2015/05/13

Österreich in der Nussschale

So in etwa kann man sich den Österreichischen Skiverband (ÖSV) vorstellen. Da gibt es auf der einen Seite ein paar Leistungsträger, die sich abmühen, um Erfolge einzufahren. Auch unter Einsatz ihrer Gesundheit. Ist schon klar, sie machen das freiwillig. Niemand wird gezwungen, einen steilen Hang hinunterzufahren.

Auf der anderen Seite sitzt eine Funktionärskaste, die meint, sich die Erfolge der Rennläufer unter den Nagel reißen zu müssen. In Wahrheit machen sie das nur, um ihre Existenz zu rechtfertigen. Denn ohne die erfolgreichen Athleten wären die Funktionäre das, was sie eigentlich sind - nichts. Denn eines ist klar: die Topathleten sind auch gut ohne das Funktionärswesen, das in Grunde genommen aus aufgeblasenen Wichtigtuern besteht, deren oberste Reihe sich am liebsten in den Medien sonnt. Die Funktionäre verdanken den Sportlern viel mehr als umgekehrt. Aber welcher Funktionär ist schon so ehrlich, sich das einzugestehen?

Dieses Dilemma wird im aktuellen Fall der Anna Fenninger offensichtlich. Hier die Toprennläuferin, der wir es (zusammen mit Marcel Hirscher) zu verdanken haben, dass Österreichs Bilanz bei der letzten Weltmeisterschaft nicht absolut vernichtend ausgefallen ist. Dort die sich selbst beweihräuchernde Funktionärs"elite", die nichts außer heiße Luft produziert.

Warum ich mit einem so sportlichen Thema befasse, obwohl das eigentlich nicht mein Schwerpunkt ist? Nun, weil diese Situation ein klarer Spiegel der österreichischen Verhältnisse ist. Auch hier gibt es, auf staatlicher Ebene, eine überbordende, sich selbst beweihräuchernde Funktionärskaste, überwiegend angesiedelt im Kammerunwesen, das sich aus Zwangsabgaben finanziert und einer demokratischen Kontrolle weitgehend entzogen ist. Auch hier wäre es an der Zeit, dass die Leistungsträger, also jene, die diese Funktionärskapazunder am Leben erhalten (müssen), endlich mal sagen, wo der Bartl den Most herholt.