2010/12/20

Zeitenwende

In Teilen Europas werden zur Zeit Gesetze verschärft, die im Wesentlichen darauf hinauslaufen, den Tatbestand dessen, was man üblicherweise als Volksverhetzung bezeichnet, zu erweitern. Für kritische Geister mag dies Anlass zur Sorge sein, denn letztlich bedeutet die Änderung der Gesetzeslage eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. Und in der Tat fasst man sich an den Kopf, wenn man sieht, was einen jetzt zum Kriminellen stempeln kann. Für jemanden, der in dem Geist aufgewachsen ist, dass es selbstverständlich sein sollte, eine eigene Meinung zu haben und diese auch ungehindert zu äußern; für jemanden, der es als das Salz der Demokratie erachtet, Kritik zu üben an Ideologien und Ideen, kann das nur ein Schlag ins Gesicht sein. Und was für einer! Es kommt einer Knebelung alles dessen gleich, was uns (bislang) von Diktaturen unterschied.

Trotzdem sollten wir uns hüten, ein vorschnelles Urteil zu fällen. Denn bestimmt wurden die neuen Bestimmungen nur mit den besten Absichten eingeführt:  um das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen harmonischer, also konfliktfreier zu gestalten. Nun ja, man wird sehen, wie gut das funktioniert. Gut gemeint ist bekanntlich immer noch das Gegenteil von gut.

Was aber, wenn die neuen Gesetze zu einer Schieflage führen, also jenen nützen, die ohnehin schon gegen die bestehenden Freiheiten sind und sie dann weidlich gegen jene einsetzen, denen diese Freiheiten am Herzen liegen? Pech gehabt!, kann man da nur sagen. Denn wer von den schlauen Volksvertretern hätte das auch ahnen können?

Was also tun, wenn man mit dieser Art der Bevormundung nicht einverstanden ist? Entweder man wählt sich neue Volksvertreter, die das Gesetzeswerk wieder in Richtung mehr Freiheit (also auch Gedanken- und Meinungsfreiheit) verändern. Dieses Vorhaben scheint aber auf absehbare Zeit aussichtslos.

So bleibt nur noch die zweite Alternative: das Gesetz anwenden! Und zwar so oft und ausgiebig wie möglich! Wenn das Gesetz jede Kleinigkeit abdecken will, dann sollte man ihm auch jede Kleinigkeit zu fressen geben. Die Rechtsanwälte wird´s freuen. Und es wäre doch jammerschade, wenn sich nur die Rechtsanwälte der einen Seite über die neue Gesetzeslage freuen würden. Schon aus Paritätsgründen ist zu wünschen, dass auch die andere Seite, also jene, der offensichtlich der Mund verboten werden soll, ausgiebig von ihr Gebrauch macht. Irgend etwas lässt sich bekanntlich immer finden!

Irgendwie erinnert einen das an eine Episode aus Asterix, wo der kleine Gallier die römische Bürokratie elegant ad absurdum führt. Und genau darum geht es: Man sollte dieses neue Gesetz ad absurdum führen!
Lasst die Gerichte arbeiten, bis sie sich um nichts anderes mehr kümmern können!

Es ist meine tiefste Überzeugung, dass es gegen Unsinn nur ein Mittel gibt: Man muss den Unsinn so weit treiben, bis er an sich selbst zugrunde geht. Noch nie war die Gelegenheit so günstig!

2010/12/16

Schweden als Vorbild für andere Länder

"Even (Osama) bin Laden said in early 2003, 2004, that if every country was like Sweden, there would be no terrorism," Ranstorp said.


So muss es wohl sein! Auf ins Volksheim! Gefunden auf CNN

2010/12/14

Zitat der Woche

Er war bestimmt überzeugt davon, dass er kurz nach dem Knall eine größere Anzahl Jungfrauen besteigen würde. 

Der schwedische Künstler Lars Vilks auf seinem Blog über den Selbstmordattentäter von Stockholm. Vilks war nach Aussagen des Fanatikers einer der "Gründe" für seine spektakuläre Tat.

Mythen II

Wahrheiten können sehr langweilig sein - insbesondere dann, wenn sie kunstvoll gestaltete Mythen zum Einstürzen bringen. Auf SpiegelOnline wird unter dem Titel Versunken und erlogen all den Fantasiegeschichten rund um das geheimnisumwitterte Bermuda-Dreieck ein würdiges Begräbnis bereitet.

Mein persönlicher Zugang zur Bermuda-Dreiecksgeschiche begann in den 1970er Jahren, kurz nachdem Charles Berlitz´ Bestseller erschienen war. Natürlich habe ich das Buch auch gelesen. Für einen Halbwüchsigen ist das eine spannende Lektüre und, wer weiß, vielleicht steckt ja wirklich was dahinter..... Doch auch wenn Berlitzens Beschreibungen von Fantasie überquollen, eine überzeugende Erklärung für das Unerklärliche konnte er nicht bieten.

Und noch etwas war erstaunlich: Alle diese merkwürdigen Phänomene lagen in der Vergangenheit. Wenn es nun wirklich einen Schuss Wahrheit im Bermuda-Dreieck-Mythos gab, dann sollte man derartige Ereignise auch in der Gegenwart und Zukunft erwarten können. Ich habe in den letzten 35 Jahren die Nachrichten aus aller Welt mit einiger Aufmerksamkeit verfolgt. Und niemals habe ich gehört, dass im Bermuda-Dreieck oder sonstwo ein Flugzeug, Schiff oder Ähnliches spurlos verschwunden sei.

Es lässt sich also empirisch gesehen keine Besonderheit in dieser Weltgegend feststellen. Abgesehen davon, dass sich die angeblich unerklärlichen Phänomene recht plausibel mit konventionellen Methoden erklären lassen, findet sich auch in der jüngsten Vergangenheit keinerlei Anhaltspunkt für irgendwelche geheimnisvollen Vorgänge. Es ist also höchste Zeit, sich von diesem Mythos zu verabschieden.

Mythen

Wenn jemand etwas Ungewöhnliches tut, ist man immer leichtfertig mit der Begründung zur Hand: Er tickt eben nicht ganz richtig. Damit hat man eine einfache Erklärung, die einem weitere Nachforschungen, Begründungen, Argumente erspart. So gesehen bleibt man immer an der Oberfläche eines Phänomens hängen, das in Wahrheit tiefer liegende Ursachen haben kann.

Und tatsächlich. Wer sprengt sich schon freiwillig in die Luft? Das kann doch nur ein Irrer sein. Einer, der eben von der Norm abweicht und eben deshalb abnormal ist. Im Fall des jüngsten Selbstmordattentats in Schweden lieferten unter anderem muslimische Vertreter diese Art von Erklärung, die dann auch zum Teil von den Medien aufgenommen wurde. Ein Imam äußerte ausdrücklich den Verdacht, dass der Attentäter ein mentales Problem gehabt habe. Und das, noch bevor irgend etwas über die Identität des Selbstmordbombers bekannt war. Damit ist der Islam offensichtlich aus dem Schneider.

Wie sich allerdings inzwischen zeigte, ist die Sache nicht so einfach. Die Radikalisierung des jungen Mannes lässt sich sonnenklar nachvollziehen. Man weiß auch sehr genau Bescheid über seine Lebensumstände, die - man höre und staune - auf eine fast perfekte Integration in die schwedische Gesellschaft schließen lassen. Es wäre nicht der erste derartige Fall, dass ein junger Muslim, der vollkommen integriert scheint, plötzlich eine 180-Grad-Wendung vollzieht. Es ist an der Zeit, sich von dem Mythos zu verabschieden, es sei nur die mangelnde Integration schuld daran, dass Muslime eine Anfälligkeit für den radiaklen Islam zeigen.

Im übrigen deutet nichts darauf hin, dass der junge Mann in psychiatrischer oder psychologischer Behandlung gewesen sei. Jeder Hinweis auf ein etwaiges mentales Problem ist somit völlig aus der Luft gegriffen. Stattdessen ist es nunmehr offensichtlich, dass er unter den Einfluss radikaler Muslime geriet. Die Aussage des bereits erwähnten Imams, wonach der Attentäter den Islam für seine Zwecke in Geiselhaft genommen habe, verkehrt sich vor diesem Hintergrund in ihr glattes Gegenteil. Es sieht vielmehr so aus, als wäre der lebenslustige, freundliche Junge von nebenan unter dem Einfluss des Islams geradezu umgepolt worden. Damit wäre ein weiterer Mythos ad Absurdum geführt.

Mythen sind nichts anderes als mehr oder weniger schöne oder plausible Geschichten, die uns allerdings dann, wenn wir nach der Wahrheit suchen, die Sicht versprerren. Es ist dringend geboten, uns von jenen allzu simplen und schlichtweg falschen Mythen zu verabschieden, die uns bei der Auseinandersetzung mit einem Phänomen im Wege stehe, das im Begriff ist, unsere demokratische Ordnung zu erschüttern.

2010/12/09

Lichter aus

Wenn in einer Fabrik die Lichter ausgehen, bedeutet das üblicher Weise nichts Gutes. Es ist gleichbedeutend mit dem Verlöschen der Aktivität. Der Rest ist Abstieg, Verfall und Tod.

Das Licht ist ein Zeichen der Hoffnung, des Lebens. Vor wenigen Jahren noch wurden in Deutschland Lichterketten organisiert, um ein klares Signal gegen den Rassismus (vornehmlich von Skinheads und braunen Irrläufern) zu setzen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Und wenn heute ein neuer, anderer Rassismus sein hässliches Haupt erhebt, dann sind die Antirassisten von damals plötzlich schmähstad, wie man in Österreich zu sagen pflegt.

Dabei sind die Auswirkungen dieses neuen Rassismus um nichts weniger abstoßend, ja in mancher Hinsicht sogar noch weitaus umfassender. Wenn in Holland, einem Land, das über Jahrzehnte eine Speerspitze des Liberalismus und der Toleranz (vor allem gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen) war, Juden nicht mehr ihres Lebens sicher sein können, dann sollte das zu denken geben. Wenn gleichzeitig von namhafter politischer Seite den Juden die Ausreise in ein sicheres Drittland empfohlen wird, ohne dass dies einen Aufschrei quer durch das Land, ja durch Europa, nach sich zöge, dann fühlt man sich in eine Zeit zurück versetzt, die man nur aus Geschichtsbüchern zu kennen meinte.

Man gebe sich keiner Illusion hin. Diese Entwicklung ist nicht auf die Niederlande beschränkt. Auch Deutschland und mancher andere europäische Staat sind nicht mehr weit von solchen Verhältnissen entfernt.
Doch Lichterketten sucht man hier und heute vergebens. Es ist, als würde man sich kampflos in sein Schicksal ergeben und dem neuen Rassismus das Feld überlassen. So gehen also die Lichter aus, überall.

Zitat der Woche

Eine Politik, die nicht in der Lage ist, die Krankenkassenbeiträge zu stabilisieren, gibt vor, die Welttemperatur um zwei Grad regulieren zu können. 
Dirk Maxeiner im Deutschlandradio. Besser kann man die Anmaßung der gegenwärtigen Politik nicht auf den Punkt bringen. Und man könnte noch hinzufügen: Eine Wissenschaft, die nicht in der Lage ist, ein System mit, sagen wir, 10 Teilchen exakt zu beschreiben, gibt vor, das Weltklima genau vorhersagen zu können.

2010/12/06

Klimasünder

Laut SpiegelOnline "sündigen" die Klimasünder "immer schlimmer". Damit ist in seltener Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, worum es bei der Klimadebatte in erster Linie geht: um pseudoreligiöse Befindlichkeiten.
Und natürlich lassen sich die Übeltäter in eine Rangfolge ihres sündhaften Verhaltens auflisten. Es braucht nur einen Capo, der diese Liste ständig aktualisiert. Diese Rolle spielt Germanwatch, an deren Klimaschutzindex die schwarzen Seelen der Schäfchen gemessen werden.

Eigentlich wäre das Ganze nicht einmal eine Randnotiz wert. Aber diese Leute haben einen gewaltigen Einfluss auf die veröffentlichte Meinung. Und das sollte man nicht unterschätzen. Ziel ist es, bestimmte Länder unter Druck zu setzen, damit diese ihr "klimaschädliches" Verhalten aufgeben. In letzter Konsequenz dient das Ganze natürlich nur dazu, das Weltklima zu retten. Ein hehres Ziel also.

Wer würde schon widersprechen, wenn es darum geht, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Aber hier tut sich bereits eine zentrale logische Problematik auf: Jeder Versuch einer Besserung muss mit einer gründlichen Analyse des Ist-Zustandes und seiner Ursachen beginnen. Doch damit hält man sich im Fall der Klimadebatte gar nicht erst auf. Man zäumt das Pferd von hinten auf und widmet sich stattdessen ausführlich den potentiellen Folgen einer ebenso potentiellen Klimaerwärmung. Wenn man sich nur lange genug mit diesen Potentialitäten beschäftigt, dann wird der erste, grundlegendere Teil der Argumentationskette völlig nebensächlich.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum die Ursachenanalyse so dürftig ausfällt. Sie ist nämlich deutlich schwieriger und aufwendiger als das Herumgeeiere um irgendwelche Eventualitäten in 100 Jahren, die - wenn überhaupt - nur die wenigsten der heute Lebenden jemals erfahren werden. Wurden jemals vor einem breiteren Publikum die Prämissen der Klimamodelle, die angewandten Rechenverfahren, die zugrunde gelegten Paramter (wie Luftfeuchtigkeit, Wolkendecke etc.), die Fehlergrenzen der Modellrechnungen einer eigehenden Prüfung unterzogen? Natürlich nicht. Wer hält sich schon mit solchen Dingen auf! Da ist es schon spannender, von versinkenden Inseln, Schneestürmen im Sommer und künftigen Unwetterschäden zu sprechen.

Irgendwie erinnert mich das alles an eine Begebenheit, die mehr als 20 Jahre zurück liegt. Damals wurde ich von Bekannten an einen Platz im südlichen Burgendland gebracht, an dem es angeblich eine Heiligenerscheinung gegeben hat. Ein Häufchen eifriger Betbrüder und -schwestern hatte sich dort versammelt und beschwor das Nahe Ende der Welt, wenn nicht, ja wenn nicht alle sich sofort zum rechten Glauben bekennen. Es wurden auch konkrete Handlungsanweisungen gegeben, wie man sich z.B. in der Kirche zu verhalten habe. Wenn ich mich recht erinnere, dann stand der Weltuntergang aus damaliger Sicht in etwa 5 Jahren bevor. Nun, als heute Lebende wissen wir, dass es dazu offenbar nicht kam. Aus der Sicht der Betgemeinde stellt sich die Sache allerdings so dar: sie haben durch ihr eifriges Beten die Welt vor dem Untergang bewahrt. Seien wir ihnen also dankbar! Ansonsten säßen wir heute nicht hier und könnten von den damaligen Ereignissen berichten.

Zugegeben, die nimmermüden Klimaschützer sind nicht so dumm, den D-Day auf ein Datum zu legen, das leicht zu erreichen ist und damit den ultimativen Test ihres heutigen Geredes erlauben würde. Sie sind smart genug, den Horizont so weit hinaus zu verlegen, dass unserer Generation eine Verifikation oder Falsifikation praktisch unmöglich gemacht wird. Auch wenn das Ganze wissenschaftlich kaschiert wird, eine solide wissenschaftliche Theorie liegt diesem Brimborium nicht zugrunde. Insofern handelt es sich in erster Linie um eine Glaubensfrage.

2010/12/02

Zitat der Woche

Ich bin in der Tat für eine komplette Trennung von Politik und Wissenschaft.
...sprach der klimapolitische Berater der deutschen Bundesregierung, Hans Joachim Schellnhuber. Wahrscheinlich hat er sich ja selbst noch nicht entschieden, wohin sein Wirken letztlich tendiert: zur Politik oder zur Wissenschaft.

Mehr dazu hier.

Alltag in Malmö

In meinem letzten Posting ging es unter anderem um Malmö. Hier folgt nun ein kurzer Ausschnitt aus einem Artikel im Sydsvenskan, der sich mit der Situation der Juden in der südschwedischen Stadt befasst:

Es ist ein normaler Arbeitstag für Shneur Kesselman. Er soll ein im Sterben liegendes Mitglied seiner jüdischen Gemeinde im Hospiz beim Folketspark besuchen. Auf seinem Weg kommt er an der Johanneskirche vorbei.
Bei der Kirche sitzen drei Jugendliche. Als der Rabbi an ihnen vorbei geht, hört er einen Ruf:
„Es lebe Palästina!“
Shneur Kesselman erstarrt – meinend das Schlagwort gelte ihm – aber setzt seine Promenade fort.
Als er ein paar Meter weiter ist, ergreifen die Jungs erneut das Wort:
„Verdammter Jude!“
Jetzt vergrößert der Rabbi seine Schrittlänge. Er läuft beinahe, als einer der Jungs die Rethorik noch weiter steigert:
„Support Hitler!“
Das Herz pocht, als Shneur Kesselman die Södra Förstadsgatan passiert. Ein schneller Blick zurück. Nein, sie scheinen ihm nicht zu folgen. Er setzt seinen Weg zum Hospiz fort.
An der Södra Skolgatan verringert ein schwarzer BMW sein Tempo. Der Puls des Rabbiners steigt erneut, als er merkt, wie der Fahrer und die Passagiere ihn betrachten.
Einer von ihnen öffnet das Seitenfenster und schreit:
„Fucking JUDE!“ 

Da sind sie also wieder: Jene ominösen Jugendlichen, von denen man einfach nicht weiß, woher sie kommen. Aber immerhin können wir beruhigt sein. Wären es "Rechte" gewesen, dann hätte das mit Sicherheit die AFA (Antifaschistische Aktion) und die politische Klasse auf den Plan gerufen. Lichterketten, Sondersitzungen und sonstiges Brimborium inklusive. Aber so zählen Ereignisse wie dieses inzwischen zum Alltag in Malmö.