2011/11/18

Desertec - ab in die Wüste!

Desertec schwirrt als Phantom durch die Energiediskussion, die nach dem Tsunami in Japan zu einem völligen Ausstieg aus der Kernkraft anno 2022 führen wird. Zumindest in Deutschland. Österreich war da - wieder einmal - um etliche Jahre voraus und verabschiedete sich bereits 1978 von der Atomenergie.

Nun ist ja nichts dagegen einzuwenden, neue Energiequellen anzuzapfen. Und Solarenergie hat, auch wenn sie deutlich teurer ist, gewiss ihre Chance verdient.

Zugegeben, auf den ersten Blick ist die Idee, die dauerbesonnte Wüste zum Stromerzeugen zu nutzen, gar nicht so schlecht. Die Sache hat allerdings einen Haken: Zwischen den Wüstenkraftwerken einerseits und den Verbrauchern andererseits liegt ein größerer Teich, der erst mal überwunden werden will. So beträgt die direkte Entfernung zwischen Tunis und Rom fast 1000 km, und man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die benötigten Leitungen deutlich länger sein werden. Dies wird auch aus einem sehr schönen Wikipedia-Artikel klar (die Desertec-Webseite hält sich mit technischen Details interessanterweise sehr bedeckt, viel lieber wird da mit nichtssagenden Gemeinplätzen operiert).

Wenn man Strom von A nach B überträgt, kommt es zu Leitungsverlusten. Das ist physikalisch gesehen unvermeidbar. Und je länger die Leitung, umso größer die Verluste. Natürlich kann man die Verluste mit gewissen technischen Tricks eingrenzen, aber so ganz ohne geht es nicht. Die beste heute verfügbare Technologie ist die HGÜ (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung), die zu einem Leistungsverlust von etwa 3 % pro 1000 km Leitungslänge führt.

Die Prognosen für Desertec gehen davon aus, dass ab 2050 jährlich 700 TWh an elektrischer Energie aus der Wüste nach Europa fließen werden. Gleichzeitig soll das HGÜ-Netz 3600 km lang sein. Nach Adam Ries bedeutet das, dass sich die Leitungsverluste sich auf mindestens 75 TWh belaufen.

Wieviel sind 75 TWh? Dies lässt sich am einfachsten so verdeutlichen: Isar 2 ist das deutsche Kernkraftwerk mit der höchsten Leistung und produziert im Durchschnitt 11 TWh pro Jahr. Mit anderen Worten: die erwarteten Leitungsverluste des Desertec-Projekts entsprechen der Stromproduktion von 7 (in Worten: sieben) Isar 2 Kraftwerken.

Ist es da nicht besser, die Solarpanele in Europa aufzustellen und die erzeugte Energie mit deutlich kürzeren Leitungen (und entsprechend geringeren Verlusten) an die Verbraucher zu liefern?

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