens hören und nie die Hoffnung auf eine Gesprächslösung aufgeben.

Schade dass Churchill seinerzeit diese Gesprächsmasche noch nicht heraus hatte. Die Geschichte hätte gewiss einen anderen Verlauf genommen.