2011/03/31

Erste Atom-Opfer in Europa

Nun ist es also soweit! Das Atom-Unglück in Fukushima hat jetzt die ersten Opfer in Europa gefordert! Einen besseren Beweis für die Gefährlichkeit der Atomtechnologie kann es gar nicht geben! Jetzt müssten auch die letzten Zweifler und Skeptiker angesichts des Medienhype um den angekündigten, dann wieder verschobenen, aber letztlich doch mit Sicherheit prophezeiten Super-GAU überzeugt sein. Bombensicher!

Nun darf munter drauflos spekuliert werden, wie es zu diesen explosiven Konsequenzen kommen konnte. Nur das österreichische Qualitätsmedium Die Presse scheint überhaupt keine Ahnung zu haben, was hinter dem Anschlag in der Schweiz stecken könnte. Merkwürdig: Als es darum ging, die Ereignisse in Japan dramatisch aufzubereiten, zeigten die Presse-Redakteure (und nicht nur die) eine ungezügelte Phantasie, die die Anti-Atom-Stimmung im Volk nahe am Siedepunkt hielt. Doch jetzt, wo es wieder ganz normale Brötchen zu backen gibt, scheint alle Vorstellungskraft aus den Hirnen gewichen zu sein. Die Hintergründe der Briefbombe seinen "unklar", heißt es.

Deshalb hier ein kleiner Tipp: Vielleicht war es ja nur ein Kollateralschaden der Berichterstattung der vergangenen Wochen.

2011/03/30

Der Preis der Vorsicht

Ein Gespenst ging um in Europa. Das Gespenst hieß Schweinegrippe und führte bei Politikern und Bürgern zu Unruhe und Infektionsängsten. Im Sommer 2009 berichteten manche Medien davon, dass schon bald eine Million Menschen in der EU infiziert sein könnten. Kein Wunder, dass eifrig Impfstoff eingekauft wurde, um die Bevölkerung zu schützen.

Wie sich später herausstellte, wurde auch im Fall der Schweinegrippe nicht so heiß gegessen wie gekocht. Und schon bald stellten einige Regierungen wie z. B. in Belgien fest, dass man einfach zuviel Impfstoff gekauft hatte, der aufgrund der begrenzten Haltbarkeit schon bald auf der Halde landen würde.

Auch Schweden wurde sowohl vom Schweinegrippe- als auch vom Impfvirus erfasst. Jetzt, da die Panikattacken vorüber sind, beginnt sich der Nebel zu lichten, und einige unschöne Folgen der Impforgie treten zutage. So berichten schwedische Medien (hier und hier), dass eine Reihe von Narkolepsie-Fällen bei Jugendlichen (gegenwärtig sind etwa 80 Fälle bekannt) sehr wahrscheinlich auf die Verabreichung des Impfstoffes Pandemrix zurückzuführen ist. Eine neue Studie zeigte, dass für Kinder und Jugendliche das Risiko, sich die Schlafkrankheit zuzuziehen, durch die Impfung um das Vierfache zugenommen hat. Das Problem scheint allerdings nicht auf Schweden beschränkt zu sein. Ähnliche Fälle gibt es wohl auch in anderen Ländern.

Es wäre an der Zeit, sich zu fragen, ob die ganze Schweinegrippenparanoia nicht extrem überzeichnet war. Jedenfalls lieferte die befürchtete Pandemie wieder einmal ein gutes Beispiel für das perfekte Ineinandergreifen
von Politik und Medien: Auf der einen Seite die Medien, die (siehe Fukushima etc.) sich keine Gelegenheit entgehen lassen, echte oder vermeintliche Gefahren in den düstersten Farben zu zeichnen. Auf der anderen Seite die Politik, die ihrerseits sofort das Helfersyndrom aktiviert, um in der Rolle des rettenden Engels posieren zu können. Beides hat bei nüchterner Betrachtung wenig mit Rationalität zu tun, es sei denn man definiert Rationalität als Quotensteigerung und Stimmenmaximierung. Wie dem auch sei, gut gemeint ist eben für manche Fälle (Kollateralschäden) das Gegenteil von gut.

2011/03/29

Verursacherprinzip

Das Verursacherprinzip rückte vor einigen Jahrzehnten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, als Umweltthemen einen größeren Raum einzunehmen begannen. Im Grunde genommen, ist die Idee dahinter nicht schlecht: Wer einen Schaden verursacht, muss auch für die Folgewirkungen aufkommen. Was seit Jahrhunderten in der Rechtssprechung gang und gäbe war, wurde so schließlich auf die Umweltpolitik übertragen. In letzter Konsequenz hat dieses Prinzip dazu geführt, dass die Regeln zur Einhaltung von Umweltvorschriften verschärft wurden. Daraus wiederum ergab sich, dass der Zustand der Umwelt im Großen und Ganzen zum Teil deutlich besser wurde, wie sich leicht anhand einschlägiger Statistiken nachweisen lässt.

Die öffentliche Sensibilisierung für das Verursacherprinzip im Zusammenhang mit Umweltfragen hat dazu geführt, dass andere Aspekte aus dem Blickfeld gerieten, die man mit eben solchem Recht dem Verursacherprinzip zuordnen könnte. Angenommen jemand hat sich dazu entschlossen, ein großes Projekt durchzuführen und alle rechtlichen und formalen Hürden dafür genommen, wie etwa im Fall Stuttgart 21. Wenn nun aufgrund einer neuen politischen Konstellation dieses Projekt, dessen Umsetzungsphase bereits begonnen hat, plötzlich ad acta gelegt wird, dann entsteht durch dieses Verhalten ein ökonomischer Schaden. Und zwar einerseits für die Unternehmen, die dieses Projekt als festen Bestandteil in ihre Planungen aufgenommen hatten, und andererseits für Tausende von Arbeitskräften, denen dieses Projekt Verdienstmöglichkeiten eröffnet hätte. Zu den letzteren sind mit Sicherheit auch eine Menge von Arbeitslosen zu rechnen, denen durch den Baustopp ein mögliches Jobangebot durch die Lappen geht.

Es sagt viel über den geistigen Zustand (aber auch über das Wohlstandsniveau) einer Gesellschaft aus, wenn der Juchtenkäfer, dessen Namen vor einem Jahr kaum einer Handvoll Experten bekannt war, Zehntausende von zum Teil gewalttätigen Demonstranten mobilisieren kann, während die ökonomische Lage von Tausenden Arbeitskräften weitaus weniger Empathie auslöst.

Wie wäre es, wenn die Betroffenen und ihre Familien, sowie deren Bekannte und Sympathisanten nun ihrerseits auf die Straße gingen?  In jedem Fall wäre es aber durchaus angebracht, die Betroffenen für den erlittenen ökonomischen Schaden zu entschädigen - gemäß dem Verursacherprinzip. Wie wäre es, wenn jede/r GrünwählerIn eine adäquate Summe in einen Fonds einzahlte, aus dem die arbeitslos Gebliebenen und diejenigen, die nun einfach weniger Verdienstmöglichkeiten haben, entschädigt werden?

Hier sollen jedoch nicht nur "gefühlte" Argumente gebracht werden. Deshalb gleich ein paar Zahlen. Die Grünen veranschlagen die Kosten für Stuttgart 21 mit mindestens 6,9 Mrd. Euro. Doch wieviel davon verschlingen die Personalkosten? Ich schätze mal (sehr vorsichtig!) ein Drittel. Das wären also 2,3 Mrd. Euro.  Davon geht mindestens die Hälfte an die Bauarbeiter, macht also 1,15 Mrd. Euro. Bei der Wahl in Baden-Württemberg wurden knapp 5 Millionen gültige Stimmen abgegeben. Davon entfielen 24,2 Prozent auf die Grünen, macht also grosso modo 1,2 Millionen Wähler. Wenn wir diese Zahl in Relation zum ökonomischen Mindestschaden für die betroffenen Arbeitskräfte setzen, erhalten wir eine Summe von knapp 1000 EUR, die jeder Grünwähler in einen entsprechenden Fonds einzahlen müsste. Das sollte doch für die Grünwähler,die üblicherweise den höheren Einkommensschichten angehören, kein Problem sein, oder?

2011/03/28

Vom virtuellen Super-GAU zum sehr realen Wähler-GAU

Wie Blogger-Kollege Le Penseur richtig bemerkt, hat die Angst einen entscheidenden Wahlsieg in Baden-Württemberg davongetragen.

Nun hilft alles Lamentieren nichts. Die Wahl ist geschlagen, und die Zeichen der Zeit stehen auf Stillstand und dem Bewahren des einmal Erreichten, ohne sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Denn das ist im Wesentlichen das Merkmal grüner Politik. Was als Fortschritt ausgegeben wird, ist im Grunde nichts anderes als die Illusion, man könnte das Niveau des Bestehenden dadurch erhalten, dass man Technologien einsetzt, deren Leistungsfähigkeit weit unter dem liegen, was bereits existiert und in Zukunft wohl noch weiter verbessert werden könnte. Dazu kommt eine ordentliche Portion dessen, was man gemeinhin als Gesellschaftspolitik bezeichnet. Gemeint ist damit nichts anderes als die Gängelung der Menschen durch ideologische Triebtäter. Anstatt den Menschen das Recht einzuräumen, ihre eigenen Lebensentwürfe so gut es eben geht zu verwirklichen, tritt der große Planer auf, der natürlich alles viel besser weiß. Irgendwie scheint in vielen (hoffentlich nicht allen) Grünen noch die Idee vom neuen Menschen zu schlummern, den es heranzubilden gilt. Das Konzept des neuen Menschen hat schon in etlichen anderen Staaten, allen voran der Sowjetunion grandios versagt.

Vor einigen Jahren tingelte ein deutscher Unternehmer durch die Lande mit dem Ziel, die Welt zu verbessern. Sein Motto: World in Balance! Wahrscheinlich ist ihm selbst der Unsinn, der hinter diesem Denken steckt, gar nicht aufgefallen. Und den Leuten, die er damit ansprach, natürlich auch nicht. Eine Welt im Gleichgewicht also ist es, die in den Köpfen vieler Menschen als Ideal für die Harmonie der Erdendaseins gilt. Das könnte ebenso jeder Grünwähler unterschreiben.

Aber was bedeutet Gleichgewicht? Nun, in erster Linie bedeutet es, dass sich nichts ändert. Es versteht sich von selbst, dass in einer Welt, die von lebendigen Wesen bevölkert wird, solches niemals der Fall sein wird. Es gibt, wenn überhaupt, nur temporäre Gleichgewichte, denen aber kein langes Leben beschieden ist. Denn der Mensch strebt immer nach Weiterentwicklung, nach dem Neuen, Unbekannten. Dies gilt insbesondere in den frühen Lebensabschnitten. Die Entwicklungsdynamik nimmt mit zunehmendem Lebensalter ab. Insofern sind ältere Menschen dem Ideal des Gleichgewichts näher als Jüngere. Aber es sind die Jüngeren, die der Welt ihren Stempel aufprägen. Leute mit Ideen, Visionen und Zielen, die Welt anders zu machen als sie ist. Der Computer und das Internet können als Beispiele für diese Hypothese gelten.

Was im individuellen Leben als gleichsam als normal gelten kann, scheint inzwischen auf die Gesellschaft als Ganzes überzugreifen. Offenbar gibt es nichts mehr, was wir erreichen wollen. Wir fühlen uns an der Spitze des Entwicklungspfades und versuchen nun, es uns gemütlich zu machen. Das ist verständlich, aber dahinter lauert auch eine Gefahr. Denn wer an der Spitze ist, kann leicht ins Mittelfeld oder tiefer abrutschen. Das gilt keineswegs nur für Sportler oder Fußballmannschaften. Auch Länder können ihre Spitzenposition verlieren und zur Bedeutungslosigkeit absinken. Ein derartiger Prozess hat dann nichts mehr mit der Idylle zu tun, die man vielleicht ursprünglich im Auge hatte.

Die Folgen des Tsunamis und der Reaktorhavarie in Japan werden in ein wenigen Jahren praktisch unmerklich sein. Man kann andererseits davon ausgehen, dass die Folgen des Wahlergebnisses in BW langfristiger und einschneidender sein werden, als es den Anschein hat. Aber das hängt wohl ganz entscheidend davon ab, welche Angstkampagne die Grünen dann fahren werden, um ihre Machtposition abzusichern.

2011/03/27

Greenpeace im Super-Gau

Wie man hört, hat sich Greenpeace auf den Weg nach Fukushima und Umgebung gemacht, um dort nach dem Rechten, nein pardon, nach der Strahlung zu sehen. Dann kann man also davon ausgehen, dass die Gefährdungslage - zumindest nach Einschätzung der Greenpeace-"Experten" - nicht mehr allzu hoch sein kann. Schön, dass die sich inzwischen aus ihren europäischen und sonstigen Strahlenschutzbunkern herauswagen. Als nämlich richtige Not am Mann war, hat man von diesen Pappkameraden nichts bemerkt, geschweige denn hat sich einer auch nur nach Japan gewagt. Aber wir verstehen das ja: wahrscheinlich waren sie gerade mit dem Einkaufen von Jodtabletten und Geigerzählern beschäftigt. Da kann man nicht auch noch eine Flugreise in das Erdbebengebiet unternehmen! Und nachdem der Super-GAU auch mit fast übermenschlichem Medieneinsatz einfach nicht herbei zu schreiben war, braucht man schließlich jemand anderen vor Ort, der die Angsthasen in Europa bei Laune hält. Wir warten schon gespannt auf die Neuigkeiten!

In der Strahlungszone - ein Grundkurs

Die Lage um Fukushima wird immer dramatischer! - So hieß es kürzlich auf gmx.at. Siehe hier:


Da ist von einer millionenfach erhöhten Strahlung die Rede. Wirklich beeindruckend! Der Super-GAU geht also weiter. Vor allem der in den Köpfen. 

Hier ein paar physikalische Grundlagen zu Strahlungsvorgängen. Betrachten wir eine Lichtquelle (auch das ist elektromagnetische Strahlung, man glaubt es kaum!), z. B. eine Taschenlampe. Wie weit können Sie in der Dunkelheit mit der Taschenlampe sehen? 10 m? 20 m? Es dürfte einleuchtend sein, dass es mit zunehmender Entfernung schwieriger wird, Objekte mit der Taschenlampe zu erkennen. Ein Objekt in, sagen wir, 500 m Entfernung werden Sie kaum identifizieren können? So weit, so klar. 

Aber woran liegt das? Der Grund für dieses Phänomen, das jedem Menschen auch ohne naturwissenschaftliche Grundausbildung sofort verständlich ist, liegt darin, dass sich das Licht der Taschenlampe - vereinfacht gesprochen - wie eine Kugelwelle ausbreitet. Dies hat zur Folge, dass die Lichtstärke mit der doppelten Entfernung auf ein Viertel ihres ursprünglichen Wertes abfällt. Also stellen Sie sich vor, Sie messen die Lichtstärke in 10 m Entfernung und finden einen Wert x, dann fällt die Lichtstärke in 20 m Entfernung auf x/4 ab, ist also nur noch ein Viertel so groß wie in 10 m. In 100 m Entfernung beträgt die Lichtstärke nur noch ein Tausendstel (1/1000) des ursprünglichen Wertes x, und so weiter. Genau aus diesem Grund ist es uns schlechterdings unmöglich, Objekte in großer Entfernung mit der Taschenlampe zu erkennen. Wenn wir das trotzdem tun wollen, müssen wir eine stärkere Lichtquelle verwenden, z. B. einen Flakscheinwerfer. 

Stellen wir uns nun zur Abwechslung vor, Sie näherten sich unserer Taschenlampe auf sehr geringe Entfernung an. Angenommen, Sie platzieren sie direkt vor ihrem Auge im Abstand von z.B. 1 mm (Millimeter!). Würden Sie dann die Taschenlampe einschalten? Wahrscheinlich doch eher nicht, wenn Sie keinen Augenschaden riskieren wollen. Der physikalische Grund dafür ist der gleiche wie in dem obigen Beispiel, nur dass es diesmal umgekehrt läuft. Wenn ich den Abstand zur Lichtquelle um die Hälfte verkürze, steigt die Lichtstärke auf das Doppelte an. Die Strahlung wird also intensiver! Auch das kann Otto Normalverbraucher leicht einsehen. 

Doch zurück zu Fukushima und seiner "millionenfach erhöhten Radioaktivität". Radioaktive Strahlung gehorcht den selben Gesetzen wie das uns umgebende Licht. Wenn ich also näher an einer Strahlungsquelle dran bin, setze ich mich einer höheren Strahlung aus. Nehmen wir an, wir hätten irgendwo ein Gramm (1 g) einer radioaktiven Substanz gefunden. Wir stellen unseren Geigerzähler in einer Entfernung von einem Meter (1 m) auf und messen eine Aktivität X. Nun gehen wir näher an die Substanz heran und messen erneut in einer Entfernung von einem Millimeter (1 mm). Und schon haben wir eine millionenfach erhöhte Radioaktivität, also 1000 000 mal X. So einfach ist das.  

Noch Fragen? 


2011/03/25

Früh übt sich....

...wer einmal ein erfolgreicher Selbstmordbomber werden will. Mehr dazu hier.

2011/03/24

Mittelwerte

Langsam wird Fukushima langweilig. Nachdem die beschädigten Reaktoren keine Toten hergeben und den Medien die (ganz realen) Toten des Tsumanis vergleichsweise egal waren, wird es wieder Zeit, sich anderen Katastrophen, die ja bekanntlich immer den Vorhersagen selbsternannter Propheten und Risiko- und sonstiger Forscher folgen, zuzuwenden.

Als Dauerbrenner bietet sich da eine alte Bekannte an: die Klimakatastrophe! Die kommt! Ganz bestimmt! Und der Vorteil ist: die Prognosen laufen über hundert und mehr Jahre! Auch wenn dann einige der heute Lebenden sich ihres hoffentlich verdienten Rentnerdaseins erfreuen, ist doch kaum anzunehmen, dass sich dann irgend jemand an die Prognosen am Beginn des 21. Jahrhunderts erinnert.

Ein beliebter Medientrick, um den Leuten das Menetekel des bevorstehenden Klimawandels einzubimsen, ist folgender: Am Ende eines Monats berichten TV-Meteorologen mit sorgenvollem Blick, dass der abgelaufene Monat leider um 2 Grad "zu warm" war. Wenn man solche Sachen aus dem Mund eines Menschen hört, der ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich hat, fragt man sich, wo diese Leute ihr elementares Basiswissen abgegeben haben. Anders gesagt: man fragt sich, wie sie es überhaupt fertig gebracht haben, ihr Studium zu beenden.

Doch sehen wir uns die Schreckensnachricht im Detail an. Die Rede ist von Mittelwerten. Und genau genommen besagt obige Meldung nichts anderes, als dass die Durchschnittstemperatur des abgelaufenen Monats um 2 Grad höher lag als der langjährige Durchschnitt desselben Monats. Nicht mehr rund nicht weniger. Das Konzept des Durchschnitts oder Mittelwerts (arithmetisches Mittel, um genau zu sein) ist eine rein abstrakte Größe, die nicht notwendiger Weise in der Natur vorkommt.

Sehen wir uns das an Hand zweier einfacher Beispiele an. Angenommen Sie fahren mit dem Auto von München nach Hamburg. Das Armaturenbrett ihres Autos zeigt Ihnen die durchschnittliche Geschwindigkeit an. Wenn Sie in Hamburg ankommen, lesen Sie dort 95 km/h. Aber wann sind sie den Durchschnittswert, also 95 km/h tatsächlich gefahren? Antwort: so gut wie nie! Sowohl in M als auch in HH hatten Sie eine Menge Stadtverkehr und Staus. Mehr als 50 km/h waren da nicht drin. Auf der Autobahn fuhren Sie 130 km/h. Und dazwischen gab´s noch die eine oder andere Pinkelpause, die natürlich den Schnitt senkte.

Anderes Beispiel: Benzinpreise. Stellen Sie sich vor, an Ihrer Tankstelle kostet das Benzin in der ersten Wochenhälfte 1,20 EUR und in der zweiten Wochenhälfte 1,30 EUR. Der Durchschnitt ist klarerweise 1,25 EUR. Aber wann kostet das Benzin in dem betrachteten Zeitraum genau so viel wie sein Durchschnittspreis? Antwort: Nie! Aus der Sicht unserer statistischen Wunderwuzzis von der Wetterredaktion wäre das Benzin also immer entweder zu teuer oder zu billig. Schon allein daraus lässt sich erkennen, wie unsinnig eine derartige Redeweise ist.

Mittelwerte sind abstrakte Konstrukte, die in der Natur äußerst selten als reine Messgrößen vorkommen. Man darf sich also nicht wundern, wenn die gemessenen Werte einer beliebigen Größe (wie Temperatur, Benzinpreise, Geschwindigkeiten etc.) immer entweder über oder unter den Mittelwerten liegen werden. Aber offenbar ist das den Damen und Herren Wetterfröschen bislang noch nicht aufgefallen, sonst würden sie nicht so einen Unsinn reden. Oder steckt da Methode dahinter?

Solar statt Atom - eine Fall-Studie

Erinnert sich noch irgend jemand an jenes famose Projekt, riesige Solaranlagen in der Sonne Afrikas zu montieren, die dann die deutschen Verbraucher mit sauberem Strom beliefern sollen? Es ist noch nicht so lange her, dass diese Idee in den Köpfen herumspukte und selbst aus höchsten politischen Kreisen Unterstützung fand.

Das Ganze sollte um schlappe 400 Milliarden Euro zu haben sein und selbstverständlich keinerlei Versorgungsrisiken beinhalten. Schließlich gab es zum Zeitpunkt dieser Kopfgeburt (2009) hervorragende Beziehungen zu allen Staatschefs im nördlichen Afrika. Für Mubarak, Gaddafi und andere Potentaten wurde regelmäßig der rote Teppich ausgerollt.

Für Mubarak, Gaddafi und andere Potentaten jener Region ertönt inzwischen die Schlusssirene. In zehn Jahren sollte nach den ursprünglichen Plänen der erste Strom aus der Wüste Afrikas in deutschen Haushalten eintreffen. Dann wollen wir mal hoffen, dass die Solarmodule von den dort Ansässigen sorgsam gepflegt werden. Und wenn dann eines Tages wieder westliche Bomber über der Wüste kreisen, möge man ihnen ans Herz legen, nicht auf die kostbaren Solarzellen zu zielen. Sonst fällt in Deutschland der Strom aus.

2011/03/22

An Faymanns Wesen soll die Welt genesen

Zugegeben: Große Männer haben immer nach der Devise "think big" gelebt und nicht zuletzt dadurch ihre großen Ziele erreicht. Doch manchmal glauben auch kleinere Nummern, es den Großen ihres Faches gleichtun zu müssen. Den Versuch ist es ja immerhin wert.

Vielleicht ist es ja nur natürlich, dass Kleinstaaten immer meinen, sie seien der Nabel der Welt und hätten einen maßgebenden Einfluss auf die Geschicke anderer Länder. Wer erinnert sich an die zahlreichen österreichischen Polit"größen", die in den Nahen Osten aufbrachen, um dort nach dem Rechten zu sehen und die Streithähne endlich zu einem dauerhaften Frieden zu bewegen. Vielleicht ist es ja meiner Aufmerksamkeit entgangen, aber ist es mir nicht erinnerlich, dass irgendeiner der österreichischen Polittouristen dort auch nur irgend etwas anderes hinterlassen hätte als den Schweiß auf den Handflächen seiner Gesprächspartner.

Und wahrscheinlich ist es diese eklatante Selbstüberschätzung, die die Österreicher glauben lässt, sie könnten anderen Ländern vorschreiben, wie sie ihre Energie zu erzeugen hätten. So kam es auch zu diesem ausgeprägten Aktionismus gegenüber Tschechien, der bekanntlich ausging wie das Hornberger Schießen.

Doch think big lautet die Devise, und Österreichs Bundeskanzler, der bekanntlich auf internationaler Bühne zu den absolut Größten seines Faches zählt, läuft zu einsamer Hochform auf. Nun lässt er die Welt wissen, dass es endlich an der Zeit sei, "unser Wort international zu erheben", um "auf einen Atomausstieg zu drängen". Ja so hört sich das an, wenn man es vom Wiener Bezirksfunktionär zum Politiker von Weltformat geschafft hat! Tschechien war gestern, und morgen... geht es um die ganze Welt!

Bei so großen Ambitionen bleibt einem wirklich die Luft weg, und man kann den staatstragenden Akteuren bei ihrer Mission zur Rettung des Planeten nur viel Glück wünschen.

Bleibt nur noch eine Frage: Woher wird Österreich den Atomstrom zu seiner Energieversorgung einkaufen, wenn eines Tages alle Meiler abgeschaltet sind?

2011/03/20

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns....

Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Ja richtig, das war doch ein Wahlspruch jener, die es geschafft haben, ein tausendjähriges Reich im Zeitraum von gut 12 Jahren ab zu brennen. Und zwar mit Folgen, die jedes Atomunglück der Geschichte nahezu bedeutungslos erscheinen lassen. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Die Zeiten wohl, aber die Gesinnung nicht. Auch wenn sie heute eher ein politisch-korrektes und ökologisches Mäntelchen trägt.

Gideon Böss bringt es auf den Punkt: Wer sich nicht der herrschenden Anti-Atomhysterie unterwirft, der betreibt die Sache der Bösen. Und damit sind alle Argumente, so richtig und sachlich fundiert sie sein mögen, einfach überflüssig, weil sie es einfach nicht schaffen, den Raum jenseits des Trommelfells zu durchdringen, wo vielleicht eine gewisse Aussicht bestünde, sie könnten einer ernsthaften Erwägung unterzogen werden.

Nun könnte man einwenden, die Kernkraft sei nun mal eine gefährliche Technologie. Zugegeben, sie erfordert eine Sicherheitstechnologie, die bedeutend aufwendiger ist als jene von Solarzellen. Und in der Tat: Fukushima hat uns gezeigt, dass der Aufwand zur Bändigung dieser Technologie sehr hoch sein kann. Wie hoch, ist eine Frage, die sich erst jetzt im Nachhinein klären lässt, wenn alle Aspekte dieses Vorfalls eingehend durchleuchtet und entsprechende Konsequenzen gezogen werden.

Aber, und jetzt kommt die gute Nachricht: Fukushima hat uns gezeigt, dass die Atomtechnologie selbst unter widrigsten Umständen beherrschbar ist. Quasi im Minutentakt werden die Nachrichten besser, und alle Schwarzmaler, Risikoforscher und was sonst noch an Weltuntergangspropheten die Medien bevölkerte, müssten jetzt endlich Farbe bekennen und (öffentlich!) verlautbaren, dass wir heute von dem viel beschworenen Super-GAU weiter denn je entfernt sind. Wer outet sich als erster?

Die zweite gute Nachricht: Fukushima war ein echter Härtetest, ein Worst-case-Szenario. Man ist sozusagen mit einem blauen Auge davongekommen. Aber - man glaubt es kaum - aus diesen Vorkommnissen kann man lernen und damit Sicherheits- und Handlungsstrategien für zukünftige Krisenfälle entwickeln. Aber es sieht so aus, als wäre die Lernbereitschaft schon längst nicht mehr in Deutschland zu Hause (Stichwort: PISA!). Insofern werfen die Ereignisse in Japan weniger ein Schlaglicht auf die Sicherheit deutscher Atommeiler, als vielmehr auf die geistige Verfasstheit einer Nation, die einst als Vorreiter technologischer Neuerungen galt.

Es mag durchaus geboten sein, sich mittel- bis langfristig anderen Energiequellen zuzuwenden. Aber jede Panik und jedes Hauruck-Abschaltprogramm ist einzig und allein dem Populismus geschuldet und hat nichts, aber auch gar nichts mit rationalem Denken zu tun.

Und was die Solarzellen betrifft: sie sind noch weit davon entfernt, es an Wirtschaftlichkeit und Effizienz mit der Kernkraft aufnehmen zu können.

2011/03/18

Der GAU in den Köpfen

Während die Lage in Fukushima langsam, aber sicher unter Kontrolle zu sein scheint, dauern die medialen Nachbeben auf dem europäischen Kontinent unvermindert an. Gleich zu Beginn des Atomunfalls in Japan wurden die Medien nicht müde, auf die unsaubere Informationspolitik des Kraftwerksbetreibers hinzuweisen. Tenor: Es ist alles viel schlechter, als uns die Betreiber mitteilen. Diese simple, aber überaus wirksame Hintergrundinformation sollte gleichzeitig suggerieren, dass die eigenen Informationen einen höheren Wahrheitsgehalt besitzen, zumal man ja noch zusätzlich auf andere (tatsächliche oder vermeintliche) Experten zurückgreifen würde. Manche dieser Experten haben dann ja auch tatsächlich den einen oder anderen Super-GAU daher phantasiert. Doch dazu ein andermal mehr.

Wie aber sieht es mit der Informationspolitik der deutschsprachigen Medien tatsächlich aus? Hier ein kleines Beispiel:

So hieß es etwa heute (18. März 2011) im Live-Ticker der Presse:
12.42 Uhr: Strahlenbelastung in nicht evakuierter Zone 
Mehr als 30 Kilometer vom AKW Fukushima entfernt ist eine deutlich erhöhte Strahlenbelastung festgestellt worden. Die Verstrahlung nordwestlich der havarierten Anlage lag bei 170 Microsievert am Donnerstag und 150 Microsievert am Freitag, wie das japanische Wissenschaftsministerium mitteilte. Nach Expertenmeinung nehmen Menschen bei der gemessenen Belastung innerhalb von sechs bis sieben Stunden so viel Strahlung auf, wie sonst innerhalb eines Jahres gerade noch verträglich wäre.
Ich verstehe ja, dass die Presse-Mitarbeiter im (virtuellen!) Super-GAU-Stress stehen. Nach einem einwöchigen Dauerbombardement mit beinahe stündlich neuen Strahlenmessungen sollte sich doch mittlerweile in der Redaktion herumgesprochen haben, dass eine Angabe wie "170 Microsievert" so gut wie keinen Sinn macht, wenn man nicht dazu sagt, in welcher Zeit diese Dosis auftritt. Man kann deshalb aus der Presse-Meldung nur erraten, dass es sich wahrscheinlich um Mikrosievert pro Stunde handeln muss. Dies wird auch durch einen Blick auf einen Bericht von NHK bestätigt, der wohl als Quelle für obige Meldung diente.

Nun sagen Experten, dass man bei dieser Strahlendosis nach sechs bis sieben Stunden eine noch nicht gesundheitsgefährdende Jahresdosis abbekommen hat. Rechnen wir nach: 170 mkSv/h mal 7 h = 1190 mkSv. Letzteres soll also einer noch ungefährlichen Jahresbelastung entsprechen. Dies ist in der Tat der Fall. Allerdings suggeriert die Formulierung "gerade noch verträglich", dass man damit schon hart am Limit wäre, sozusagen ein potentieller Kandidat für Strahlenkrankheit.

Doch zurück auf den Boden der Tatsachen: Wenn die Japaner im Schnitt mit einer Jahresdosis von 1200 mkSv leben, können sie sich eigentlich glücklich schätzen. Die Jahresdosis eines Amerikaners beträgt im günstigsten Fall bereits etwa 3000 mkSv. Laut Wikipedia gibt es sogar vereinzelt Gegenden, die mit Spitzenwerten von 200 000 mkSv pro Jahr glänzen. Und zwar ohne, dass die Menschen dort nachweisbare Strahlenschäden aufwiesen.

Übrigens: der NHK-Bericht weist auch darauf hin, dass der oben genannte Wert von 170 Mikrosievert pro Stunde den höchsten gemessenen Wert darstellt. Bei anderen Messpunkten in einer Zone von 30 bis 60 km um das Atomkraftwerk wurden Strahlungsdosen zwischen 0,5 und 52 Mikrosievert pro Stunde festgestellt. Der erste Wert ist also 340 mal schwächer als das reißerische Maximum im Presse-Ticker, der größere Messwert beträgt nicht einmal ein Drittel des Maximalwerts.

Da haben die Redakteure in der Hitze des Gefechts wohl ganz entscheidende Informationen "vergessen"! Aber ich kann´s ja verstehen. Ein einzelner Spitzenwert verkauft sich eben besser als eine ganze Reihe anderer, aber zum Teil weitaus geringerer Messwerte. Bad news is good news!

2011/03/17

Risiken

In diesen katastrophen-geplagten Tagen wird oft mit Wahrscheinlichkeiten jongliert. Wahrscheinlichkeiten, mit denen gewisse Ereignisse eintreten oder auch nicht. Ein Artikel auf Spiegel Online untermauert die bedrohliche Erdbebenlage in den USA, insbesondere in Kalifornien, mit einer Reihe von Wahrscheinlichkeiten. So beträgt etwa das Risiko, dass die Stadt San Francisco in den nächsten 31 Jahren von einem Erdbeben der Mindeststärke von 6,7 heimgesucht wird, 62 Prozent. Das klingt nach viel und ist es auch in gewisser Hinsicht.

Doch was bedeutet diese Zahl genau? Man stelle sich dazu den Bundesstaat Kalifornien in hundertfacher Ausfertigung vor, also 100 identische Kopien von Kalifornien. Dann bedeutet die oben genannte Wahrscheinlichkeit von 62 Prozent nichts anderes, als dass sich in 62 dieser identischen Kopien in den nächsten drei Jahrzehnten ein Erdbeben der Stärke 6,7 oder mehr ereignen wird. In den 38 übrigen Kopien wird Derartiges nicht eintreten.

Der gegenwärtige Medienhype ist sehr dazu angetan, unsere Wahrnehmung von Risiken zu verzerren. Ob das so gewollt ist oder nicht, sei dahingestellt. Jedenfalls tun sich die Menschen grundsätzlich schwer damit, die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen einzuschätzen. Wahrscheinlich (!) ist das auch der Grund, warum so viele Leute Lotto spielen. Die allermeisten zahlen dabei nur drauf. Aber der Glanz, der die wenigen Glücklichen umgibt, ist für viele dennoch ausreichend, immer wieder ihr Geld auf der Jagd nach dem Glück aus dem Fenster zu werfen. Wenigstens geht davon (normalerweise) keine Gefahr für die Gesundheit aus.

Letztere wird allerdings quasi pauschal für die Wirkung radioaktiver Strahlung unterstellt. Manche Menschen haben richtige Todesangst, wenn sie nur das Wort Radioaktivität hören. Nun, Marie Curie, eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet, hat im Laufe ihres Lebens mit Sicherheit eine gewaltige Menge an Strahlung absorbiert. Selbst ihre Kochbücher waren nachweislich kontaminiert. Für jeden Strahlenschutzexperten ein Horror! Jedenfalls ist sie nicht unmittelbar an der Strahlenkrankheit gestorben. Ob ihr Tod mit etwas über 66 Jahren als eine Folgewirkung der langjährigen Strahlenexposition zu sehen ist, lässt sich meines Erachtens nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Lebensalter bewegt sich jedenfalls im Rahmen der Lebenserwartung, die man in den 1930er Jahren zu gewärtigen hatte.

Doch zurück zur Gegenwart. Meines Wissens gab es in Deutschland in den letzten 40 Jahren keinen einzigen Todesfall, der auf unmittelbare Strahleneinwirkung radioaktiver Materialien zurückzuführen ist. Vergleichen wir das mit der Zahl der Todesopfer, die durch Gewaltkriminalität zu verzeichnen sind. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass U-Bahn-Schläger einen höheren Blutzoll gefordert haben als alle deutschen Atomkraftwerke zusammen. Nun könnte man der Polemik noch eins drauf setzen und sagen: warum wird eigentlich U-Bahn-Fahren nicht verboten? Ein paar Leute mehr wären immerhin noch am Leben.

Nun, der Grund, warum die U-Bahn nach einer Schlägerattacke nicht eingestellt wird, ist ganz einfach eine Kosten-Nutzen-Analyse. Würde man den Betrieb einstellen, so wären die gesellschaftlichen Folgewirkungen größer als umgekehrt. Mit anderen Worten: Man nimmt einfach das Risiko in Kauf, dass hin und wieder jemand tot- oder halbtot geprügelt wird. Natürlich werden gewissen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber ganz ausschließen lässt sich ein derartiges Ereignis nicht.

Das gleiche Argument lässt sich auf die Kernenergie anwenden. Ist der Nutzen, den wir aus dem Betrieb von Kernkraftwerken ziehen größer als der Schaden, den wir durch einen Super-GAU zu erwarten haben? Ein substantieller Teil der wirtschaftlichen Prosperität Deutschlands ist unzweifelhaft der Kernenergie zu verdanken. 2009 trugen die deutschen Reaktoren mehr als 26 % zur Stromerzeugung bei (Quelle: Fischer Weltalmanach 2011).

Natürlich lässt sich nicht genau sagen, wie hoch der wirtschaftliche Schaden eines äquivalenten Unglücks in Deutschland wäre. Aber nehmen wir als Vergleich die Situation in Japan. Dort tragen Reaktoren etwa 29 % zur Stromproduktion bei, was die Vergleichbarkeit untermauert. Der wirtschaftliche Schaden durch Erdbeben, Tsunami UND Atomunfall wird auf 180 Mrd. USD geschätzt. Zum Vergleich: Das BIP des Landes betrug 2009 mehr als 5000 Mrd. USD (Quelle: wie oben). Der Schaden entspricht etwa 3,5 % der Wirtschaftsleistung eines Jahres.  Dies wiederum entspricht ungefähr einer Woche kompletten wirtschaftlichen Stillstands.

Rückübertragen auf die Situation in Deutschland würde also ein vergleichbares Unglück dem Schadensausmaß eines einwöchigen Generalstreiks entsprechen. Und das in 40 Jahren Kernenergienutzung ohne ernsthaften Zwischenfall.  Es ist also so, als hätte man in 40 Jahren, das sind etwa 9000 Arbeitstage, um ganze sieben Tage weniger gearbeitet. Und wer weiß, wie lange die Nutzung noch ungestört weiterlaufen könnte, wenn, ja wenn nicht inzwischen alle AKWs vom Netz gehen.

2011/03/16

Atom ist eben nicht gleich Atom

Zumindest wenn es nach den Leuten geht, die angesichts der jüngsten Ereignisse in Japan eifrig auf die Straße gehen, Mahnwachen abhalten und sonstige Gesinnungswächtereien zelebrieren. Wenn man diesen Leuten zuschaut, hat man den Eindruck, es gäbe nichts Gefährlicheres als ein sich abkühlendes Reaktorgefäß in einer Entfernung von 9000 km. Indes unternehmen die Menschen vor Ort alles in ihrer Macht Stehende, um die Folgewirkungen eines unvorhersehbaren Unglücks so gering wie möglich zu halten.

Der Zufall will es, dass ein von Vernichtungsphantasien besessener Staatschef etwa zur gleich Zeit alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen. Der Iran, um den es hier geht, liegt von Europa etwa halb so weit entfernt wie Japan. Und die Kernwaffen würden wohl auch eingesetzt werden, um  sein ersehntes Ziel, die Vernichtung Israels, zu erreichen.

Merkwürdig. Die gefährlichen Nukes in den Händen von potentiellen Völkermördern scheinen unseren Friedens- und sonstwie Bewegten längst nicht so viel Angst einzuflößen wie die Reaktorblöcke von Fukushima. Atom ist eben nicht gleich Atom. Alles eine Frage des Standpunkts.

Und viele haben sich, wie man hört, schon mit einer ausreichenden Dosis Jodtabletten versorgt. Die werden sie zwar bei der Fukushima-Geschichte nicht brauchen. Aber man kann sie ja auch dann einnehmen, wenn der Iran sein atomares Feuerwerk abbrennt.

2011/03/15

Wollt Ihr den totalen...

...Atomausstieg???

Angesichts der Nachrichtenlage über den Vorfall in Japan fragt man sich, worüber man mehr erstaunt sein soll:

- über den wahrhaft heldenhaften Einsatz der japanischen Einsatzkräfte, die das Menschen Mögliche tun, um größeren Schaden abzuwenden

- über die hysterisch aufgedrehten Katastrophenszenarien, die in sicherer Entfernung in Europa, wo wirklich niemand auch nur das Geringste zu befürchten hat, durchgespielt werden

- oder über Flexibilität einer Politik (insbesondere in Deutschland), die in vorauseilendem Gehorsam alles über Bord wirft, was bisher Geltung besaß. Und zwar sowohl politisch als auch technisch.

Politisch, weil die bereits beschlossene Laufzeitverlängerung der deutschen AKWs schon rechtsverbindlich geregelt war und nun aufgrund eines Ereignisses am anderen Ende der Welt wieder aufgeschnürt wird. Technisch, weil durch das panikartige Agieren der Politik der Eindruck entstehen muss, dass die Sicherheit von Kernkraftanlagen bislang nicht nach den besten technischen Standards gewährleistet wurde. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Von allen technischen Anlagen erfüllen AKWs die mit Abstand strengsten Auflagen. Weiß Frau Merkel das nicht? Oder traut sie es sich nicht öffentlich zu sagen, weil sie einen empörten Aufschrei der Wutbürger befürchtet?

Man muss sich das Ganze wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Da kommt es auf der anderen Seite der Erdkugel zu einem extrem unwahrscheinlichen Ereignis, und schon gehen bei uns die Lichter aus, weil die Leute Angst haben, das Gleiche könnte bei uns auch passieren! Ticken die noch richtig? Wann ist der letzte Tsunami von der deutschen Nordseeküste nach Bayern oder Baden-Württemberg geschwappt? Oder anders gesagt: Wann wird der nächste erwartet?

Man stelle sich folgende Analogie vor: Ihr Bekannter XY hat in Australien einen Autounfall. Ein anderer Verkehrsteilnehmer hat ein Stopp-Schild überfahren und ist in das Auto Ihres Bekannten gekracht. Frage: Würden Sie jetzt Ihr in Europa stehendes Auto in die Werkstatt bringen und die Bremsen überprüfen lassen? Oder noch krasser: Sie verkaufen Ihr Auto und gehen ab jetzt zu Fuß. Schließlich könnte auch jemand in Europa ein Stopp-Schild überfahren.

Kein vernünftiger Mensch würde so handeln. Aber die deutsche Politik macht es! Muss man sich noch wundern, dass die Menschen kein Vertrauen in ihre Eliten mehr haben?

2011/03/11

Warum Gaddafi gewinnen wird

Ganz einfach. Man sehe sich die Bilder an, die täglich nach Europa kommen. Da sind zwar viele rebellische Hitzköpfe zu sehen, die sich bewaffnet haben, um den Wüstenclown Gaddafi zu stürzen. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass diese Leute außer ihrem revolutionären Elan praktisch nichts haben, um eine professionell geführte und ausgebildete Armee zu schlagen. Das liegt nicht nur an ihrer waffentechnischen Unterlegenheit. Diese Leute stehen selbst im Gefechtslärm so herum, als wollten sie als bewegliche Zielscheiben möglichst bald ihren Weg ins Paradies antreten. Keine Ausbildung, keine Disziplin, kein taktisches Verständnis und dazu noch die schlechteren Waffen. So würden sie gegen Gaddafis Truppen nicht einmal mit einer numerischen Überlegenheit von 10:1 gewinnen.

Die westlichen Politiker sollten sich langsam darauf einstellen, dass ihnen der libysche Diktator noch eine Weile erhalten bleibt. Man darf gespannt sein, wie manche von ihnen zu Kreuze kriechen werden, zumal sie eben noch großspurig Sanktionen, ein Einfrieren der Konten des Diktators und ähnliches beschlossen haben. Das wird ein Triumph erster Klasse für den Wüstensohn und eine eben solche Demütigung für die gutmenschliche Politik des Westens.

2011/03/10

Die saudische Bome tickt

Während Nordafrika langsam aber sicher umgekrempelt wird, alte Diktatoren verschwinden und potenzielle neue bereits in Warteposition sind, ist die Lage in Saudi-Arabien weitgehend ruhig. Noch. Aber es wäre wohl naiv anzunehmen, das saudische Königshaus säße fest im Sattel. Denn schon gibt es erst Anzeichen aufkeimenden Aufruhrs. Und wenn die Lage erst einmal jenen Grad von Unruhe erreicht hat, wie wir es derzeit täglich in Libyen beobachten können, dann dürfen wir uns über Ölpreise jenseits von 200 USD pro Barrel freuen. Ganz zu schweigen von den ökonomischen Konsequenzen, die sich daraus ergeben und die nicht nur den Westen in seinen Grundfesten erschüttern werden.

Saudi-Arabien mit seinem Ölreichtum steht wohl schon lange auf der Wunschliste der Islamisten. Und es ist gerade dieser Punkt, der einem zu denken geben sollte. Das Land, das eifrig dabei ist, Moscheebauten in ganz Europa zu finanzieren, und sich auch nicht scheut, moslemischen Vereinigungen zweifelhaften Charakters den einen oder anderen Euro zuzustecken, kann mit Recht als eines der konservativsten islamischen Regimes weltweit bezeichnet werden.

Nun läge es nahe anzunehmen, dass die Menschen dort endlich etwas mehr Liberalität im westlichen Sinn erwarten. Doch dafür gibt es kaum irgend welche Anzeichen. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich Saudi-Arabien von einem Fast-Gottesstaat in einen tatsächlichen Gottesstaat verwandelt. Und in der Tat, das saudische Königshaus ist aus der Sicht der Islamisten nicht viel besser als eine Bande von Verrätern an der islamischen Sache und muss deshalb beseitigt werden.

Hier ist nicht der Ort, sich die Konsequenzen einer solchen Entwicklung im Detail auszumalen. Eine gehörige Portion Antisemitismus, den die Kinder in allen arabischen Staaten schon mit der Muttermilch aufsaugen, gehört auf jeden Fall dazu. Ferner der Hass auf alles Westliche. Das gibt einen schönen Treibsatz, der die Welt gehörig in Aufruhr versetzen kann. Es wird noch sehr spannend werden.

2011/03/09

Babylonische Sprachverwirrung

In England spricht man englisch, in Frankreich französisch, in Deutschland deutsch. Gut, es gibt Länder, denen man nicht bereits an ihrem Namen ansieht, welche Sprache dort gesprochen wird: Österreich, Belgien, Schweiz etc.

In Schweden jedenfalls ist die Sache weitgehend eindeutig. Die Landessprache Schwedisch wird von praktisch allen Einwohnern, auch von Zugewanderten gesprochen. Es sieht aber so aus, als wäre das nicht immer der Fall. In Jönköping scheinen sich besonders viele Busfahrer einer anderen Verkehrssprache zu bedienen, weshalb das örtliche Busunternehmen eine Regelung erlassen hat, wonach sich die Busfahrer sowohl in den Bussen als auch in den Aufenthaltsräumen des Schwedischen als Standardsprache bedienen sollten. Bus- und Taxifahrer haben in dem skandinavischen Land besonders häufig das, was man politisch korrekt einen Migrationshintergrund nennt.

Was auf den ersten Blick völlig einleuchtend erscheint, nämlich die Benutzung der Landessprache als Kommunikationsmittel, ist jedoch in Schweden keineswegs selbstverständlich. Deswegen wurde die oben erwähnte Regelung nach politischen Protesten (aus dem linken Lager, woher sonst) wieder zurückgezogen. Es darf also weiterhin Babylon gespielt werden.

2011/03/08

Schreckensnachricht

Die meisten kennen dieses Phänomen: ein Vertreter will einem irgend etwas schmackhaft machen (z. B. eine Lebensversicherung) und verspricht daher das sprichwörtliche Blaue vom Himmel. Was er nicht sagt, steht allerdings im sogenannten Kleingedruckten. Und das hat es normalerweise in sich. Ja mitunter trübt sich die Bläue des Himmels dann sehr stark ein und geht in ein mehr oder weniger dunkles Grau, bisweilen auch Schwarz über.

Manche Journalisten scheinen eine ähnliche Vorgangsweise zu pflegen, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Da werden zur Erhöhung der Aufmerksamkeit bzw. der Klickraten Schreckensszenarien an die Wand gemalt, die dem Leser ein mulmiges Gefühl verschaffen sollen. Die besagte Wand ist in diesem Fall die Schlagzeile, die den Leser fesseln soll. Allerdings kann es vorkommen, dass der sich daran anschließende Text nicht mehr mit dem Schreckensniveau der Schlagzeile mithalten kann.

Ein aktuelles Beispiel dafür liefert die Presse mit einer Schlagzeile, die suggeriert, dass es ab 2050 keine Benzinautos mehr geben soll. Klar, dass man bei so einer Meldung erst mal schluckt und sich denkt: Was kommt dann? Doch wie im richtigen Leben wird selten so heiß gegessen wie gekocht. Wenn man sich erst mal in das Kleingedruckte verirrt, wird klar, dass es hier eine wichtige Einschränkung gibt. Es ist keineswegs so, dass die Europäische Kommission, deren Pläne als Grundlage für den Artikel dienten, ab dem Jahr 2050 alle Benzinautos von allen Straßen Europas verbannen will (geschweige denn: kann!). Vielmehr geht es darum, die Benziner aus Europas Innenstädten rauszuhalten. Und das liest sich dann doch ganz anders als die Kurzbotschaft der Schlagzeile.

Außerdem handelt es sich bei den Kommissionplänen um ein sogenanntes Weißbuch Verkehr. Der Inhalt dieses Weißbuches ist also nicht viel mehr als eine Reihe von Absichten und Wünschen, die noch einen langen Weg durch die europäische Gesetzgebung vor sich haben. Was hinterher möglicherweise als Gesetzestext herauskommt, bleibt abzuwarten.

2011/03/07

Plädoyer zur Abschaffung des Frauentages

Es ist also wieder soweit. 8. März, Internationaler Frauentag. Aber wozu? In einer Welt, die zunehmend von Genderismus geprägt ist, erscheint ein Frauentag als ein Anachronismus.

Eine kleine Gruppe von umtriebigen und einflussreichen Ideologen hat es geschafft, ihr Leitbild der herrschenden Elite und damit der ganzen Gesellschaft überzustülpen. Das Faszinierende daran: es ist ein Traumbild, das nur in verbohrten Köpfen herumspukt und das uns tatsächlich ein X für ein U vormachen will. Der Genderismus behauptet allen Ernstes, das, was man landläufig als biologisches Geschlecht bezeichnet, existiere in Wirklichkeit gar nicht, sondern sei nur die Konstruktion einer (natürlich abgrundtief bösen) Gesellschaft.

Noch weitaus faszinierender als die Tatsache, dass so etwas wie ein Genderismus überhaupt existiert, ist jedoch der Umstand, dass er zu einer gesellschaftspolitischen Macht geworden ist, die nicht mehr ignoriert werden kann. Wenn man noch einigermaßen an die menschliche Vernunft glaubt, kann man über diesen Sachverhalt nur den Kopf schütteln.

Frauen gibt es doch gar nicht, sagen die Genderisten, ebenso wenig wie Männer. Alles nur eine Chimäre heimtückischer Mächte. Natürlich hat es dann auch keine Mütter und Väter mehr zu geben. Die entsprechenden gegenderten Begriffe, Elter 1 und Elter 2, sind zwar noch nicht so populär wie ihre historischen Vorläufer. Aber was nicht ist, kann noch werden. Es erfordert bekanntlich viel Kleinarbeit und so manches von Steuergeldern finanzierte Projekt, um diese Neuschöpfungen erfolgreich in der Bevölkerung zu verankern. Aber dafür werden die Genderisten ja schließlich bezahlt. Und zwar von Leuten, die mit solch hochtrabenden Konstrukten beim besten Willen nichts anfangen können. Was letztlich nur deren geringem intellektuellen Niveau zuzuschreiben ist, würden die Genderisten sagen. Naja, sie könnten auch wahlweise vom Großkapital bestochen worden sein.

Wenn also alles Geschlechtsspezifische aus der Gesellschaft verbannt werden soll, dann besteht auch keine Notwendigkeit mehr, einen Frauentag zu begehen. Und es warten noch weitere Vorteile: Wenn es weder Frauen noch Männer gibt, dann kann es naturgemäß auch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in deren Bezahlung geben. Und natürlich braucht man auch kein Frauenministerium mehr, keine Frauenparkplätze etc. Stellenausschreibungen wären per definitionem neutral, weil das böse M-Wort ja aus der Sprache verbannt wäre.

Wahrscheinlich könnte der Staat eine Menge Geld sparen. Fragt sich nur, was mit dem eingesparten Geld letztlich gemacht wird. Vielleicht würden damit auch nur weitere Genderismus-Projekte finanziert. Dann vielleicht doch lieber den Frauentag behalten?

Der Anfang vom Ende

Die Kernbotschaft des Christentums lautet in etwa so: Ihr seid alle sündige und schwache Geschöpfe, und wenn ihr so weiter macht, kommt ihr direkt in die Hölle! Aber noch ist es Zeit umzukehren! Kehrt auf den Pfad der Tugend zurück, und ihr dürft das Leben noch ein bisschen länger genießen! Oder was man eben als genießen bezeichnen mag.

Würde ein Geistlicher heute so argumentieren, nähme ihn wohl kaum jemand ernst. Unser Leben hat viel von jener Transzendenz verloren, die früher ala völlig normal angesehen wurde. Das Leben ist, wenn man so will, irdischer geworden. Aber das Bedürfnis nach Transzendenz ist deswegen nicht verschwunden, auch wenn die Menschen nicht mehr an Höllenqualen oder Ähnliches glauben (gut, bei manchen sind es Jungfrauen; aber um die geht es hier nicht). Wo also ist sie geblieben? Nun, sie hat sich schlicht und einfach "verirdischt" und ist weitgehend in dem aufgegangen, was man in übersteigertem Sinn als ausgeprägtes Umweltbewusstsein bezeichnen kann. Dort herrscht dann nicht mehr die Furcht vor kleinen Teufelchen, die mit den sündigen Menschen alle möglichen Späße treiben. Vielmehr ist es die Furcht vor gravierenden Veränderungen auf Mutter Erde, die die Menschen umtreibt. Wenn diese Furcht dann Hunderte oder Tausende von Jahren voraus greift, also einen Zustand anvisiert, den heute beim besten Willen kein Mensch auch nur annähernd zu beschreiben imstande ist, dann ist die strukturelle Analogie zur oben angesprochenen Transzendenz durchaus gegeben.

Auf dieser Basis lässt sich dann das Bild mit den Sündern, die einfach nur auf den Pfad der Tugend zurückkehren müssen, genau so gut bei Fragen der Umweltpolitik anwenden. Diesmal würden die Menschen allerdings nicht mehr mitleidig über den Prediger lächeln, sondern sich blind auf die Seriosität der wissenschaftlichen Prognosen verlassen.

Die Einleitung zu einem Artikel auf Spiegel Online über ein Massensterben im Blitztempo erinnert sehr stark an diese Analogie. Das Titelbild erinnert in seiner drohenden Eindringlichkeit an Hieronymus Bosch und dessen Höllenfantasien. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Worum geht es? Nun, die Welt steht - wieder einmal - vor dem Untergang! Diesmal aber endgültig!

In a nutshell: Wenn wir so sündig weiter machen wie bisher, werden - in Atem beraubendem Tempo, versteht sich - schon bald alle Tierarten von diesem Planeten verschwunden sein! Und alles durch unsere Schuld! Nostra culpa! Man sieht schon förmlich, wie das letzte Exemplar jeder Spezies sich gramgebeugt von der Erde verabschiedet, mit vorwurfsvollem Blick auf den einzigen Übeltäter - homo sapiens!

Aber noch ist es nicht zu spät! Kehrt um von Eurem sündigen Treiben, tut Buße und gelobt Besserung! Dann wird alles wieder gut!

Man fragt sich, ob die moderne Wissenschaft wirklich diesen ständigen Hype braucht, um Aufmerksamkeit zu erlangen, um es irgendwie in die Medien zu schaffen. Wie immer, wenn man im Reich der Forschung nicht genau weiß, was man zu erwarten hat, werden verschiedene Szenarien durchgerechnet. Szenarien? Ja richtig, solche gab es schon bei der Vogelgrippe, der Schweinegrippe, SARS und anderen Plagen, wobei jeweils Zehntausende, ja sogar Hunderttausende Tote prognostiziert wurden, und zwar für die nahe Zukunft, also für Zeiträume von einigen Monaten bzw. Jahren. Angesichts solcher Szenarien wurde im Fall der Schweinegrippe von etlichen Staaten eifrig Impfstoff eingekauft, der dann zu großen Teilen ungenutzt entsorgt werden musste. Ein gutes Geschäft für die Produzenten.

Jetzt also das Artensterben, zum x-ten Mal. Fairerweise erwähnen die Autoren der unterschiedlichen Szenarien eine Reihe von Unsicherheiten, die ihren Rechnungen zugrunde liegen. Eine davon ist die Kürze des Beobachtungszeitraums. Es ist also so, als würde man drei Jahre lang jeweils eine Erhöhung des Temperatur des Mittelmeeres von, sagen wir, 0,1 Grad messen und daraus den Zeitpunkt extrapolieren, ab dem das Mittelmeer so heiß ist, dass man darin Eier kochen kann.

Wenn man verschiedene Szenarien betrachten muss, bedeutet das, dass man im Grunde genommen keine Ahnung hat, was konkret eintreffen wird. Von so etwas wie einer wissenschaftlichen Theorie sind wir hier meilenweit entfernt. Es ist so, als würden Sie zu Ihrem Bankberater gehen und ihn fragen, wie Sie Ihr Geld anlegen sollen. Wahrscheinlich würde er Ihnen ebenfalls mehrere Szenarien vorlegen, von denen Sie sich dann eines aussuchen können. Niemand würde dieses Vorgehen als wissenschaftlich bezeichnen. Würden Sie jemandem glauben, der Ihnen sagt, er könne die Börsenkurse für die nächsten hundert Jahre vorausberechnen? Na also.

2011/03/05

Chinas Wirtschaftspolitik wird wieder sozialer....

...schreibt Handelsblatt Online. Und weiter heißt es, die Führung des Landes besinne sich wieder auf ihre kommunistischen Wurzeln. Und außerdem gehe es Spitzenverdienern an den Kragen.

Da freuen wir uns aber! Ja es stimmt: China war früher weitaus näher am Ideal des Kommunismus. Da gab es dann so schöne Dinge wie den großen Sprung nach vorne, bei dem es vielen, sehr vielen Menschen (geschätzte 20 Millionen) an den Kragen ging. Und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Ob das alles Spitzenverdiener waren? Na ja, es wird eben nicht immer so sauber gearbeitet wie geplant. Das war schon immer das Problem des Kommunismus: dass Utopie und Realität auseinanderklaffen. Aber immerhin war die Gesellschaft sozial gerechter als heute, auch im Folterkeller und beim Standgericht. Für viele im Westen auch heute noch ein Ideal.

2011/03/03

Der Islam als Teil Deutschlands (und Österreichs und ...)

"Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich aus der Realität ergibt", sagte der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Volker Beck, dem Handelsblatt Online. Recht hat er!

Wir brauchen nur die Zeitung aufzuschlagen. Da lesen wir, dass just an dem Tag, als der neue deutsche Innenminister, dem die obige Äußerung des grünen Politikers galt, sein Amt antrat, ein glühender Anhänger der Religion des Friedens, also des Islams, in terroristischer Absicht zwei Menschen ermordete und wahrscheinlich noch mehr Opfer auf seinem Konto verbuchen hätte können, wenn nicht seine Pistole Ladehemmung gehabt hätte. Man kann Herrn Beck nur für seinen Realitätssinn bewundern.

Wendezeiten

Wie war das am Ende des Zweiten Weltkrieges, als im Bunker langsam aber sicher die letzten Lichter ausgingen und jeder, der überleben wollte, sich auf die Zeit danach einstellte. Da wimmelte es plötzlich von Leuten, die mit all dem Geschehenen plötzlich nichts mehr zu tun haben wollten. Einstige Mitläufer, die keine Gelegenheit versäumten, ihre Übereinstimmung mit der herrschenden Ideologie hervorzuheben, präsentierten sich nun als jene, die eigentlich immer schon dagegen waren und gleichsam nur aus Selbstschutz den Obernazi mimten.

Die Geschichte lehrt vieles, aber am wenigsten das, was die politische Elite unserer Tage als oberste moralische Konklusion verkauft. Sie lehrt vor allem eines: die Mächtigen, auch wenn sie sich noch so unverwundbar gerieren, können fallen! Und in vielen Fällen tun sie das auch, solange sie noch in Amt und Würden sind.

Die Ereignisse in Nordafrika leben beredtes Zeugnis davon ab. Und die Parallelen zu anderen Umbrüchen der Geschichte könnten deutlicher nicht sein. Und das nicht nur, was die betroffene Bevölkerung betrifft. Auch bei uns im Westen müssen nun einige ihr Fähnchen neu ausrichten und die Welt davon überzeugen, dass sie mit denen, deren Lieder sie bislang so eifrig sangen, eigentlich gar nichts zu tun hatten.

Es ist amüsant und abstoßend zugleich, wenn man Leute sieht, die sich genau so gebärden wie ihre viel gescholtenen Großväter. Die Generation der 68er, die angetreten ist, alles besser zu machen und vor allem den Geist des Nazismus ein für allemal zu vertilgen, bewegt sich nun moralisch gesehen im gleichen Fahrwasser. Erst mit Diktatoren paktieren und dann, wenn sich der Wind dreht, das Weite suchen! So hat an sich wahre Vorbilder immer schon vorgestellt. Aber es geht noch besser: anstatt zuzugeben, dass man einer Chimäre aufgesessen ist, versuchen viele offenbar so zu tun, als hätten sie niemals mit Staatsterroristen à la Gaddafi sympathisiert.

Jean Ziegler, selbsternanntes Weltgewissen und moralistischer Eiferer, ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Wendezeiten plötzlich die Selbstwahrnehmung verändern. Er hätte auch in der Nazizeit einen guten Mitläufer angegeben. Sein Pech war nur, dass er ein paar Jahre zu spät auf die Welt kam. Aber kein Problem: Diktatoren und Menschenschlächter, die man im Dienst der guten Sache unterstützen kann, gibt es zu allen Zeiten.

Jean Ziegler ist allerdings bei weitem kein Einzelfall. Viele, allzu viele aus der 68er-Generation haben mehr oder weniger offen mit Gaddafi sympathisiert und dabei geflissentlich über solche Kleinigkeiten wie Lockerbie, entführte Schweizer Geschäftsleute, bulgarische Krankenschwestern u.a. hinweg gesehen. Dazu kam, dass der libysche Staatschef in den letzten Jahren als geläutert galt, was ihn auf der politischen Bühne hoffähig machte. Ziegler und seine Gesinnungsgenossen schienen also auf der Siegerstraße zu sein, bis das libysche Volk ein Stoppschild aufpflanzte.

So ändern sich die Zeiten, und dann ist es Zeit, sich neu zu orientieren. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Denn wer weiß, vielleicht schaffen es ja die Islamisten, in den neuen Demokratien an die Macht zu kommen. Spätestens dann könnten unsere moralistischen Vorbilder wieder in ihre gewohnten Pfade zurückkehren. Die Vorarbeiten werden einstweilen auf europäischem Boden geleistet.

2011/03/02

Von Ghostwritern und Abschreibern

Kürzlich war in den Medien viel die Rede von der moralischen Verwerflichkeit des Abschreibens, nicht zuletzt im Bereich der Wissenschaft. Ja, zwischenzeitlich fiel sogar das Wort Ghostwriter, ein absolutes Unding, wenn es um die Sauberkeit des wissenschaftlichen Arbeitens geht.

Doch eins nach dem anderen. Beginnen wir mit dem Abschreiben. Dass es sich dabei keineswegs um ein rein deutsches, oder auch nur deutschsprachiges, Phänomen handelt, wird jedem, der den Wissenschaftsbetrieb verfolgt, sofort klar. Auch andere Länder haben damit zu kämpfen, dass allzu häufig die Copy-Paste-Funktion im Einsatz ist, ohne dass dies korrekterweise vermerkt würde. Und das Problem ist weiterhin auch nicht auf Doktorarbeiten beschränkt, vielmehr findet es sich bereits auf der Stufe der Diplomarbeiten. Und wie man hört, sollen auch gelegentlich schriftliche Arbeiten im Gymnasium einen ähnlichen Entstehungsverlauf nehmen.

Wie dem auch sei, das Abkupfern hat Konjunktur, und angesichts der Vielzahl möglicher Tatverdächtiger ist es nahezu aussichtslos, allen Plagiatoren auf die Schliche zu kommen. Mit anderen Worten: Manche haben einfach Glück und werden nicht erwischt.

Woran liegt das? Sind die Leute zu faul, sich selbst was auszudenken? Oder haben sie einfach nur hohe Ansprüche an sich selbst, denen sie nicht zu genügen meinen, was sie dann eben einfach mal in Nachbars Teich fischen lässt? Oder ist es einfach nur so, dass ein Stoff, der so oder ähnlich schon hundertmal durchgekaut wurde, die Kreativität verblassen lässt?

Keine Ahnung, wäre aber ein interessantes Forschungsgebiet (mit wenig Gelegenheit zum Abschreiben, da noch weitgehend unberührt). Ich meine aber, dass diese Unsitte auch mit der großen Anzahl von Arbeiten zu tun hat, die jährlich durch die Druckerpresse wandern. Man kann einfach nicht erwarten, dass jeder ein Originalgenie ist, um ein etwas antiquiertes Wort zu benutzen. Wenn man den Kreis der Teilnehmer in einem bestimmten Bereich wie der Wissenschaft zu stark erweitert, wird es meiner Meinung nach unvermeidlich, dass es zu Überlappungen und Duplikaten kommt.

Doch wie sieht es mit den Ghostwritern aus? Auf den ersten Blick scheint dieses Problem weniger ausgeprägt zu sein, denn Ghostwriter sind kostspielig, und es gab wohl schon den einen oder anderen Fall, der aufgeflogen ist und seines Titels verlustig ging.

Auf den zweiten Blick ist die Ghostwriting-Geschichte allerdings ein weit verbreitetes Phänomen in akademischen Kreisen. Da gehört es in vielen Fachbereichen zum guten akademischen Ton, dass der Institutsleiter auf jeder Publikation, die sein Haus verlässt, als Koautor genannt ist, und zwar auch dann, wenn er nichts, aber auch gar nichts zur Publikation beigetragen hat. Meines Erachtens erfüllt genau dies das Kriterium des Ghostwriting. Merkwürdigerweise regen sich die akademischen Damen und Herren über derartige Kleinigkeiten durchaus nicht so auf, wie das bei anderen Personen unter anderen Umständen der Fall ist, was dann auch entsprechend als der drohende Untergang der Wissenschaftskultur gebrandmarkt wird.

Künstliche Armut

In der Armutsdiskussion werden immer wieder statistische Argumente in die Schlacht geworfen, um zu zeigen, wie schlimm die Armut inzwischen schon geworden ist. Aber ist das wirklich so, oder handelt es sich vielmehr um eine Art "gefühlter Armut"?

Die Definition der Armut beruht - wie alle Definitionen - auf einer Übereinkunft: Ein bestimmter Prozentsatz des Durchschnittseinkommens bestimmt die Grenze, ab der man sich - quasi von Amts wegen - als arm bezeichnen darf. Aber die Festlegung dieser Grenze ist völlig willkürlich. Und sie hat eine weitere Eigenschaft, die der Armutsindustrie sehr gelegen kommt: Ist die Grenze einmal festgelegt, dann bleibt sie auf absehbare Zeit unverändert, auch wenn sich das Durchschnittseinkommen nach oben bewegt. Das führt unausweichlich dazu, dass die Zahl der Armen ansteigt.

Dass die Wahl des Durchschnittseinkommens eine heikle Sache ist, lässt sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Nehmen wir an, wir haben einen Staat A, der nur aus 100 Einwohnern besteht. In A sind die Prinzipien des Kommunismus weitgehend umgesetzt worden, denn 99 Einwohner erhalten monatlich € 1000 überwiesen, während einer (der Staatsratsvorsitzende) € 2000 bekommt. Das Durchschnittseinkommen in unserem imaginären Gleichheitsparadies beträgt € 1010. Folglich verdienen 99% der Einwohner weniger als der Durchschnitt, während nur ein einziger Bewohner über dem Durchschnitt liegt. Wie ungerecht!

In unserem stark vereinfachten Beispiel gibt es also zwei mögliche Szenarien, was die Armut betrifft: Entweder man setzt die Armutsgrenze irgendwo unter dem Durchschnittseinkommen an: dann wird niemand diese Messlatte unterschreiten und es gibt also keine Armut in A. Oder man setzt die Grenze direkt mit dem Durchschnitt gleich: in diesem Fall wären 99% der Bevölkerung von Armut betroffen.

Somit lässt sich die Künstlichkeit einer derartigen Armutsdefinition leicht aufzeigen. Vor allem entscheidet die Lage der Messlatte ganz wesentlich darüber, wie viele Prozent der Bevölkerung das Armutskriterium erfüllen.
Den Propagandisten der Armutsindustrie werden solche Überlegungen allerdings weitgehend gleichgültig sein. Sie sind natürlich am uneingeschränkten Fortbestand ihres Gewerbes interessiert.