2011/12/18

Wenn der Schuss nach hinten losgeht

Es ist noch nicht lange her, da erschütterte eine Wahnsinnstat das ansonsten friedvolle Norwegen. Der Dreh- und Angelpunkt des blutigen Massakers eines Psychopathen war die Zuwanderungspolitik des Landes. Die Reaktionen, insbesondere der sozialistischen Partei Norwegens, die das eigentliche Ziel des Terrors war, konnten eindeutiger nicht sein: mehr Offenheit, mehr Multikulturalismus.

Merkwürdigerweise scheint der Multikulturalismus jetzt auch für die Sozen zum Problem zu werden. Die norwegische Ausgabe von The Local berichtet, dass die Arbeiterpartei mit dem Ergebnis einer partei-interen Wahl unzufrieden ist: 11 der 20 Parteimandate im Osloer Stadtrat, also eine klare Mehrheit, geht an Kandidaten mit Migrationshintergrund. Die (norwegischen) Parteioberen sind dem Vernehmen nach mit dem Wahlergebnis alles andere als glücklich.

Aber mal ehrlich: wenn bei den Wahlen nicht geschummelt wurde (worauf es keine Hinweise gibt), dann muss man das Resultat akzeptieren. Ob man will oder nicht. Wenn die Migranten einfach geschickter darin sind, ihre Leute zu mobilisieren, dann muss man das neidlos anerkennen. Und so gibt es jetzt auch drei Mandatare von Somalia und Somaliland im Stadtrat von Oslo. Wird der Nordatlantik schon bald zur Freibeuterzone?

Wenn es hier ein Problem gibt, dann eindeutig auf Seiten der Arbeiterpartei und ihrer "Eliten". Was sie zeigen ist eine typische NIMBY-Reaktion. Andere Bevölkerungsgruppen mögen sich mit den Problemen der Zuwanderungspolitik herumschlagen, aber bitte nicht in unserem Hinterhof (not in my backyard).

Es macht wenig Sinn, die Regeln zu ändern, nur weil einem der Wahlausgang nicht gefällt. Die "Eliten" hätten sich durchaus früher die Konsequenzen ihrer Politik überlegen können.

Ein bekannter deutscher Dichter hat einmal gesagt: Die ich rief, die Geister, ....

Keine Ahnung, warum mir das gerade jetzt einfällt.

2011/12/16

Moderne Gesprächstherapie

Dazu fällt einem wirklich nichts mehr ein. Aber schauen Sie selbst:


Ist das unsere Zukunft?

Österreich ist spitze!!

Was den Österreichern in anderen Disziplinen (Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit, solide Staatsfinanzen etc.) partout nicht gelingen will, in einer Hinsicht liegen sie, wie man dem Economist entnimmt, an der Weltspitze:

Urlaub und Feiertage

Nur knapp wurden die Griechen und Franzosen abgehängt, aber das Ergebnis ist eindeutig.
Herzlichen Glückwunsch und weiter so! kann man da nur sagen.

2011/12/06

Tschechien als Klimaretter

Dem Economist entnehme ich eine äußerst interessante Statistik. Darin heißt es, dass Tschechien seine Treibhausgasemissionen seit 1990 um satte 30% reduzieren konnte (zum überwiegenden Teil dank des Einsatzes der Kernenergie). Damals lagen die Co2-Emissionen des Landes bei 164,3 Mio. t. In der Zwischenzeit wurden also rund 49 Mio. t weniger Kohlendioxid in die Luft geblasen. Wenn ich die weltweiten Emissionen von 2007 zugrunde lege (die heutigen Daten dürften noch etwas darüber liegen), dann entspricht die stolze Einsparung in etwa 0,18% der gesamten Co2 Menge. So verschieben sich die Maßstäbe.

2011/12/04

Die Welt gehört dem Tüchtigen oder Macht Sozialhilfe

In der Presse gab es kürzlich wieder einen jener lesenswerten Artikel aus der Feder von Franz Schellhorn. Der alte Neidkomplex der Österreicher wurde darin beleuchtet: die Schweiz. Was können die, was wir nicht können?

Noch aufschlussreicher als der Beitrag Schellhorns ist jedoch ein Leserkommentar von einem gewissen Herbert H., der hier in voller Länge wiedergegeben werden soll:

Besteuert bis unter das Existenzminimum

Ich habe in den Jahren 2005-2009 ein Gesamteinkommen von € 119.000 als Einpersonenunternehmen erzielt ("Einkünfte aus Gewerbebetrieb"). Der Umsatz lag natürlich höher. Nach Abzug von Sonderausgaben verblieb ein versteuerbares Einkommen von € 101.537.

Die Einkommenssteuer dafür (nach Abzug der Betriebsausgaben und Abschreibungen) betrug € 17.200. Allerdings lagen die Forderungen der SVA bei € 35.600, da die SVA-Vorschreibungen zwar die Steuer, aber nicht die SVA-Bemessung reduzieren. Im Gegenteil: Die SVA-Forderungen werden auf den Betrag der „Einkünfte aus Gewerbebetrieb“ hinzuaddiert, wodurch sich erst die SVA-Bemessung ergibt. (Beachte dass die SVA-Beiträge doppelt so hoch wie die Einkommenssteuer sind).

An Steuern und SVA-Abgaben 2005-2009 bezahlte ich somit insgesamt € 52.778 (von einem Einkommen von € 101.537)

Es verblieben also € 48.759 als Nettoeinkommen für 60 Monate, oder € 812 netto pro Monat, (mit Anforderung auf PKW-Nutzung, Stress, u.ä.). 

Der Zeitraum 2005-2009 ist durch die Betriebsauflösung Ende 2009 abgeschlossen und wird dadurch perfekt überschaubar. Die ansonst trickreichen und verzögerten nachträglichen „Berichtigungen“ (also die Nachforderungen) der SVA, die immer erst Jahre später eintrudeln, sind in diesem Intervall inkludiert (da alle SVA-Forderungen beglichen wurden), sodass sich ein perfektes Gesamtbild ergibt.

Mein Ratschlag an alle kleinen Selbständigen: Macht Sozialhilfe und lasst Euch nicht länger ausnehmen.
Noch Fragen?

2011/12/03

Generation Facebook - Fotografieren verboten!

Linköping ist eine mittelgroße Stadt in Schweden mit etwas über 100 000 Einwohnern. Wie jedes Jahr im Dezember so bereiten sich auch dieses Jahr die Kinder auf das Fest der heiligen Lucia (am 13. Dezember) vor. Es ist ein Fixpunkt im vorweihnachtlichen Kalender.

Und wenn die Kinder mit ihren Luciakleidern, mit Kerzen und Weihnachtslieder singend ihren Umzug machen, dann schlagen so manche Elternherzen verständlicherweise höher und das eine oder andere Elter (gendergerecht formuliert, man will ja nichts falsch machen!) zuckt dann ergriffen die Kamera und will diesen Augenblick für immer festhalten.

Doch damit ist jetzt Schluss! In Linköpings Vorschulen herrscht in diesem Jahr ein ausdrückliches Fotografierverbot, wie The Local berichtet. Von offizieller Seite heißt es dazu, man wollte mit dieser Maßnahme verhindern, dass die Fotos der Kleinen auf sozialen Medien wie Facebook landen.

Einfach rührend, wie besorgt die Stadtoberen um das Wohlergehen ihres Nachwuchses sind! Es ist ja auch schlicht unanständig, wenn Vater X ein Foto von seiner Tochter Y auf Facebook postet. Zumal, dann ja auch die Gesichter anderer Mädchen oder Jungen zu sehen sein könnten. Da könnt´ ja jeder kommen!

Aber Schweden wäre keine Konsensokratie, wenn es nicht einen Kompromiss gäbe. Und der sieht so aus, dass (handverlesene?) Leute aus dem Schulpersonal Fotos schießen dürfen. Ja, und Eltern dürfen Fotos ihrer eigenen (!) Kinder machen. Aber ohne fremde Kinder drauf!

Böse, wirklich abgrundtief böse Zungen behaupten jedoch, das Fotografierverbot ziele vielmehr darauf ab zu verhindern, dass Kinder von Asylsuchenden (oder illegalen Zuwanderern) auf den Fotos zu erkennen sind und damit deren Identitäten offen gelegt werden könnten.

Das ist natürlich VÖLLIG aus der Luft gegriffen. Denn schließlich hat niemand, aber auch wirklich niemand die Absicht hier eine Zensur einzuführen! Oder?

2011/12/02

Generation Valium oder Konsensokratie

Christian Ortner macht sich auf seinem Blog ortner online Gedanken, ob die sogenannte Generation Facebook nicht in Wahrheit eine Generation Valium wäre. Denn in unseren Breiten ist vom revolutionären Elan, mit dem eben jene vielgepriesene Facebook-Gemeinde ihren neuen, islamistischen Machthabern den Weg bereitet, nicht viel zu spüren. Zum Glück, möchte man sagen mit Blick auf die Konsequenzen.

Doch die Antwort auf Ortners Analyse ist weitaus verwickelter, als es auf den ersten Blick aussieht. Natürlich ist ihm dabei zuzustimmen, dass eine vom Wohlfahrtsstaat gehätschelte (und gegängelte) Generation nunmehr  sehenden Auges erleben muss, dass sich die Versprechen eben jenes Sozialstaates für sie selbst so nicht mehr erfüllen werden. Ja, mehr noch - sie stehen dieser Entwicklung völlig tatenlos gegenüber. Das ist in der Tat erstaunlich.

Oder auch nicht. Denn was nicht ist, kann noch werden. Oder gab es vor einem Jahr irgend jemanden, der prophezeit hätte, dass eine Reihe arabischer Staaten schon bald ihre Autokraten abschütteln würde. Oft genügt ein Funke, und das Pulverfass fängt Feuer. War es nicht die Selbstverbrennung eines jungen Mannes, die letztlich die ganze Kette der nordafrikanischen Revolten ausgelöst hat?

Zugegeben, so ganz lässt sich die Lage diesseits und jenseits des Mittelmeeres nicht vergleichen. Zu viele Parameter sind schlicht und einfach deutlich unterschiedlich eingestellt. Aber wie gesagt, niemand hätte vor einem Jahr den gegenwärtigen Zustand der Welt vorhersagen können.

Zu den maßgeblichen Unterschieden gehört unter anderen, dass es uns in den nördlichen Breiten immer noch wesentlich besser geht als den Bewohnern des südlichen Ufers. Wer viel zu verlieren hat, der überlegt es sich dreimal, ob er oder sie wirklich auf die Barrikaden klettern soll. Und schon sind wir bei einem zentralen Punkt angelangt. Unsere Gesellschaften, vor allem in Deutschland, Österreich, Skandinavien, aber auch in anderen europäischen Ländern sind in weiten Teilen Konsensokratien.

Was soll man darunter verstehen? Konsensokratien sind Gebilde, in denen es nicht erwünscht ist, bestimmte Dinge zu diskutieren. Denn Diskussion kann unter Umständen zu Streit führen, und Streit ist unerwünscht, gilt als gesellschaftliches Übel. War es nicht die österreichische Kronenzeitung, die beim Antritt der Regierung Faymann-Pröll freudestrahlend verkündete, dass nunmehr das ewige Streiten der Koalitionspartner ein Ende habe und endlich Harmonie einkehren werde.

Gut, die Krone ist nicht das intellektuelle Leitmedium des Landes, aber einflussreich ist sie allemal. Mitunter sogar so einflussreich, dass gewisse Minister ihre Beamten extra arbeiten lassen, nur damit die Krone einen Tippfehler nicht ausbessern muss.

Konsens ist also angesagt. Und wer den Konsens bricht oder als Konsensbrecher ausgemacht ist, der "stehle weinend sich aus diesem Bund", um mit Schiller zu sprechen. Doch die Krone ist nur ein Repräsentant einer weitaus größeren Medienlandschaft, die letztlich die gleiche Prämisse verinnerlicht habt. Nun könnte man achselzuckend sagen, mein Gott, sollen die doch schreiben, was sie wollen. Papier ist geduldig, und in drei Tagen interessiert es schon niemanden mehr, was heute auf der Titelseite stand.

Ist dem wirklich so? Natürlich nicht. Gab es nicht einen Herrn Sarrazin, der ungeachtet seiner fachlichen Kompetenzen, die nie wirklich zur Disposition standen, seinen Posten verlor, weil er den Denkrahmen der Konsensokratie sprengte? Die entsprechenden Titelseiten sind längst im Altpapier gelandet, die Botschaft aber lebt in den Köpfen weiter. Und darauf kommt es an. Hätte Sarrazin virtuos mit Statistiken zu Budgetdefiziten, Produktivitätsprognosen und ähnlichen abstrakten Begriffen gespielt, wäre er heute noch in Amt und Würden. Denn ob das Budgetdefizit 160 oder 250 Milliarden ausmacht, ist dem Normalbürger ebenso unbegreiflich wie der Abstand des Sonnensystems zur nächsten Galaxie. Die Klitoris der Konsensokratie liegt jedoch in anderen Gefilden, nämlich dort, wo der Normalbürger bereits die Konsequenzen einer Entwicklung zu spüren beginnt, der er sich wehrlos gegenüber sieht und die so gänzlich anders aussieht, als sie von den politisch Verantwortlichen gezeichnet wurde. Denn offensichtlich sind die Heere der zugezogenen "Rentenzahler" noch nicht schlagkräftig genug, um die Probleme des Sozialstaats zu beheben, den sie eigentlich retten sollten. Und die Bevölkerung beginnt sich zu fragen, ob sie nicht einer Chimäre aufgesessen ist. Doch diese Fragen dürfen in der Öffentlichkeit nicht gestellt werden.

Sarrazin ist zwar ein bekanntes Beispiel, aber längst nicht das einzige. Sein Bekanntheitsgrad hat bestimmt dazu beigetragen, den Erfolg seines Buches zu steigern. Andererseits hat diese Popularität ihn nicht geschützt vor den Konsequenzen. Im Gegenteil, hier wirkte sie mit Sicherheit negativ verstärkend. Denn wenn selbst ein so nüchtern argumentierender Mensch und hervorragend vernetzter Politiker wie er angesichts der medialen Kampagne nicht ungeschoren bleibt, wer könnte es dann wagen, mit seinem Anliegen in die Öffentlichkeit zu treten? Und wurde nicht auch anderen Politikern wie Geert Wilders erfolgreich das Rassisten-Etikett umgehängt? Da überlegt man es sich gleich dreimal, ob man mit so einem assoziiert werden will oder nicht.

Ja richtig, wir haben viel zu verlieren. Nach der ökonomischen Theorie denkt der Mensch in der Kategorie des Grenznutzens. Er fragt sich also: Fahre ich besser mit oder ohne Sarrazin, mit oder ohne Wilders? Von der Theorie des Grenznutzens her gesehen, ist die Antwort eindeutig. Zumal, wenn man sein Häuschen in einer sicheren Gegend errichtet hat. Bleibt nur zu hoffen, dass die Gegend auch in absehbarer Zukunft sicher bleibt.

Wenn ich die Lage richtig deute, dann verhalten sich die Menschen einfach rational, wenn sie nicht aufbegehren, wenn sie gewisse Dinge nicht in der Öffentlichkeit ansprechen. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass Leute Dinge zu mir gesagt haben, die nicht für die Ohren der Konsensokratie bestimmt waren!

Zugegeben, ich bin nur einer von vielen, tauge mithin nicht zum Maßstab des vox populi. Doch wo liegt dieser Maßstab? Vielleicht sind die Online-Foren mancher Tageszeitungen ein besserer Gradmesser. Und siehe da! Man vergleiche einmal nur die Menge an Kommentaren die zu unterschiedlichen Themen abgegeben wird. Bei gewissen Themen wie Islam kochen die Foren regelmäßig über. Hier melden sich die Leute (anonym!) zu Wort. Ja, die Anonymität bietet den meisten genügend Schutz, um Dampf abzulassen, um das zu sagen, was die Konsensokratie bei Namensnennung niemals zulassen würde, was für den Einzelnen verheerende Konsequenzen hätte. Sarrazin lässt grüßen! Und die Gesetze zur Volksverhetzung tun ein Übriges.

Wer wollte es dieser Generation verdenken, dass sie lieber zu Valium greift, als die Stricke um die Straßenlaternen zu wickeln! Die alles entscheidende Frage ist nur: Wie lange wirkt das Valium?

2011/12/01

Unterlassene Hilfeleistung und keiner ist schuld

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie haben ein dringendes medizinisches Problem und rufen die Rettungszentrale an, damit eine Ambulanz Sie ins Krankenhaus bringt.

Was sollte dann geschehen? Klar, werden Sie sagen, die Ambulanz kommt und bringt Sie so rasch wie möglich ins Krankenhaus. Trivial, nicht wahr!

Doch leider nicht immer. Am 30. Januar diesen Jahres tat ein 23-jähriger Mann in Stockholm genau das. Er hatte Schwierigkeiten zu atmen, rief die Rettungszentrale SOS-Alarm und verlor während des Gesprächs sogar mehrere Male das Bewusstsein. Am anderen Ende der Leitung saß ein 52-jähriger Krankenpfleger, dessen Beurteilung es überlassen war, ob das Rettungsfahrzeug sich auf den Weg machen sollte oder nicht. Er entschied sich dafür, es nicht zu tun. Die Folge: Der junge Mann starb.

Der Fall ging vor Gericht, und das Urteil wurde gestern gesprochen. Der Krankenpfleger in der Einsatzzentrale wurde freigesprochen mit der Begründung, es sei nicht zweifelsfrei nachzuweisen, dass seine Handlungsweise zwangsläufig zum Tod des 23-jährigen geführt hätte. Mit anderen Worten: Der junge Mann hätte auch dann sterben können, wenn ihn eine Ambulanz abgeholt hätte.

Das ist in etwa so, als würde man nach einem verschossenen Elfmeter von Ballack sagen: macht nichts, der Schweinsteiger hätte wahrscheinlich auch daneben geschossen.

Und natürlich ist diese Argumentation nicht völlig von der Hand zu weisen. Wir wissen nie, was passiert wäre, wenn zu irgend einem Zeitpunkt eine andere Entscheidung getroffen worden wäre. Doch das ist philosophisches Räsonieren. Wenn man dies konsequent weiterverfolgt, dann ist letztlich keiner für seine Taten verantwortlich. Der Mörder könnte sagen: Wenn ich´s nicht getan hätte, dann wäre das Opfer möglicherweise später von einem Auto überfahren worden. Mit demselben Ergebnis. Was ist der Unterschied?

Es geht mir hier gar nicht darum, den Krankenpfleger um jeden Preis im Gefängnis sehen zu wollen. Das Frappierende an dem Fall ist vielmehr, wie das "System" gewisse Dinge handhabt. Da gibt es also jemanden, der am anderen Ende der Leitung nach eigenem Gutdünken entscheidet, ob jemand anderem Hilfe geleistet wird oder nicht. Der es in der Hand hat zu sagen: "Ja, Dir helfe ich" oder "Nein, Dein Fall ist nicht schwer genug". Wie will man das per Telefon entscheiden? Und niemand hinterfragt diese Praxis. Keiner kommt auf die Idee, dass in solchen Fällen stets die Ambulanz zur Stelle sein muss. Klar wird es auch Fälle geben, in denen sich hinterher herausstellt, dass ein Einsatz überzogen war. Aber man muss sich fragen, welcher Kollateralschaden schwerwiegender ist: Todesfälle durch Nichthandeln in Kauf zu nehmen oder unnötige Einsatzfahrten.

In dubio pro reo. Im Zweifel für den Angeklagten, so hat das Gericht entschieden. Wie wär´s, wenn sich die Rettungszentrale auf eine ähnliche Maxime festlegen könnte? In dubio pro morbido! Der eine oder andere würde es ihnen danken.

Leider ist dies nicht der einzige derartige Fall in Schweden. Ähnlich erging es vor etwa einem Jahr einer jungen Frau. Auch in diesem Fall bezahlte das Opfer mit seinem Leben.

2011/11/29

Klimahorror: Deutscher Wein wird besser!

Es ist schon erstaunlich, was der Klimawandel (nur keine Skepsis, bitte!) so alles bewirkt. Laut SpiegelOnline, der bekanntermaßen zuverlässigsten Informationsquelle des deutschen Sprachraums, häufen sich in den letzten Jahren die Auszeichnungen für deutsche Weine bei internationalen Weinverkostungen.

Der Grund: das wärmere Klima der letzten Jahre. Merkwürdig: die weltweiten Temperaturen haben in den vergangenen zehn Jahren keinen Zuwachs mehr erfahren. Die deutschen Reben scheint das aber nicht zu beeindrucken. Wahrscheinlich lesen sie einfach zu viele SpiegelOnline-Artikel....

Aber es ist nicht nur die steigende Qualität der Weine, die ins Treffen geführt wird (auch Produktionsmethoden können sich verbessern, aber das hat sich wohl noch nicht bis in die Spiegel-Redaktion herumgesprochen). Nein, selbst harte Zahlen untermauern, das Argument, dass der Weinanbau, besonders in Südeuropa, immer unlukrativer wird. So gingen etwa die spanischen Anbauflächen seit 1990 um ca. 30 % zurück. Der (Spiegel-)Grund: siehe oben.

Doch halt! Hier unterschlägt uns der Spiegel etwas. Denn es ist keineswegs nur das Klima, das die Weinbauern zur Aufgabe zwingt. Erinnern Sie sich noch, wie viele australische, südafrikanische, chilenische oder kalifornische Weine es 1990 in den hiesigen Regalen gab? Und wie viele gibt es jetzt? Genau, hier liegt ein ökonomischer, und wie ich meine hauptsächlicher Grund für die Probleme europäischer Weinbauern. Die Konkurrenz aus Übersee, die im übrigen hervorragende Weine herstellt und diese erfolgreich in unseren Breiten vermarktet.

Doch zurück zum Klima-Argument des Spiegels. Weinbau wird in Europa üblicherweise zwischen dem 30. und 50. Breitengrad angebaut. Nun, Brüssel liegt auf 50 Grad nördlicher Breite. Und gute Weine gibt es dort auch. Allerdings keine belgischen, oder zumindest so gut wie keine. Laut Spiegel soll sich aber das Weinbaufenster wegen des Klimawandels um 10 Grad nach Norden verschieben. Nun, Stockholm liegt bei 59,3 Grad. Bin schon gespannt, wann der erste Stockholm-Tropfen verkostet wird.

Und auch England kann sich schon bald wieder über auf eigener Erde hergestellte Weine freuen. Wieder? Ja, denn während der mittelalterlichen Warmperiode gab es dort etliche Weinanbaugebiete. Und zwar ohne dass jemand wegen des heißen Klimas geklagt hätte.

Klima hin oder her. Es geht doch nichts über einen guten Tropfen!
Womit sich wieder einmal eine alte Weisheit bestätigt hätte:

In vino veritas! 

2011/11/24

Prioritäten

...sind im Leben etwas unerhört Wichtiges. Nicht umsonst sagt man: Das Wichtigste zuerst!

Der Stern hat ein Extra-Heft herausgegeben, das den "heiligen Schriften" gewidmet ist. 5 große Weltreligionen werden dabei genauer unter die Lupe genommen, und bereits das Titelbild lässt klare Prioritäten erkennen: während 4 der 5 Religionen nur mit kleinen Bildern bedacht werden, ist der weitaus überwiegende Teil (gefühlte 85%) nur einer einzigen vorbehalten.

Welcher? Hier werden Sie geholfen!

Eines muss man den Stern-Redakteuren lassen: Sie sind immer am Puls der Zeit. Man will ja niemanden beleidigen! Oder?

2011/11/21

Zitat des Tages

Wenn Sie innerhalb des Marktes versagen, gehen Sie bankrott und werden durch bessere Konkurrenten ersetzt. Wenn ein Staat versagt, wird die Krise so lange verschleppt, bis die Märkte sich verweigern. Die aktuelle Krise ist also primär eine Krise schlechter Politik. 
Der Philosoph Vittorio Hösle in einem Interview in The European.

Rechtliche Schritte

...will die Türkei wegen der sogenannten Döner-Morde ergreifen, schreibt die Presse. Interessanter Vorschlag, der sich ausgezeichnet in die aktuelle Aufregung um die Braune Armee Fraktion (BAF), die Deutschland seit Tagen nicht mehr zur Ruhe kommen lässt, einfügt.

Wie wär´s mit einer präventiven Kriegserklärung? Deutsche Truppen stehen gerade in Afghanistan, da sollte man die Schwäche an der Heimatfront unbedingt nutzen.

Loyalitäten - US-Bürger und Islamist

Es gab also einen neuen Terrorplot in den USA. Doch weitaus interessanter als die Tatsache, dass es überhaupt dazu kommen konnte (solche Dinge sind bekanntlich niegänzlich auszuschließen), ist die Art und Weise, wie der Fall in den Medien aufbereitet wird.

Das Handelsblatt schreibt in seiner Einleitung:
Wieder New York, wieder ein US-Staatsbürger
Dass es sich bei dem Bombenbastler um einen Islam-Konvertiten handelt, wird erst an späterer Stelle offenbart. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Wir haben verstanden: "US-Staatsbürger" sind nun einmal wesentlich gefährlicher als (moderate?) Islamisten.

2011/11/18

Desertec - ab in die Wüste!

Desertec schwirrt als Phantom durch die Energiediskussion, die nach dem Tsunami in Japan zu einem völligen Ausstieg aus der Kernkraft anno 2022 führen wird. Zumindest in Deutschland. Österreich war da - wieder einmal - um etliche Jahre voraus und verabschiedete sich bereits 1978 von der Atomenergie.

Nun ist ja nichts dagegen einzuwenden, neue Energiequellen anzuzapfen. Und Solarenergie hat, auch wenn sie deutlich teurer ist, gewiss ihre Chance verdient.

Zugegeben, auf den ersten Blick ist die Idee, die dauerbesonnte Wüste zum Stromerzeugen zu nutzen, gar nicht so schlecht. Die Sache hat allerdings einen Haken: Zwischen den Wüstenkraftwerken einerseits und den Verbrauchern andererseits liegt ein größerer Teich, der erst mal überwunden werden will. So beträgt die direkte Entfernung zwischen Tunis und Rom fast 1000 km, und man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die benötigten Leitungen deutlich länger sein werden. Dies wird auch aus einem sehr schönen Wikipedia-Artikel klar (die Desertec-Webseite hält sich mit technischen Details interessanterweise sehr bedeckt, viel lieber wird da mit nichtssagenden Gemeinplätzen operiert).

Wenn man Strom von A nach B überträgt, kommt es zu Leitungsverlusten. Das ist physikalisch gesehen unvermeidbar. Und je länger die Leitung, umso größer die Verluste. Natürlich kann man die Verluste mit gewissen technischen Tricks eingrenzen, aber so ganz ohne geht es nicht. Die beste heute verfügbare Technologie ist die HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung), die zu einem Leistungsverlust von etwa 3 % pro 1000 km Leitungslänge führt.

Die Prognosen für Desertec gehen davon aus, dass ab 2050 jährlich 700 TWh an elektrischer Energie aus der Wüste nach Europa fließen werden. Gleichzeitig soll das HGÜ-Netz 3600 km lang sein. Nach Adam Ries bedeutet das, dass sich die Leitungsverluste sich auf mindestens 75 TWh belaufen.

Wieviel sind 75 TWh? Dies lässt sich am einfachsten so verdeutlichen: Isar 2 ist das deutsche Kernkraftwerk mit der höchsten Leistung und produziert im Durchschnitt 11 TWh pro Jahr. Mit anderen Worten: die erwarteten Leitungsverluste des Desertec-Projekts entsprechen der Stromproduktion von 7 (in Worten: sieben) Isar 2 Kraftwerken.

Ist es da nicht besser, die Solarpanele in Europa aufzustellen und die erzeugte Energie mit deutlich kürzeren Leitungen (und entsprechend geringeren Verlusten) an die Verbraucher zu liefern?

2011/11/15

Investor Gnadenlos

Erinnern Sie sich noch an Richter Gnadenlos? Das war der Spitzname für den ehemaligen Richter Ronald Schill,  für einige Zeit die politische Szene Hamburgs kräftig aufmischte.

Nach Richter Gnadenlos kommt jetzt Investor Gnadenlos. So liest es sich jedenfalls in der FTD:
Investoren kennen keine Gnade und bringen ein Land nach dem anderen in Schwierigkeiten.
Grausam, diese Leute. Und vor allem hat das ja überhaupt nichts mit den Schuldenexzessen irgendwelcher Regierungen zu tun. Weit gefehlt! Die Investoren sind´s die alle Länder in den Abgrund stoßen.

Erst die Spekulanten, dann die Investoren, aber niemals die Politiker! Wie war das noch mal mit den Swap-Geschäften der Stadt Linz?

Täterbeschreibung: Two men!

Ein 16-jähriges Mädchen wurde gestern in einem Park mitten in Stockholm von zwei Männern überfallen und vergewaltigt. Und zwar nicht zu mitternächtlicher Stunde, sondern gegen 8 Uhr abends. Die englischsprachige Internetzeitung The Local berichtet über das Ereignis und darüber, dass die Polizei sich an die Öffentlichkeit wendet, um zweckdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter zu erhalten.

Hier ist die Täterbeschreibung von The Local:

Police suspect two men were involved in the attack, which took place between 8pm and 8.30pm on Monday evening.

Ich bin sicher, dass nach diesem eindeutigen Täterprofil die Fahndung rasche Erfolge zeitigen wird. Die kommen nicht weit!

Gerade jetzt, wo ich aus dem Fenster blicke, sehe ich zwei Männer um die Ecke biegen. Die waren´s bestimmt! Ich ruf mal schnell die Polizei.

Vielen Dank jedenfalls an die Mitarbeiter von The Local für ihre "kultursensible Berichterstattung"!

Jetzt bin ich aber BAF

Na sowas! Da terrorisisiert ein Gangsterkleeblatt (ein braunes, klar, deswegen sind sie ja auch so gefährlich!) seit Jahren die Bundesrepublik, zieht eine Spur des Blutes durch die Lande, hält Volk samt Mutti in Angst und Schrecken - und keiner merkt es!

Weder Polizei noch Verfassungsschutz, noch die daueraktiven Rechtsbekämpfer von Spiegel, Stern und wie sie alle heißen, haben etwas gemerkt. Ja, was haben denn die ganzen Programme "gegen Rechts" gebracht? Ach ja, richtig - zu wenig Geld! Also lasst mal mehr Knete rüberwachsen, damit der Kampf gegen Rechts in Zukunft noch effektiver geführt werden kann.

Bestimmt war die tapfere Anti-Fa einfach nur zu sehr abgelenkt von Typen wie Sarrazin, Wilders und wie sie alle heißen. Und wer weiß, vielleicht steckten diese ja in heimtückischer Weise hinter dem Terrorplot. Wilders, Sarrazin, Broder und Co. als geistige Wegbereiter der allgegenwärtigen BAF? Wetten, dass das schon bald im Feuilleton zu lesen ist!

Da hilft nur eines: alles zensieren, die Medien (sorry, sind ohnehin schon größtenteils gleichgeschaltet) und vor allem das Internet!

2011/11/11

Armistice Day

Heute ist der 11. November. Beginn der fünften Jahreszeit für die Deutschen und Ende des 1. Weltkrieges für Engländer und Franzosen. In Belgien ist der 11.11. sogar ein staatlicher Feiertag. An diesem Tag trat also der Waffenstillstand (armistice) entlang der Westfront in Kraft.

Während in Deutschland kaum noch jemand um die Bedeutung dieses Tages weiß, lebt er in der Erinnerung der Völker westlich des Rheins weiter. Viel Zeit ist seither vergangen, und nur an manchen Flecken Flanderns wird man des einstigen Gemetzels gewahr: dort wo, wie in Ypern, die riesigen Soldatenfriedhöfe an jene erinnern, die für ihre Sache kämpften und doch das Ende dieser Sache nicht mehr erlebten.

Aber es ist nicht nur viel Zeit vergangen. Auch die Mentalitäten haben sich geändert. Wer würde heute noch monatelang im Schützengraben hocken wollen und sich mit Artillerie zuhageln lassen? Die Feindbilder, einst lebhaft und allgegenwärtig, sind verschwunden. Auch das ist Europa, abseits aller Rettungspakete und Schuldenkrisen. Wir Europäer schlagen uns nicht mehr die Köpfe ein, und das ist zweifellos eine europäische Erfolgsgeschichte. Gewiss, es liegt vieles im Argen, zu vieles. Aber darum geht es hier nicht, sondern darum, dass jene Millionen, die einst das Schlachtfeld nicht mehr lebend verließen, ein Mentekel hinterließen. Ein Menetekel, das zu einer veränderten Weichenstellung in Europa führte. Zu Wohlstand und Kooperation. Unsere Prosperität, unsere Friedenssattheit fußt gleichsam auf den Gräbern, deren Namen heute niemand mehr kennt. Und genau darum sollten wir sie nicht vergessen- auf beiden Seiten!

2011/11/10

Ich bin ein Taliban

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Thilo Sarrazin Recht hatte mit seiner These "Deutschland schafft sich ab", dann dürfte er jetzt endgültig vorliegen: der Bushido-Bambi.

Die Titelzeile stammt übrigens nicht von mir, sondern aus einem Song-Text des Rappers, der den diesjährigen "Bambi für Integration" verliehen bekommt. Mehr über die friedvolle, zart-besaitete Natur dieses Integrationskünstlers, die jedes feinfühlige Bildungsbürgerherz in freudige Erregung versetzt, findet man in einem überaus gelungen Text von Jennifer Nathalie.

Noch Fragen? Ja, eine: Ist Bushido eigentlich ein moderater Taliban?

2011/11/09

Staatliche Obhut

Kürzlich berichtete ich davon, dass ein schwedisches Gericht keine Volksverhetzung darin erkennen konnte, als ein somalischer Imam öffentlich dazu aufrief, Konvertiten zu ermorden. Bei diesen Dingen herrscht eben in Schweden eine sehr hohe Toleranzschwelle.

Wer nun meint, die Nordlichter nähmen alles so locker, der konnte sich kürzlich vom Gegenteil überzeugen, wie The Local berichtet. Da wurde in staatlich vorauseilender Fürsorge eine intakte Familie auseinander gerissen, mit unabsehbaren Folgen.

Was war geschehen? Nun, wie das oft geschieht, tollen kleine Kinder gerne in den Betten der Eltern herum. So auch in jener Familie, die zwei Töchter, drei und sechs Jahre alt, hat. Dass diese dabei, völlig unabsichtlich, auch mal sensible Körperteile (in diesem Fall des Vaters) in die Finger kriegen, ist wohl nicht ganz zu vermeiden. Die Eltern lösten das Problem, indem sie die hyperaktiven Hände einfach wieder in ungefährliche Regionen abdrängten. Es war also überhaupt nichts passiert, und somit gab es auch keinen Grund, weiter über diesen Sache nachzudenken. Ich nehme mal an, dass es Tausende solcher Fälle gibt.

Als die Mutter wenig später ihrer Schwester von dieser peinlichen Situation erzählte, nahm das Schicksal seinen Lauf. Die Schwester witterte einen Fall von Kindesmissbrauch und informierte sofort das Sozialamt (Socialstyrelsen, was eigentlich so viel heißt wie Sozialleitung, ein sehr vielsagender Name). Die Behörde waltete daraufhin ihres Amtes und nahm die Kinder sofort in Verwahrung, um weitere potentielle Missbräuche auszuschließen. Ermittlungen wegen Kindesmissbrauch wurden eingeleitet.

Selbst als die Ermittlungen keine stichhaltigen Beweise für den ursprünglichen Verdacht lieferten, wurden die Kinder den Eltern nicht zurückgegeben. Es dauerte mehr als zwei Monate, ehe die Familie wieder vereint war.

Und die Moral von der Geschicht: Sie können ruhig im öffentlichen Radio dazu aufrufen, Abtrünnige vom rechten Glauben einen Kopf kürzer zu machen, und niemand wird sie dafür belangen. Aber wehe, sie tollen mit ihren Kindern herum, dann stehen sie schon fast mit einem Bein im Gefängnis, und der Nachwuchs wandert in staatliche Obhut!

2011/11/03

Charlie Hebdo und kein Ende

Wer geglaubt hat, mit dem Brandanschlag auf das Redaktionsbüro auf Charlie Hebdo sei der jüngste Gewaltausbruch sensibler Gemüter zu seinem Höhepunkt, aber auch an sein Ende gekommen, der hat offenbar die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Denn inzwischen wurde die Website des Magazins charliehebdo.fr gehackt, was türkische Hacker für sich reklamieren. Der Grund: eine Publikation, die "den Glauben und moralische Werte" angreift. Na, was denn sonst!

Übrigens: In der Online-Ausgabe des österreichischen "Qualitätsmediums" Die Presse wird die aktuelle Charlie Hebdo-Geschichte mit keinem Wort erwähnt. Zugegeben, Medienmacher müssen ja nicht unbedingt solidarisch untereinander sein, oder? Und außerdem gibt es ja in Österreich eine Menge Leute, die vielleicht sogar beleidigt sein könnten. Nicht auszudenken, was dann passieren könnte! Na also, dann lieber den Kopf einziehen und - wie man auf österreichisch sagt - Goschn haltn!

2011/11/02

Wer braucht Terroristen?

Eine rhetorische Frage mit einer klaren Antwort: Niemand!

Trotzdem scheinen sie unser Denken zu beherrschen. Sicherheitsmaßnahmen hier und dort. Kürzlich fiel mir auf dem Wiener Flughafen wieder ein alter Witz von Otto aus den 1970er oder 80er Jahren ein:

Wenn ich auf den Flughäfen nicht dauernd nach Waffen abgesucht würde, hätte ich überhaupt kein Sexualleben mehr. 

Das ist natürlich extrem überspitzt, trifft aber einen wahren Kern. Jeder, aber auch wirklich jeder wird als potentieller Terrorist betrachtet, damit sich diejenigen, die tatsächlich terroristische Absichten hegen, nicht ausgegrenzt fühlen müssen. Also darf jeder an einer Behandlung teilhaben, die einem Verdächtigen vorbehalten sein sollte. Es wird so getan, als umfasse der Kreis der Verdächtigen die Gesamtheit aller Flugreisenden. Schließlich soll es ja keine Sonderbehandlung geben, sondern alle sollen der gleichen Prozedur unterworfen werden.

Wenn wir auf das vergangene Jahrzehnt zurückblicken, dann fällt auf, dass es zwar einige Terroranschläge gegeben hat, die in ihrer weitaus überwiegenden Mehrzahl auf das Konto einer bestimmten ideologischen Strömung geht, deren Namen hier nicht genannt werden soll (potentielle Volksverhetzung!). Das macht aber nichts, denn jeder weiß ohnehin, wer gemeint ist. Das ist dann sozusagen jene Maus, die die Katze der politischen Korrektheit nie zu fassen kriegt. Denn natürlich mag man den Gebrauch des einen oder anderen Wortes per Gesetz verbieten und unter Strafe stellen. Jedoch lassen sich alle Dinge auch mit anderen Namen belegen oder eben süffisant umschreiben, wodurch die gesetzgeberische Absicht wieder unterlaufen wird.

Doch zurück zu den Terroristen, zumal jene einer bestimmten ideologischen Richtung. Es gab in der Tat nicht viele Anschläge in Europa und die Zahl der Opfer hielt sich auch in Grenzen. Im gleichen Zeitraum starben wesentlich mehr Menschen etwa im Straßenverkehr. Statistisch gesehen ist das völlig unzweifelhaft. Aus der Sicht der Statistik ist es eben weitaus wahrscheinlicher, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, als durch einen Selbstmordattentäter. Denken Sie daran, wenn Sie nächstens wieder ins Auto steigen!

Obwohl also die objektive Wirkung terroristischer Aktivitäten vergleichsweise gering ist, ist unsere Angst vor ihnen überproportional groß. Und genau das ist es, worauf es ankommt. Es ist gar nicht entscheidend, ob sich einer oder zehn irgendwo auf einem Flughafen, in einem Zug oder sonstwo in die Luft jagen. Allein die Tatsache, dass es geschehen könnte, schränkt unseren Handlungsspielraum bereits deutlich ein.

Aus der Sicht der Terroristen ist das praktisch eine win-win-Situation: sie sparen sich den Aufwand, Anschläge zu planen und auszuführen, und andererseits versuchen maßgebliche Kräfte in Politik und Medien alles zu vermeiden, was diese potentiellen Bomben jemals aktivieren könnte. Dies entspricht dem, was ich seit vielen Jahren als eine Minimax-Strategie bezeichne: mit minimalem Aufwand das Maximum erreichen. Es bedarf also gar keiner Bomben, Sprengstoffgürtel etc., um die gewünschte Wirkung zu erzielen: Angst, "Respekt" oder das, was von gewissen Leuten dafür gehalten wird, und eine entgegenkommende Haltung.

Als Mao Zedong sich anschickte, die Machthaber Chinas aus ihren Palästen zu entfernen, um seine eigenen Rechtsvorstellungen umsetzen zu können, musste er in einem langjährigen Guerillakrieg noch Hunderttausende eigener Soldaten opfern, ehe er am Ziel war. Heute braucht es keine gut trainierte, kampffähige und vor allem zahlreiche Untergrundarmee mehr, um irgendwann einmal Einfluss auf politische Entscheidungen zu gewinnen. Es genügt vielmehr eine latente Drohung mit isolierten Aktionen, um bereits weitreichende Wirkungen zu entfalten. Und vor allem, je öfter dieses Spielchen funktioniert, umso erfolgreicher wird es. Entscheidend ist nur, den nötigen moralischen Druck aufrechtzuerhalten. Alles andere ergibt sich dann quasi von selbst.

Die Funktionalität der Terroristen ist also wesentlich virtuell. Und ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass diese Strategie noch wesentlich erfolgreicher ist, als eine endlose Reihe von Terroranschlägen. Denn würde es tatsächlich zu ständigen Attacken kommen, dann könnte die Stimmung im Volk schnell umkippen. Das wiederum könnte die langfristigen Ziele nicht nur der Terroristen, sondern auch jener Leute, die ihnen nahe stehen und vielleicht sogar wichtige Funktionen ausüben, empfindlich beeinträchtigen. Insofern ist die virtuelle Drohung einfach effektiver.

2011/10/27

Zitat der Woche

...denn wo gehebelt wird, da fallen Späne. 
Das Zitat stammt aus Burkhard Müller-Ullrichs kleiner Abhandlung über Geldvermehrung, Liquidität und Hebel. Lesenswert und topaktuell!

2011/10/24

5 Minuten vor dem Abpfiff

... das Spielergebnis vorherzusagen, ist nun wirklich keine Kunst. Insofern erstaunt es, dass so viele Kommentatoren (und Blogger) so erstaunt darüber sind, dass die Islamisten in Tunesien die Wahl gewonnen haben. Jeder Krake hätte das vorhersagen können.

Die Islamisten (moderate, versteht sich) werden also die Macht übernehmen. Und man kann sich schon entspannt darauf vorbereiten, dass exakt das Gleiche in Libyen, Ägypten, Jerusalem (steht zumindest implizit auf der Agenda) geschehen wird. Zugegeben, letzteres Ziel wird den einen oder anderen Märtyrer erfordern, aber was opfert man nicht alles für höhere Ziele!

Viel spannender als diese kurzfristigen Vorhersagen dürfte jedoch die Frage sein, wann es denn endlich in unseren Breiten soweit sein wird. Wir wollen doch den arabischen Frühlingsgefühlen nicht nachstehen. Oder?

2011/10/21

Was Hate Speech ist und was nicht

Volksverhetzung ist eine üble Sache, keine Frage. Man stelle sich vor, ein weltbekannter Staatenlenker verkündet während einer öffentlichen Veranstaltung, dass ein bestimmtes Land (welches wohl?) von der Landkarte verschwinden müsse. Dann ist das - erraten! - KEINE Volksverhetzung. Schließlich ist der Mann für manche Länder wie Österreich oder Deutschland ein wichtiger Geschäftspartner. Also gut, das Beispiel ist nicht so passend.

Anderes Beispiel. The Local, Schwedens englischsprachige Online-Zeitung, berichtet über folgende Kleinigkeit: Am 15. September 2011 sagte ein somalischer Imam im öffentlichen Schwedischen Radio (SR), dass alle, die vom Islam abfielen, getötet werden müssten. So weit, so klar. Auch das ist - schon wieder erraten! - KEINE Volksverhetzung, wie soeben der zuständige Staatsanwalt festgestellt hat. Begründung: Der Moderator der Sendung habe dem Imam widersprochen! Davon, dass letzterer deswegen seine Meinung geändert hätte, wird jedenfalls nichts berichtet.

Hier noch zwei Leckerbissen zu dieser Sache im O-Ton (The Local):
Had the presenter not reacted as he did to the imam's statements, JK might have investigated the matter further.
JK bezeichnet hier den zuständigen Staatsanwalt. Mit anderen Worten: Der Imam hatte einen wahren Schutzengel in Form des Moderators. Andernfalls hätte der Staatsanwalt (möglicherweise?) die Sache weiter verfolgt.

Zweite Kostprobe. Kommentar aus dem Büro des Staatsanwalts:
The statement was based on personal faith and the ceiling is pretty high when it comes to that kind of statement. 
Die Decke ist also ziemlich hoch. Kein Wunder bei den hoch gewachsenen Schweden. Jedenfalls verstehe ich jetzt besser, was es heißt, sich nach der Decke zu strecken.....

Fazit: Wir haben wieder etwas dazu gelernt. Immerhin wissen wir jetzt, was - unter den entsprechenden Umständen, versteht sich - NICHT als Volksverhetzung zu gelten hat.

Dann wollen wir mal hoffen, dass die allerorten stattfindende Verschärfung der Volksverhetzungsparagrafen nicht umsonst durchgeführt wurde. Schließlich werden unsere Volksvertreter für ihre unermüdliche Arbeit bezahlt. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wenigstens der eine oder andere arglos geäußerte Witz seine gnadenlosen Richter finden wird. Denn die Gesetzte gelten schließlich für alle in gleicher Weise - oder etwa nicht?

2011/10/20

Wo ein Wille ist

... da ist auch eine Moschee. Zumindest in Schweden. In Jukkasjärvi, dem Heimatort des weltberühmten Eishotels, hat man jedenfalls die feste Absicht, im nächsten Jahr eine entsprechende Eismoschee zu errichten. Man kann nur hoffen, dass den Besuchern nicht die Zehen einfrieren, wenn sie in guter alter Tradition barfuß über den Boden laufen müssen. Inschallah Lappland!, kann man da nur sagen.

2011/10/18

Schrumpfklima

Die jüngste Hiobsbotschaft zum Klimawandel findet sich auf SpOn: schrumpfende Tiere und Pflanzen! Stellen Sie sich vor, Ihr Rottweiler Nero wird mit jedem Grad Erderwärmung um einen Zentimeter kleiner. Da ist es nicht schwer sich auszurechnen, bei welcher Globaltemperatur Nero auf Dackelgröße geschrumpft sein wird.

Doch zurück zu den harten wissenschaftlichen Fakten. Das Soay-Schaf ist, wie emsige Forscher festgestellt haben, seit 1985 um 5% geschrumpft. Sie haben noch nie etwas vom Soay-Schaf gehört? Macht nix. Es existiert trotzdem! Und es ist auch nicht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Aber wer weiß, was noch kommt. Der Klimawandel macht (fast) alles möglich.

Wenn wir eine Generationenfolge von 5 Jahren zugrunde legen, dann bedeutet das, dass seit 1985 jede Generation im Schnitt um 1% kleiner war als die vorhergehende. Damit lässt sich arbeiten. Mit dieser Schrumpfungsquote lässt sich ausrechnen, dass das Soay-Schaft nach 340 Generationen, also etwa 1700 Jahren auf Mausgröße geschrumpft sein wird. Und das alles nur wegen dem Klima! Um das zu verhindern, zahlen wir doch gerne eine CO2-Steuer! Wer will schon in 1700 Jahren auf diese Winzlinge hinabblicken?

Merkwürdig nur, dass einige der größten Landsäugetiere wie Elefanten, Giraffen und Flusspferde bevorzugt in den wärmeren Zonen unseres Planeten leben, während die Spezies der kälteren Klimazonen vergleichsweise kleiner ausfallen. Aber das ist zugegeben nur eine gefühlte Statistik. Andererseits ist es auffällig, dass die Dinosaurier, eben nicht gerade kleinwüchsig, in tropischen Klimaten ihr Dasein fristeten.

Aber zur Zeit der Dinosaurier gab es auch noch keinen Menschen gemachten Klimawandel. Das Klima wandelte sich damals ganz von selbst und unbeeindruckt von internationalen Konferenzen und Klimaprotokollen. Und wer weiß, vielleicht hätte ja das Aussterben der Dinos verhindert werden können, wenn nur ein paar tüchtige Politiker und Klimaschützer der Natur ihren Weg vorgegeben hätten. Da sieht man wieder, wohin es führt, wenn nicht die helfende Hand des Menschen eingreift. Und wir könnten heutzutage die Dinos im Zoo bewundern und vielleicht sogar in einem Nationalpark.

2011/10/17

Fehlbesetzung

Seit Monaten ist es unübersehbar: Es tut sich etwas in der arabischen Welt. Frühlingsgefühle überall, bis in den Herbst hinein (und wer weiß wie lange noch), garniert mit gelegentlichen Gewaltorgien (auch gegen Ungläubige, aber nicht nur). Macht aber nix. Wir im Westen sind stolz darauf, dass die Generation Facebook endlich das Szepter in die Hand nimmt und den energiepolitisch sensibelsten Teil unseres Planeten erfolgreich destabilisiert.

Bei so viel Aufbruchsstimmung kann man in unserem Teil der Welt jedoch nicht zurückstehen. Es sähe ja so aus, als hätte nur die arabische Jugend (mit oder ohne Vollbart) Feuer in der Seele, während wir uns vor dem Fernseher räkeln. Das kann so nicht bleiben, mögen sich einige Vollzeitaktivisten gedacht haben und suchten sich ein passendes Thema, um auch mal in den Medien präsent zu sein. Occupy Wall Street wurde daraus.

Dass es immer ein paar Leute gibt, die gegen irgendetwas sind, ist nicht weiter erstaunlich. Entscheidend sind vor allem zwei Dinge: erstens wie sich die Protestler verhalten, und zweitens wie das System mit den Protesten umgeht. Dieses Wie ist irgendwo auf einer Skala zwischen gewaltsam und gewaltlos angesiedelt.

Nun ist die westlich-demokratische Art mit Protesten umzugehen, relativ handzahm verglichen mit dem, was man üblicherweise aus dem Nahen Osten zu hören bekommt. Die politische Klasse hat eben Angst, dass die Reaktion der Sicherheitskräfte zu drastisch ausfallen könnte. Es ist aus ihrer Sicht eben leichter verschmerzbar, wenn drei Menschen in einer Athener Bankfiliale durch das Werk der Chaoten zu Tode kommen, als wenn drei gewaltsame Demonstranten im Straßenkampf ihr Leben verlören. Gott behüte! Die Medien würden sich auf die Behörden und die verantwortlichen Politiker einschießen. Der zuständige Minister müsste zurücktreten und einige Beamte würden vom Dienst suspendiert. Wenn man sich die Verletztenzahlen bei derartigen Zusammenstößen ansieht, dann ist (zumindest in Deutschland) üblicherweise die Zahl der Verletzten auf Seiten der Polizei stets deutlich höher als diejenige auf Seiten der Demonstranten. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die Vorgehensweise der jeweiligen Seite ziehen.

Abgesehen von der schlechten Presse kann man sich aber auch andere Gründe für das zurückhaltende Verhalten der Polizei vorstellen. Schließlich könnten sich auf Seiten der Protestler eine Menge politischer Talente befinden, die man doch nicht so einfach verheizen sollte. Es soll ja auch Streetfighter gegeben haben, deren Marsch durch die Institutionen im Ministeramt endete. Auf solche Hoffnungsträger will man doch nicht verzichten, oder?

Doch zurück zu OWS. Nachdem die Medien zunehmend über deren Aktivitäten und Anliegen berichteten, wurde es unausweichlich, dass auch die Politik Stellung beziehen musste. Außerdem begann sich die Bewegung - dank Facebook (?) und Medien - allmählich auf andere Länder auszubreiten. Und da die Medien auf OWS und deren friedliche Demonstrationspraxis überwiegend positiv reagierten, galt es die bestehende Stimmung (im Volk oder doch eher in den Medien?) eilig aufzunehmen. Wer zu spät kommt, den bestraft.... Man kennt das.

Und genau hier trat ein Paradoxon zu Tage, dass einigen Wohlmeinenden entgangen sein dürfte. Nicht nur, dass sich Politiker mit Forderungen solidarisierten, die ihrem eigenen Wirken entgegenstanden. Vielmehr beweist es ein gehöriges Maß an Chuzpe, wenn sich Vertreter der politischen Klasse, deren Agenda aus Schulden machen, Schulden machen und nochmals Schulden machen bestand, nun gegen jene wenden, die ihnen beim Schulden machen am treuesten zur Seite standen, nämlich die Banken. So kommt zur Unfähigkeit, die selbst verantwortete Krise zu meistern, auch noch die Dreistigkeit, anderen den Schwarzen Peter dafür zuzuschieben. Und diese Leute wundern sich darüber, dass ihre Glaubwürdigkeitswerte stets am unteren Ende der Skala angesiedelt sind?

Gewiss, die Banken tragen auch ein gehöriges Maß an Verantwortung für den gegenwärtigen Schlamassel, und es wäre, aus meiner bescheidenen Sicht, nur gerecht, wenn man die eine oder andere einfach gegen die Wand fahren ließe (andere Betriebe können auch pleite gehen). Aber genau  hier klinken sich wieder die Politiker ein, die unablässig daran arbeiten, gerade das zu verhindern. Oder ist die Bankenschelte einfach nur der Preis für ihren selbstlosen Einsatz?

Auf den arabischen Frühling folgt der europäische Herbst. Bald wird es Winter. Mal sehen, was dann kommt.

2011/10/13

Nomen est omen

... sagten die alten Römer und meinten, der Name sage etwas über seinen Träger aus. Und tatsächlich, lateinische (Bei)Namen wie Tacitus (der Schweigsame), Cicero (Kichererbse) und Africanus vermitteln spezifische Informationen über die Genannten.

Doch die Verbindung zwischen Namen und Personen endete nicht mit dem Untergang des römischen Reiches. Bis in unsere Tage enthalten Namen oft Bedeutsames über den Ursprung oder das soziale Milieu von Menschen, oder auch über ihren ideologischen Hintergrund. Gab es schon mal einen Papst mit Namen Ali oder Mohammed? Na also! Bei Papparazzi sieht das hingegen schon ganz anders aus.

Auch wenn im Zeitalter der Migration und ihres ominösen Hintergrundes diese Abgrenzungen langsam zu verschwinden scheinen, so ist doch klar, dass jemand der, sagen wir, Ustinow heißt, seine hauptsächlichen Vorfahren nicht in Oberbayern haben dürfte. Ähnlich verhält es sich mit Namen wie Rodriguez, Yamamoto und Schicklgruber. Letzerer dürfte auf einen österreichischen Ursprung verweisen.

Was jedoch bislang nur der eigenen aufmerksamen Beobachtung aufgefallen war, nämlich dass Nomen tatsächlich etwas mit Omen zu tun haben kann, ist nunmehr auf wissenschaftliche Weise untermauert. Schwedische Forscher haben in emsiger Kleinarbeit herausgefunden, dass Namen, die auf -y enden auf einen bestimmten sozioökonomischen Status verweisen. Ja mehr als das. Namen wie Benny, Conny oder Ronny sind auch in Hinblick auf Kriminalitätsrate überrepräsentiert.

Also mal ehrlich: Würden Sie jemandem, der Ronny heißt, einen Gebrauchtwagen abkaufen? Na eben! Da schwingt doch schon der mafiöse Hintergrund mit. Oder etwa nicht?

Die alles entscheidende Frage ist jedoch folgende: Macht der Name die Träger zu dem, was sie sind? Oder ist es vielmehr so, dass gewisse Namen in bestimmten Milieus einfach häufiger anzutreffen sind?

Nachdem ich nicht zu jenen Leuten gehöre, die meinen, bei der Namensgebung würde quasi ein gewisses Karma auf den jungen Erdenbürger übertragen, neige ich zu letzterer Auffassung. In bestimmten sozialen Milieus sind gewisse Namen einfach "normal", während sie in anderen so gut wie nicht vorkommen. Oder könnten Sie sich vorstellen, dass einen Familie mit afghanischem Mihigru ihren Sohn Florian nennen wird? Umgekehrt habe ich noch nie gehört, tiefgläubige Christen ihren Stammhalter Mehmet nannten. Andererseits, so meine weitere These, üben diese sozialen Milieus einen gewissen Einfluss auf den weiteren Lebensweg eines Kindes aus. Wenn also jemand in eine zünftige Verbrecherfamilie hineingeboren wird, dann sind seine Chancen, eines Tages im Knast zu landen, eben größer als die von jemandem, der einer ehrwürdigen Bankiersfamilie entstammt. Wobei natürlich zu klären wäre, wie ehrwürdig Bankiersfamilien... Doch das ist eine andere Frage.

2011/10/09

Der arabische Frühling

... wird langsam heißer. Darauf deuten jedenfalls Schlagzeilen wie diese


hin, die sich - langsam aber sicher - allmählich häufen. Die Überschrift suggeriert, wie sich das politisch korrekt gehört, ein unbotmäßiges Verhalten der ägyptischen Christen. Wer auch sonst könnte sich daneben benehmen, wenn nicht die aufsässige christliche Minderheit, die sich einer deutlichen Mehrheit von Anhängern der Religion des Friedens gegenüber sieht.

Mal sehen, was die Generation Facebook in Ägypten so zustande bringt. Die bisherige Bilanz ist jedenfalls nicht gerade berauschend. Und das Beste ist bestimmt noch zu erwarten.

Vielleicht werden wir uns schon bald wieder nach Mubarak zurücksehnen. Aber dieses Kapitel ist wohl endgültig vorbei. Stimmt: Mubarak war ein schlimmer Diktator. Und jetzt herrscht bekanntlich Demokratie am Nil. Vielleicht ist es ja auch nur eine gelenkte Demokratie. Fragt sich nur, wer diese Demokratie lenken wird. Und vor allem, wohin.

2011/10/01

Moderate Taliban

Die Hoffnungen des Westens oder vielmehr jener Vertreter der chattering classes, die für sich in Anspruch nehmen, die Werte des Westens zu vertreten, ruhen seit geraumer Zeit auf den sogenannten moderaten Taliban. Was das sein soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Jedenfalls müssen diese Leute so moderat sein, dass man schon seit etlichen Jahren von Verhandlungen mit ihnen spricht, ohne jemals greifbare Resultate zu bekommen außer: Selbstmordattentäter, Selbstmordattentäter und nochmals Selbstmordattentäter. Gut, gelegentlich ist auch eine Sprengfalle dabei. Aber das macht die Sache auch nicht besser.

Einer der diese Leute eigentlich besser kennen muss als all die hochgelehrten westlichen Diplomaten, hat jetzt immerhin die Nase voll: Präsident Karsai will nicht mehr mit den Taliban sprechen. So schreibt jedenfalls das Handelsblatt.

Da werden die moderaten Taliban aber ganz böse werden, wenn sie keine getarnten Selbstmordbomber mehr zu Gesprächsrunden schicken dürfen. Zu dumm aber auch. Man sollte doch immer auf die gutmenschlichen Intellektuellen des Westens hören und nie die Hoffnung auf eine Gesprächslösung aufgeben.

Schade dass Churchill seinerzeit diese Gesprächsmasche noch nicht heraus hatte. Die Geschichte hätte gewiss einen anderen Verlauf genommen.

2011/09/29

Von Schweden lernen heißt...

... SICH integrieren lernen.

Ok, es ist noch nicht alles perfekt im Volksheim. Noch hapert es ein wenig mit den Sprachkenntnissen eines Durchschnittschweden in so relevanten Idiomen wie Somalisch, Arabisch, den afghanischen und anderen kulturbereichernden Dialekten. Aber man gibt sich Mühe.

Und so tummeln sich Scharen von Dolmetschern in den Räumlichkeiten der Arbeitsvermittlung. Weil es ja sonst keine Möglichkeiten gibt, mit den arbeitslosen Somalis und anderen Neuschweden zu kommunizieren.

Was natürlich die Frage aufwirft, wie vermittelbar diese Leute überhaupt sind, wenn sie weder der Landessprache noch des Englischen ausreichend mächtig sind. Könnte das einer der Gründe sein, dass deutlich mehr als 50% aller aufgenommenen Flüchtlinge auch nach neun Jahren im Lande immer noch ohne Beschäftigung sind, wie eine Untersuchung kürzlich zu Tage gefördert hat?

Aber wie gesagt: Es kann immer noch besser werden. Ich schlage vor, dass diesen Leuten auch am Arbeitsplatz ein Dolmetsch zur Seite gestellt wird. Auf Steuerzahlers Kosten. Versteht sich. Erst dann wird das klappen mit der Integration - der Schweden.

2011/09/02

Die Ostsee graben oder Was Menschen möglich ist

Wenn es nach den Grünen oder wenigstens nach grün angehauchten Seelen geht, dann ist der Mensch der größte Zerstörer der Natur, imstande das Angesicht unseres Planeten tiefgreifend zu verändern. Der Klimawandel dient im Allgemeinen als Beleg für diese zerstörerische Kraft. In dieser Frage ist bestimmt noch nicht das letzte Wort gesprochen. Mal sehen, welche Wendung diese Chimäre noch nehmen wird.

Gleichwohl ist es interessant, sich zu überlegen, welchen Aufwand man machen müsste, um gewisse spürbare Veränderungen in der Natur zu hinterlassen. Nehmen wir als Beispiel die Ostsee.

Die Ostsee ist ein Produkt der letzten Eiszeit und somit kein ursprüngliches Meer auf unserem Planeten. Sie ist auch, verglichen mit anderen Meeren, nicht besonders groß.

Überlegen wir uns, welchen menschlichen/technischen Aufwand es erfordern würde, die Ostsee mit den uns zur Verfügung stehenden technischen Mittel aus zu graben. Nehmen wir als Beispiel den leistungsstärksten Bagger, der im westdeutschen Braunkohletagebau Dienst tut: der Schaufelradbagger 288, der täglich 240 000 m3 bewegen kann. Wie lange würde er brauchen, um die gesamte Ostsee mit einem geschätzten Rauminhalt von 20 000 km3 auszuschaufeln?

Nun, die Tagesleistung von 240 000 m3 entspricht genau 0,00024 km3. Durch letzteren Wert müssen wir also das Volumen der Ostsee dividieren, um herauszufinden, wie viele Tage der Bagger mit seiner Arbeit beschäftigt ist. Es sind mehr als 83 Mio. Tage, was in Jahre umgerechnet einer Dauer von mehr als 228 000 Jahren entspricht. So lange wäre also ein Hochleistungsbagger beschäftigt, um die relativ kleine Ostsee aus der Erdkruste zu schürfen.

Gut, wir sind eine hochtechnisierte Gesellschaft und können uns den Einsatz mehrerer Grabegeräte leisten. Dennoch: zehn dieser Bagger benötigen immer noch fast 23 000 Jahre.

Der natürliche Entstehungsprozess der Ostsee verlief über ca. 12 000 Jahre. In unser Baggerszenario umgerechnet bedeutet das, dass wir 20 der besten Schaufelradbagger im Einsatz haben müssten, um die Ostsee in der gleichen Zeit wie die Natur in ihre heutige Form zu bringen.

Was wir hier dezent vernachlässigen, sind die volkswirtschaftlichen Kosten, die mit einem derartigen Aufwand verbunden sind. Immerhin hätten wir bereits in der Jungsteinzeit zu graben beginnen müssen, um in der Gegenwart fertig zu sein. Ganz abgesehen davon, dass die Steinzeitbewohner noch ein erhebliches Stück weit vom modernen Schaufelradbagger entfernt waren. Aber das nur am Rande. Dazu kämen noch logistische Probleme, der erforderliche Energieeinsatz etc.

Soviel zu den zerstörerischen Fähigkeiten der Spezies homo sapiens. Wir müssten uns ganz schön anstrengen, um ähnliche Veränderungen zustande zu bringen wie Mutter Natur, ganz gleich ob es um Erdbeben, Tsunamis, das Ausschürfen von Meeresbecken oder ähnliches geht. Ich fürchte, in Sachen Klimawandel sieht die Lage nicht anders aus.









2011/09/01

Loyalitäten oder Arminius als Verräter

Die Geschichte ist bekannt: der Germane Arminius (später wurde daraus Hermann) lockte drei römische Legionen unter dem Kommando des Varus in einen Hinterhalt und rieb sie vollständig auf. So geschehen im Jahre 9 n. Chr.

Möglich war ihm dies aus folgenden Gründen:

  • Arminius genoss das Vertrauen der Römer und kannte das römische Militärwesen wie seine sprichwörtliche Westentasche. So war er unter anderem Hilfstruppenkommandeur unter Tiberius und hatte Feldzugserfahrung. 
  • Er wusste um die Kampfstärke der Legionen, aber auch um deren Schwächen, wenn sie nicht ihre räumliche Wirkung entfalten konnten. 
  • Er war persönlich mit Varus bekannt und nutzte dieses Vertrauensverhältnis, um diesen in die Falle tappen zu lassen. 
  • Er gestaltete seinen Schlachtplan so, dass die Römer ihre militärischen Qualitäten nicht zur Wirkung bringen konnten. 
Natürlich kann man sagen: Krieg ist Krieg, aber die Hinterhältigkeit, mit der Arminius zu Werke ging, ist doch erstaunlich. Denn mit seinem Stamm, den Cheruskern, pflegten die Römer freundschaftliche Kontakte, und ihre Mitglieder genossen erhebliche Privilegien. Und als Freund Roms zu gelten, war damals ein gewaltiges Privileg. Darüber hinaus ließen sich die Römer nicht lumpen, wenn es darum ging, ihre Verbündeten bei Laune zu halten. 

Was auch immer seinen Sinneswandel ausgelöst haben mag: persönlicher Ehrgeiz, die Rivalität zu anderen, romfreundlichen Germanen wie Marbod, wir werden es nie wissen. Entscheidend ist jedoch, dass er, der Insider mit intimsten Kenntnissen der feindlichen Kriegsmaschinerie, plötzlich seine Vorliebe für den eigenen Stamm entdeckte. Daraus resultierte letztlich sein mörderischer Plan. 

Es war nicht das erste und auch nicht das einzige Mal, dass der römischen Hausmacht derartiges widerfuhr. Auch andere "Verbündete" entdeckten irgendwann ihre Liebe zu den eigenen Stammesbrüdern und verzichteten auf ihre Privilegien. Das Imperium ging deswegen nicht unter, zumindest nicht gleich. Aber eine zentrale Schwäche des Systems war offenkundig geworden. 

Es ist eben ein Risiko, wenn man Leuten, die der eigenen Kultur fernstehen, zu großes Vertrauen entgegen bringt. Wie sicher kann man sich der Loyalität von Menschen sein, die mit Privilegien und Sonderrechten gehätschelt werden, es sich dann aber doch "anders überlegen" und auf die gegnerische Seite wechseln? 








2011/08/26

Menschenrechte in Libyen

Amnesty International weiß zu berichten, dass in Libyen sowohl das in Auflösung befindliche Regime als auch  die Rebellen massiv Menschenrechte verletzen, indem Gefangene gefoltert würden und ähnliches.

Da reibt man sich verdutzt die Augen.

Libyen, das noch bis zum 1. März 2011 im UN-Menschenrechtsrat vertreten war (und es wohl ohne den Vormarsch der Rebellen immer noch wäre), das von mächtigen Staatenlenkern wie Silvio Berlusconi und Bruno Kreisky aber auch von weniger wichtigen, sich dafür aber umso wichtiger nehmenden Weltverbesserern wie Jean Ziegler katzbuckelig hofiert wurde - dieses Libyen soll Menschenrechte verletzt haben? - Unglaublich! Und wir dachten immer, es wäre eine Oase der Brüderlichkeit zwischen Öl und Wüstensand.

Und die Rebellen sind, so scheint es, auch nicht wirklich besser. Wer hätte das gedacht! Auf den Fernsehbildern sehen sie immer aus wie eine Bande von Straßenräubern mit ihren Kalaschnikows, die sie dann auch mal ganz zwanglos Kindern zum Ausprobieren überlassen. Sieht doch ganz putzig aus, oder? Wer würde solchen Leuten auch nur das Krümmen eines Fliegenhaars zutrauen?

Merkwürdig. Dass der nordafrikanische Wüstenstaat bislang eine knallharte Diktatur war, scheint sich in den chattering classes des Westens nur langsam herumzusprechen. Aber glücklicherweise dauerte der Umbruch ein paar Monate. So hatte man Zeit, in aller Ruhe die Seiten zu wechseln. Es war eben der "Arabische Frühling" angesagt. Und wenn Frühlingsgefühle herrschen, ist das Blickfeld mitunter ein bisschen eingeschränkt. Ist doch verständlich. Oder?






2011/08/24

Alles Nazis

Haben wir uns doch schon immer gedacht, dass Schweden ein Hort der Nazis ist.

Gemeint sind natürlich nicht jene Nazisympathisanten mit nahöstlichem Migrationshintergrund, die bei gewaltsamen antisemitischen Demonstrationen schon mal lautstark bekunden, dass sie am liebsten dort weitermachen würden, wo ein anderer Obernazi vor knapp 70 Jahren aufhören musste. Von denen geht ja bekanntlich überhaupt keine Gefahr aus. Außerdem würde man sich sofort und reflexartig dem Vorwurf des Rassismus aussetzen, wagte man es, diese kulturbereichernden Elemente zu kritisieren.

Gemeint sind vielmehr jene, die eben nicht dafür bekannt sind, dass sie Kritik mit offener Gewalt beantworten. Kürzlich war wieder einmal die schwedische Königin Silvia (Jahrgang 1943) an der Reihe. Oder vielmehr ging es nicht um sie, sonder um ihren Vater und dessen Nazivergangenheit. Aber der Vater lebt schon lange nicht mehr, und deswegen geht es irgendwie ja doch um sie. Denn egal wie oft in seiner persönlichen Vita herumgeschnüffelt wird, er wird deswegen nicht öfter im Grab rotieren. Ganz offensichtlich geht es den schwedischen Medienleuten darum, einer Person, die am Ende des Zweiten Weltkrieges keine zwei Jahre alt war, am Zeug zu flicken.

Es versteht sich von selbst, dass sich für derlei Ambitionen vor allem jener Personenkreis eignet, der mit einem gewissen Bekanntheitsgrad gesegnet ist. Denn würde sich morgen herausstellen, dass Ole Gustavssons Vater ein Mitglied der schwedischen Nazibewegung SSS (Svensk Socialistisk Samling) war, so würde das sprichwörtlich keine Sau interessieren, da Ole als Lkw-Fahrer einfach viel zu wenig bekannt im Lande ist.

Ganz anders verhält es sich jedoch, sobald das Zielobjekt auf den Namen Ingvar Kamprad hört und als Lebenswerk die Schaffung der weltweit größten Möbelhauskette vorzuweisen hat. Da lohnt es sich doch, ein bisschen tiefer zu schürfen. Nun, dass Kamprad in jungen Jahren eine Schwäche für nazistisches Gedankengut hatte, ist inzwischen ein alter Hut. Nach neuesten "Erkenntnissen" jedoch war er nicht nur ein passives Mitglied, sondern sogar aktiv in der Bewegung.  Worin genau seine "Aktivität" im reifen Alter von 17 Jahren bestanden hat, wird indes nicht so klar. Die Rede ist davon, dass er neue Mitglieder rekrutiert haben soll. Und sonst? Ja richtig, er hatte auch persönlichen Kontakt zum Führer der SSS, Per Engdahl, und war sogar auf dessen Hochzeit.

Außerdem hat der schwedische Geheimdienst in jenen Jahren ein Auge auf ihn geworfen. Es wird zwar nicht ganz klar, was in den Geheimdienstakten über ihn steht, aber für einen medialen Aufreger reicht es allemal.

Fassen wir zusammen: Ingvar Kamprad war nach neuesten Recherchen "aktiver" in der schwedischen Nazibewegung als bisher angenommen. Nachdem wir aber nicht wissen, wie hoch sein "Aktivitätsgrad" vor den Erkenntnissen der schwedischen TV-Journalistin Elisabeth Åsbrink war, ist es für den Außenstehenden schwer, wenn nicht unmöglich zwischen mehr oder weniger aktiv zu unterscheiden. Derartige Nebulösitäten verwirren mehr als zu erhellen und hinterlassen bei genauerer Betrachtung einen schalen Nachgeschmack.

Eines scheint jedenfalls sicher. Kamprad war nicht Mitglied der Waffen-SS. Hierin unterscheidet er sich deutlich von anderen Berühmtheiten wie dem ein Jahr jüngeren Günter Grass, dessen einschlägige Verwicklungen längere Zeit völlig unbekannt geblieben waren. Doch während man bei Leuten wie Grass, der später in der SPD aktiv war, gerne von Jugendsünden sprach, gelte dies, so die Autorin, bei Kamprad ausdrücklich nicht. Eine stichhaltige Begründung für diese Ansicht bleibt die Autorin indes schuldig.

Es ist diese Art im Trüben zu fischen, die die ganze Geschichte etwas anrüchig macht. Anstatt überzeugender Fakten werden vage Vermutungen, die aber mit großer Überzeugung, vorgetragen. Will die TV-Journalistin nur ein bisschen Werbung für ihr neuestes Buch über den IKEA-Gründer machen? Oder geht es vielmehr nur darum, wieder einmal die altbewährte Nazikeule auszupacken?

Kürzlich befasste sich ein Blogeintrag mit der Macht der Medien, die anscheinend bereits der politischen Klasse schwer zu schaffen mache. Könnte es sein, dass sich faktisch dünn untermauerte Artikel wie jener über den schwedischen Unternehmer sehr gut in diese Sichtweise einfügen? Moralisieren als Dauertherapie, während man bei den wahren Problemen dezent weg sieht.

Die schwedischen Medien sind - genauso wie ihre europäischen Pendants - ziemlich linkslastig. Da kann es dann schon vorkommen, dass man gewisse Dinge einfach "übersieht". Wie zum Beispiel jenes 1935 unter einer sozialdemokratischen Regierung verabschiedete Eugenik-Gesetz, das die Sterilisation "geistig zurückgebliebener" Menschen vorsah. Dieses Gesetz wurde 1941 auf andere Personengruppen wie psychisch Kranke etc. ausgeweitet. Einer der geistigen Väter dieser Gesetzgebung war der sozialdemokratische Ökonom und spätere Nobelpreisträger Gunnar Myrdal. Das Sterilisationsprogramm dauerte immerhin noch bis 1976 und betraf fast 63 000 Menschen.

Es ist schon bezeichnend, wenn eine politische Gruppierung wie die SSS, die niemals eine eine größere gesellschaftliche Relevanz besaß, so viel mehr mediale Aufmerksamkeit erfährt als die offizielle Regierungspolitik jener Jahre, die man in einigen Punkten nur als Menschen verachtend bezeichnen kann. Dass derartiges Zufall ist, glaube, wer will.












2011/08/22

Inflation und Skalierung

Inflation ist ein ökonomischer Begriff, der in jüngster Zeit häufig durch die Medien geistert. Stark vereinfacht und etwas sinnverzerrend könnte man sie als das Ansteigen der Preise für Waren aller Art bezeichnen. Otto Normalverbraucher sagt: "Alles wird teurer, und das nennt man dann Inflation".

Daran ist soviel richtig, als dass tatsächlich auf den Preisschildern von Tankstellen immer höhere Zahlen aufleuchten. Doch das ist natürlich nur die halbe Miete. Die andere Seite der Medaille ist die, dass über kurz oder lang auch die Zahlen auf Ottos Einnahmenseite höhere Werte annehmen.

Doch wie funktioniert das Ganze? Liegt es nur an der Raffgier der Großkonzerne, die unverschämter Weise die Preise erhöhen, und uns damit immer ärmer machen wollen? Oder gibt es andere Mechanismen, die den "Wert des Geldes" in die eine oder andere Richtung beeinflussen können?

Wir wollen uns das an einem einfachen Modell ansehen, das die wesentlichen Strukturen beleuchtet. Stellen wir uns eine simple Wirtschaft vor, in der die Menschen nur von Brot und Wein leben. Sowohl Wein als auch Brot müssen produziert werden und generieren damit einen Wirtschaftskreislauf.

Stellen wir uns weiter vor, dass die Bevölkerung unserer Modellwirtschaft stagniert und somit der tägliche Bedarf an Brot und Wein immer derselbe bleibt. Nehmen wir an, jeden Tag werden 1000 Brote gebacken und 1000 Liter Wein abgefüllt.

Wenn die Weinbauern Hunger haben, werden sie zum Bäcker gehen und ihm eine bestimmte Menge Wein für einen Laib Brot anbieten. Bei einem bestimmten Tauschwert (sagen wir_ ein Brot für einen Liter Wein) kommt das Geschäft zustande. Genau umgekehrt verhält es sich mit den durstigen Bäckern.

Nach einiger Zeit sinnen die Bürger unserer Modellwirtschaft auf eine Vereinfachung ihres Warenaustausches. Es ist schlichtweg zu umständlich, wenn man zum Broteinkauf ständig ein paar Flaschen Wein mitschleppen muss. Und so einigen sich die Leute darauf, eine Geldwährung einzuführen, die den Namen Teuro führen soll. Laut Beschluss der Bürgerversammlung sollen genau 2000 Teuro in Umlauf gebracht werden. Damit ist sichergestellt, dass jeder der gleichwertigen Gütereinheiten (1000 Liter Wein und 1000 Laibe Brot) genau ein Teuro entspricht. Der Weinbauer steckt also einen Teuro in die Hosentasche, wenn er zum Bäcker geht und einen Laib Brot kaufen will. Umgekehrt kostet ein Liter Wein ebenfalls genau einen Teuro.

Die Menge des Geldes wird also im Verhältnis 1:1 auf die Menge der Güter "abgebildet", wie man im mathematischen Jargon sagt. Diese Zuordnung "Geld gegen Güter" ist rein willkürlich und a priori nicht an irgend welche materiellen Werte geknüpft. Die Größe der Abbildung hängt einzig und allein von der Anzahl der verfügbaren Geldeinheiten und von der Anzahl der handelbaren Güter ab.

Angenommen, die Bürger hätten beschlossen, 20 000 Teuro in Umlauf zu setzen. Dann wäre der entsprechende Preis für einen Liter Wein bzw. einen Laib Brot eben 10 Teuro. Keinesfalls bedeutet das aber, dass Wein oder Brot jetzt teurer wären als im erstgenannten Fall. Wir verwenden lediglich eine andere Skala. Auf den faktischen Wert der Güter hat die Wahl der Skala keinen Einfluss. Denn nach wie vor entspricht der "Wert" von einem Liter Wein dem eines Brotlaibes. Das ist es, was man mit dem Begriff "Skalierung" bezeichnet.

Man kann sich die Skalierung an folgendem Beispiel verdeutlichen. Die Entfernung zwischen München und Hamburg beträgt rund 800 km. Das entspricht knapp 500 englischen Meilen oder etwas mehr als 100 preußischen Meilen. Kilometer, englische und preußische Meilen: Die Zahlenwerte für diese Längeneinheiten sind höchst unterschiedlich, an der faktischen Entfernung zwischen den beiden Städten ändern sie jedoch überhaupt nichts.

Genauso wie die Wahl eines Längenmaßes ist die Wahl einer Geldeinheit willkürlich und sagt zunächst nichts über den "wahren Wert" des Geldes aus. Erst durch die Zuordnung zwischen Geld und Gütereinheit entsteht entsteht für uns der Eindruck des "Wertes". Doch dieses Denken ist verhängnisvoll, weil es uns des öfteren in die Irre führt.

Beispiel gefällig? Bestimmt haben Sie im Fernsehen schon oft von armen Ländern gehört, wo die Menschen nicht mehr als einen Dollar pro Tag verdienen. Das ist natürlich schockierend wenig, aber im Grunde genommen vermag uns diese nackte Zahl nichts darüber zu sagen, wie es um die Lebensverhältnisse dieser Menschen tatsächlich bestellt ist. In diesem Zusammenhang ist es unabdingbar, etwas über das entsprechende Preisniveau zu sagen. Schließlich gehen diese Leute ja nicht bei uns in Mitteleuropa einkaufen, sondern in ihren Ländern. Man müsste also fairerweise dazu sagen, was beispielsweise ein Laib Brot kostet, wie hoch die Mieten sind etc. Mit anderen Worten: Wir wollen etwas über die Kaufkraft der Tagelöhner vor Ort erfahren und eben nicht über deren Kaufkraft in Deutschland.

Zusammenfassend stellen wir fest: Wenn sich die Geldmenge in einer Volkswirtschaft erhöht, dann werden den vorhandenen Gütern einfach höhere "Geldwerte" zugeordnet. Dies drückt sich wiederum in höheren Preisen aus und nennt sich dann Inflation. Aus der Sicht der Güter bedeutet das: Für den Erwerb eines bestimmten Gutes, z. B. eines Autos, muss heute eine größere Anzahl von Geldscheinen auf den Tisch gelegt werden als zu einem früheren Zeitpunkt. Das Auto ist "teurer" geworden. Aus der Sicht des Geldes sieht die Sache so aus: Für eine Geldeinheit (einen Teuro) bekommt man weniger "Warenwert" als früher.





2011/08/19

Grüne Bettlektüre

Aus dem Bezirkswahlprogramm 2011 der Grünen für Friedrichshain-Kreuzberg:
Auch Sondermerkmale bei Nachmodernisierung wie Parkettböden oder Vollverkachelung von Bädern können verhindert werden, allerdings unterliegen viele dieser Maßnahmen keiner Meldepflicht. Hier sind die BewohnerInnen aufgerufen, dem Bezirk entsprechende Vorhaben zu melden. 
Abgesehen von der Blockwartmentalität, die sich hinter solchen Sätzen verbirgt und auf die Götz Aly zu Recht hingewiesen hat, erstaunt vor allem das Faktum, dass nunmehr der Einbau von Parkettböden oder die qualitative Aufwertung von Badezimmern zu (beinahe) meldepflichtigen Vergehen mutierten. Was ist eigentlich der Judaslohn für so eine Meldung? Man möchte doch schließlich etwas davon haben, wenn man seinen Nachbarn anzeigt, nicht wahr? Leider schweigt sich das Wahlprogramm dazu aus. Stümperhaft!

Doch halt! Das wäre wohl allzu kapitalistisch gedacht und selbstredend entgegen dem Geist des grünen Wahlmanifests. Verraten, pardon: gemeldet, wird natürlich nur gegen gutes Gewissen. Wir wollen doch kein Kapital daraus schlagen, dass ein Anderer sein Eigentum verbessert.

Nächstes Zitat:
Für Milieuschutzgebiete verlangen wir die Einführung gebietstypischer Mieten, bei denen die ansässige Bevölkerung Maßstab ist.
Heißt das, dass in Zukunft die Mieter bestimmen, wie hoch die Miete zu sein hat? Hier scheint sich ein wahres Mieterparadies anzukündigen. Einfach toll ! So wird das Geschehen am Wohnungsmarkt völlig neu definiert. Aber eines ist durch eine derartige Politik zugegebener Maßen sichergestellt: Die sogenannten Milieuschutzgebiete bleiben erhalten. Ich liebe diesen Ausdruck, klingt irgendwie nach Naturschutzgebiet. Möglicherweise geht es ja hierbei um den Schutz einer bedrohten Art, die vor dem Aussterben gerettet werden muss. Wer weiß?

Konkret geht es wohl darum, dass - überspitzt formuliert - Leute, die bereits jetzt in einem Drecksloch wohnen, künftig so geschützt werden sollen, dass dieses Drecksloch auch weiterhin unverändert schäbig bleibt und sich nur ja nichts zum Besseren wendet. So erfüllen die Milieuschutzgebiete ihren Zweck.

Aber warum das Ganze? Hier der Hintergrund:
Die Verdrängung von Zahlungsschwachen durch höhere Einkommensgruppen (Gentrifizierung) ist keine akzeptable Entwicklung. 
Im Klartext bedeutet das: eine Gegend, die herunter gekommen ist, soll auch in Zukunft herunter gekommen bleiben. Nur nix ändern! Und schon gar nicht zum Besseren. Es gibt in Europa tausende Beispiele für Stadtteile, die einmal in voller Blüte standen und irgendwann im Lauf der Zeit einen markanten Abstieg erlebten. Und zwar in der Weise, dass sich nur eine bestimmte Klientel dort ansiedelte, was für die ursprünglich ansässige Bevölkerung schwerwiegende Konsequenzen hatte (bis hin zum faktischen Wertverlust der eigenen Wohnung). Mir ist nicht bekannt, dass sich irgend ein Wahlprogramm der Grünen jemals mit dieser Problematik auseinander gesetzt hätte. Wenn es jedoch darum geht, ein abgewirtschaftetes Viertel wieder mit neuem Leben zu erfüllen, dann regt sich der grüne Widerstand.

Noch eine Kostprobe:
Zur Demokratie gehört außerdem Entscheidungen zu ändern, wenn sich deren Grundlagen verändert haben.
Dieser Satz hat es in sich und bedeutet in letzter Konsequenz das Ende jeder Planungssicherheit. Ja mehr noch, das Ende jeder Rechtssicherheit. Denn wenn in Japan die Erde bebt, ändern sich bekanntlich in Deutschland die "Grundlagen" und demokratische Entscheidungen, die bereits unter Dach und Fach waren, werden einfach - schwupp-di-wupp - revidiert. Auch in Stuttgart haben sich erwiesener Maßen die "Grundlagen" geändert, als ein gewalttätiger Mob den Juchtenkäfer als schützenswerte Spezies entdeckte und somit die Früchte eines jahrzehntelangen demokratischen Entscheidungsprozesses einfach so zur Makulatur erklärte.

Wir sind schon gespannt, welche weiteren Änderungen von Grundlagen wir in Zukunft erwarten dürfen. Es werden jedenfalls spannende Zeiten.



2011/08/16

Äpfel und Birnen gemischt

...ergeben noch lange keine verdauliche Kost.

Zugegeben, es ist August, die klassische Sauregurkenzeit, wo man für jede Schlagzeile dankbar ist, weil es ja sonst nicht viel zu berichten gibt. Die Politiker sind im Urlaub, die meisten Medienleute auch. Und in den Redaktionsstuben sitzen scheinbar nur noch Praktikanten.

So ist wohl die Kraut-und-Rüben-Meldung des Handelsblattes über die schlimmste Havarie in der Nordsee seit 11 Jahren zu verstehen. (In einer früheren Ausgabe war von "Ölkatastrophe" die Rede). Was für eine Meldung! Und was für ein Superlativ!

Doch sehen wir uns das journalistische Meisterwerk etwas mehr im Detail an. Es ist als hätte der Autor einfach alles sofort in die Tastatur geklopft, was ihm während des Schreibens durch den Kopf jagte. Ungefiltert, ohne logischen Aufbau. Ein journalistischer Flickenteppich.

Gleich zu Beginn heißt es, aus der Ölplattform Gannet Alpha sei viel mehr Öl ins Meer geflossen "als bisher angenommen"

Und bereits im ersten Absatz beginnt es spannend zu werden. Royal Durch Shell sprach am Montag von 215 Tonnen Öl, die ins Meer geflossen seien. Am Ende desselben Absatzes wird auf das britische Energie- und Klimaministerium verwiesen, wo man - in sicherer Entfernung - die ausgelaufene Menge auf "einige hundert Tonnen Öl" schätzt. Da fragt man sich natürlich, wer die Lage besser einzuschätzen weiß: der Betreiber der Plattform (also Shell) oder die Ministerialmitarbeiter in ihren Londoner Amtsstuben. Die unterschiedlichen Angaben von "215 Tonnen" und "einigen hundert Tonnen" lassen auf ebenso unterschiedliche Kenntnisstände schließen.

Der zweite Absatz der Meldung bietet einen gemischten Salat vom Feinsten. Zitat:
Nach Angaben der britischen Behörden handelt es sich um den größten Störfall dieser Art seit mehr als einem Jahrzehnt: Im Jahr 2000 waren 500 Tonnen in die Nordsee geströmt. Im Jahr 2009 beispielsweise habe die komplette Menge Öl, die in die Nordsee geflossen sei, bei 50,93 Tonnen gelegen. Das Leck zwischen der Ölplattform „Gannet Alpha“ und einer Leitung war am vergangenen Mittwoch entdeckt worden.
Hier also die Zutaten:

- größter Störfall seit mehr als einem Jahrzehnt
- 500 Tonnen Öl in der Nordsee im Jahr 2000
- 50,93 Tonnen (welche Präzision!) im Jahr 2009
- das Leck wurde am Mittwoch letzter Woche entdeckt

Warum wird gerade auf das Jahr 2009 verwiesen? Wie sah es in den Jahren 2001 bis 2008 aus? Gab es da keine Öllecks? Was hat das Ganze damit zu tun, dass das Leck vergangenen Mittwoch entdeckt wurde?

Ein paar Absätze weiter wird ein interessanter Vergleich gezogen: Die Havarie der BP-Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, die sich am 20. April 2010 ereignete, hätte das Austreten von 5 Mio. Barrel zur Folge gehabt. Die Dimension des Shell-Unglücks beträgt nach gegenwärtigen Angaben etwa 1300 Barrel. Allerdings muss man sich die unterschiedliche zeitliche Dimension der beiden Fälle vor Augen halten. Bei BP dauerte es fast drei Monate, bis die Lage unter Kontrolle war, bei Shell ist es bislang weniger als eine Woche. Aber das verschweigt der Handelsblatt-Schreiber dezent.

Zu guter letzt muss natürlich das Sündenregister des Shell-Konzerns aufgeführt werden. Wahrscheinlich um die Dramatik zu steigern.
Der Mineralölkonzern hatte auch um das Jahr 1995 herum massive Kritik auf sich gezogen mit dem Plan, die ausrangierte Ölplattform „Brent Spar“ im Nordatlantik 2000 Meter tief zu versenken. Umweltschützer hatten den 15.000 Tonnen schweren und fast 140 Meter hohen Stahlkoloss vor den Shetland-Inseln besetzt. Der Konzern gab dem Druck schließlich nach und ließ „Brent Spar“ an Land zerlegen.
Der Praktikant (?) beim Handelsblatt ist wahrscheínlich zu jung, um ermessen zu können, was damals abging. Vielleicht war er ja auch einfach nur zu faul, um nach dem Eintrag Brent Spar zu googlen.  Dann hätte der Schreiberling nämlich erfahren, dass es sich bei der Brent Spar nicht um eine Ölplattform handelte, sondern um einen schwimmenden Öltank. Aber das nur als lästiges Detail am Rande.

Wie dem auch sei. Es schadet nicht, sich die damaligen Ereignisse kurz in Erinnerung zu rufen. Der Ölgigant Shell wollte seinen ausgedienten Hochseeöltank im Meer westlich von Irland versenken. Das war der Auslöser für die wohl größte Propagandashow, die jemals von Greenpeace abgezogen wurde. Dazu war scheinbar jedes Mittel recht. So behauptete die Umweltorganisation, an Bord der Brent Spar befänden sich nicht weniger als 5500 Tonnen giftiger Ölrückstände. Eine später durchgeführte Studie durch die unabhängige norwegische DNV (Det Norske Veritas) ergab eine Rückstandsmenge von maximal 100 Tonnen, was den von Shell gemachten Angaben entsprach. Greenpeace hat also, vermutlich um des propagandistischen Effekts wegen, die Gefahr um mehr als das 50-fache übertrieben. Alles in allem wäre der Umweltschaden bei einer Versenkung minimal gewesen, im Gegensatz zu dem von Greenpeace beschworenen Katastrophenszenario.

Kurz gesagt: Die Brent Spar-Geschichte eignet sich eben NICHT als Beleg für das umweltschädigende Verhalten der Royal Dutch Shell. Merkwürdig nur, dass sich die Greenpeace-Lügen bis heute in den Köpfen der Menschen gehalten haben. Lügen haben offenbar doch längere Beine, als man denkt.

Doch zurück zum Handelsblatt-Artikel. Man erinnert sich an den Beginn, wo es hieß, es sei viel mehr Öl ins Meer geflossen "als bisher angenommen." Allzu gerne hätte man in diesem Zusammenhang gewusst, wie hoch denn die Menge war, die man "bisher angenommen" hatte. Die Antwort darauf bleibt allerdings im Dunkeln. So kann man ungehemmt seiner Phantasie freien Lauf lassen. Eines ist immerhin sicher: Es ist alles schlimmer als "bisher angenommen".

Wie sagte schon Johann Nestroy vor mehr als 150 Jahren:

Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang. 





2011/08/14

Mit Oliven aus der Krise

Zugegeben, kürzlich war ich recht kritisch gegenüber der Art und Weise, wie Griechenland mit seiner selbstverschuldeten Schuldenkrise umgeht. Und vielleicht mag der eine oder (gender-gerecht) die andere gedacht haben, es ginge mir nur darum, die Griechen schlecht zu reden. Doch dabei kann es sich naturgemäß nur um ein "Missverständnis" handeln, wie man sich in solchen Fällen, wo es eigentlich nichts misszuverstehen gibt, üblicher Weise auszudrücken pflegt.

Ich habe mir deshalb Gedanken darüber gemacht, wie Griechenland sich in echter Münchhausenmanier selbst aus dem Schuldensumpf herausziehen könnte, ohne dass die Steuerzahler anderer Länder von ihren Politikern zum Narren gehalten werden müssten (z. B. mit phantasievollen Renditeversprechen).

Die Grundüberlegung besteht darin, herauszufinden, worin die wirtschaftlichen Stärken der Ostmittelmeeranrainer bestehen. Nun Autos griechischer Hersteller sind relativ selten auf Europas Straßen zu sehen, und in meinem Arzneimittelschrank finden sich keinerlei Pillen aus griechischer Produktion. Was mir allerdings spontan einfällt, sind die berühmten Oliven.

Analysieren wir also den griechischen Patienten aus der Olivenperspektive. Natürlich muss mein im Folgenden entwickeltes Modell da und dort gewisse Vereinfachungen aufweisen. Im Großen und Ganzen sind meine Überlegungen jedoch auf solider Mathematik und ebenso soliden Fakten aufgebaut.

Die Frage, wie wir uns stellen, lautet folgendermaßen: Könnte Griechenland allein durch Steigerung der Olivenproduktion seinen Schuldenberg abbauen? Und wenn ja, welche Maßnahmen wären dazu erforderlich? Insbesondere: wie sehr müsste die Produktion ausgeweitet werden?

Das griechische BIP betrug 2009 etwa 237,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 3,4 % auf Land- und Fischereiwirtschaft. Nehmen wir also an, dass 2% des BIP allein auf den Agrarbereich, und dieser wiederum vollständig auf den Olivenanbau entfielen. Das bedeutet, dass die Olivenwirtschaft geschätzte 5 Mrd. EUR im Jahr umsetzt.

Wir fragen uns als nächstes, wie viele Olivenbäume es überhaupt in der Wiege Europas gibt. Nun denn, die Rechnung ist einfach. Ein durchschnittlicher Olivenbaum liefert einen jährlichen Ertrag von ca. 20 kg. Für den europäischen Verbraucher liegt der Kilopreis bei etwa 25 EUR. Wir nehmen an, dass etwa 10 EUR pro kg beim Erzeuger bleiben. Der Rest sind Steuern, bzw. geht an die Zwischenhändler. Mithin liefert jeder Olivenbaum einen mittleren Ertrag von 200 EUR pro Jahr. Aus dieser Zahl und dem oben abgeschätzten Umsatz lässt sich somit die Anzahl griechischer Olivenbäume zu etwa 25 Mio. berechnen.

Nun welche Fläche nehmen diese Bäume insgesamt ein? Nehmen wir an, jeder Baum beanspruche ca. 2 x 2 m, also 4 Quadratmeter für sich. Dann beträgt die gesamte Olivenfläche rund 100 Mio Quadratmeter oder, was dasselbe ist, 100 Quadratkilometer. Dies wiederum entspricht 0,1 % der Festlandsfläche Griechenlands.

Mit anderen Worten: 0,1 % des griechischen Festlandes erwirtschaften etwa 2 % des BIP. Hier steckt noch ein gewaltiges Potenzial!

Und nun können wir die brennende Frage beantworten, welche Steigerung die Olivenwirtschaft des Landes erfahren müsste, um den Schuldenberg abzubauen. Der Schuldenstand der griechischen Götter betrug 2009 273,4 Mrd. EUR, das ist in etwa das 55-fache des Umsatzes aus dem Olivenanbau. Mit anderen Worten: Eine 55-fache Steigerung der Olivenproduktion könnte für einen raschen Abbau des Staatsdefizits sorgen. Entsprechend müsste die Anbaufläche auf etwas mehr als 5% der Festlandsfläche ausgedehnt werden. Das sollte machbar sein.

Soweit meine Berechnungen. Ob sich allerdings genügend Arbeitskräfte für die gesteigerte Ernte bzw. kaufbereite Konsumenten für die vollen Olivenregale finden werden, steht auf einem anderen Blatt. Aber wie sagte mein Großvater immer: Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg!








2011/08/11

Zitat des Tages

Instead of being attracted by the opportunity to work, some immigrants are attracted by the opportunity not to work but still to receive money for this.
Greg Sheridan in The Australian.


2011/08/10

Pistole zum Laufen

Waren Sie dabei, als Mark Duggan (ein vierfacher Familienvater, wie von bestimmten Medien wie dem STERN unermüdlich hervorgehoben wird. Dass er - ganz nebenbei - ein ausgebuffter Drogendealer war, wird hingegen dezent verschwiegen) tödlich von einer Polizeikugel getroffen wurde? Na bitte! Ich auch nicht!

Und genau deswegen sind wir bei dem Versuch herauszufinden, was genau hinter den Unruhen in England steckt, auf die tätige Mithilfe eben jener Medien angewiesen. STERN, Spiegel und Konsorten kochen uns dann ein Süppchen vor, das wir gefälligst unhinterfragt zu verdauen haben.

Das führt dann zu einer Ansammlung von Versatzstücken mit dem Ziel, unser Urteil in eine bestimmte Richtung zu lenken. Denn tödliche Schüsse auf einen Familienvater toleriert man eben nicht so leicht wie jene auf einen Drogenkriminellen. Alles eine Frage der Perspektive! Denn Gangster sind bekanntlich immer unschuldig und Opfer von Polizeigewalt. Nicht wahr?

Ein Versatzstück der besonderen Art ist ein Auszug aus dem Guardian, der auf der Achse des Guten wiedergegeben ist. Da behauptet Semone Wilson, die Verlobte des getöteten Ganoven, unter anderem:
Wilson said her partner was not a gangster and would run from trouble rather than shoot at police. “If he did have a gun – which I don’t know – Mark would run. Mark is a runner. He would run rather than firing and that’s coming from the bottom of my heart,” she said.
Warum, so fragt sich der verblüffte Leser, führt einer eine Waffe mit sich, wenn er gar nicht die Absicht hat, sie einzusetzen? Vielleicht hat ihm ja keiner erklärt, wie das Ding funktioniert. Oder meinte er, dass er im Besitz einer Waffe schneller laufen könnte? Er scheint ja ein passionierter Läufer gewesen zu sein. Wer weiß? Jedenfalls fanden sich Medienleute, die solchen Stuss gerne wiedergeben.

Das Ganze erinnert mich übrigens an einen alten Witz: Ein Mann versucht mit einer Bombe an Bord eines Flugzeugs zu gelangen. Von der Polizei festgenommen und verhört, bestreitet er, die Bombe zünden zu wollen. Vielmehr habe er sie nur zu seiner Sicherheit mitgenommen. Statistisch gesehen sei es nämlich extrem unwahrscheinlich, dass sich zwei Bomben gleichzeitig an Bord eines Flugzeuges befänden. Wenn er also eine dabei hätte, dann sei es so gut wie ausgeschlossen, dass ein anderer dasselbe tun würde.

So ist die Welt: Der eine hat eine Bombe dabei mit dem Ziel sie nicht detonieren zu lassen. Und der andere hat eine Pistole in der Tasche mit der Absicht, sie nicht einzusetzen. Leider ist nicht bekannt, ob sich der Londoner Ganove auch auf ein Wahrscheinlichkeitsargument berufen hätte.