2011/08/14

Mit Oliven aus der Krise

Zugegeben, kürzlich war ich recht kritisch gegenüber der Art und Weise, wie Griechenland mit seiner selbstverschuldeten Schuldenkrise umgeht. Und vielleicht mag der eine oder (gender-gerecht) die andere gedacht haben, es ginge mir nur darum, die Griechen schlecht zu reden. Doch dabei kann es sich naturgemäß nur um ein "Missverständnis" handeln, wie man sich in solchen Fällen, wo es eigentlich nichts misszuverstehen gibt, üblicher Weise auszudrücken pflegt.

Ich habe mir deshalb Gedanken darüber gemacht, wie Griechenland sich in echter Münchhausenmanier selbst aus dem Schuldensumpf herausziehen könnte, ohne dass die Steuerzahler anderer Länder von ihren Politikern zum Narren gehalten werden müssten (z. B. mit phantasievollen Renditeversprechen).

Die Grundüberlegung besteht darin, herauszufinden, worin die wirtschaftlichen Stärken der Ostmittelmeeranrainer bestehen. Nun Autos griechischer Hersteller sind relativ selten auf Europas Straßen zu sehen, und in meinem Arzneimittelschrank finden sich keinerlei Pillen aus griechischer Produktion. Was mir allerdings spontan einfällt, sind die berühmten Oliven.

Analysieren wir also den griechischen Patienten aus der Olivenperspektive. Natürlich muss mein im Folgenden entwickeltes Modell da und dort gewisse Vereinfachungen aufweisen. Im Großen und Ganzen sind meine Überlegungen jedoch auf solider Mathematik und ebenso soliden Fakten aufgebaut.

Die Frage, wie wir uns stellen, lautet folgendermaßen: Könnte Griechenland allein durch Steigerung der Olivenproduktion seinen Schuldenberg abbauen? Und wenn ja, welche Maßnahmen wären dazu erforderlich? Insbesondere: wie sehr müsste die Produktion ausgeweitet werden?

Das griechische BIP betrug 2009 etwa 237,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 3,4 % auf Land- und Fischereiwirtschaft. Nehmen wir also an, dass 2% des BIP allein auf den Agrarbereich, und dieser wiederum vollständig auf den Olivenanbau entfielen. Das bedeutet, dass die Olivenwirtschaft geschätzte 5 Mrd. EUR im Jahr umsetzt.

Wir fragen uns als nächstes, wie viele Olivenbäume es überhaupt in der Wiege Europas gibt. Nun denn, die Rechnung ist einfach. Ein durchschnittlicher Olivenbaum liefert einen jährlichen Ertrag von ca. 20 kg. Für den europäischen Verbraucher liegt der Kilopreis bei etwa 25 EUR. Wir nehmen an, dass etwa 10 EUR pro kg beim Erzeuger bleiben. Der Rest sind Steuern, bzw. geht an die Zwischenhändler. Mithin liefert jeder Olivenbaum einen mittleren Ertrag von 200 EUR pro Jahr. Aus dieser Zahl und dem oben abgeschätzten Umsatz lässt sich somit die Anzahl griechischer Olivenbäume zu etwa 25 Mio. berechnen.

Nun welche Fläche nehmen diese Bäume insgesamt ein? Nehmen wir an, jeder Baum beanspruche ca. 2 x 2 m, also 4 Quadratmeter für sich. Dann beträgt die gesamte Olivenfläche rund 100 Mio Quadratmeter oder, was dasselbe ist, 100 Quadratkilometer. Dies wiederum entspricht 0,1 % der Festlandsfläche Griechenlands.

Mit anderen Worten: 0,1 % des griechischen Festlandes erwirtschaften etwa 2 % des BIP. Hier steckt noch ein gewaltiges Potenzial!

Und nun können wir die brennende Frage beantworten, welche Steigerung die Olivenwirtschaft des Landes erfahren müsste, um den Schuldenberg abzubauen. Der Schuldenstand der griechischen Götter betrug 2009 273,4 Mrd. EUR, das ist in etwa das 55-fache des Umsatzes aus dem Olivenanbau. Mit anderen Worten: Eine 55-fache Steigerung der Olivenproduktion könnte für einen raschen Abbau des Staatsdefizits sorgen. Entsprechend müsste die Anbaufläche auf etwas mehr als 5% der Festlandsfläche ausgedehnt werden. Das sollte machbar sein.

Soweit meine Berechnungen. Ob sich allerdings genügend Arbeitskräfte für die gesteigerte Ernte bzw. kaufbereite Konsumenten für die vollen Olivenregale finden werden, steht auf einem anderen Blatt. Aber wie sagte mein Großvater immer: Wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg!








2 comments:

  1. Die Irrelevanz der Politik

    "Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits."

    Otto Valentin ("Warum alle bisherige Politik versagen musste", 1949)

    Solange unsere fehlerhafte Geld- und Bodenordnung, die aufgrund einer Programmierung des kollektiv Unbewussten (Religion) gänzlich unreflektiert aus der Antike übernommen wurde, so ist wie sie ist, gibt es keine "politische Lösung" für die daraus resultierende systemische Ungerechtigkeit der Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, die alle Hochkulturen und Weltreiche in der Geschichte der halbwegs zivilisierten Menschheit zerstörte:

    http://www.deweles.de/files/untergang.pdf

    Ist diese "Mutter aller Zivilisationsprobleme" durch eine konstruktive Geldumlaufsicherung in Verbindung mit einem allgemeinen Bodennutzungsrecht (Natürliche Wirtschaftsordnung) restlos beseitigt, wird nicht nur die Politik obsolet, sondern auch die Religion:

    http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

    Wie naiv ist es also, von "Spitzenpolitikern", die gar nichts von Makroökonomie verstehen und auch nichts verstehen dürfen, um ihre "gesellschaftliche Position" in "dieser Welt" (Zinsgeld-Ökonomie, zivilisatorisches Mittelalter) überhaupt ertragen zu können, zu erwarten, sie könnten die "Finanzkrise" beenden. Tatsächlich wird die "Finanzkrise" (korrekt: globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes, klassisch: Armageddon) die "hohe Politik" beenden:

    http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/08/666-tage.html

    ReplyDelete
  2. Große Ideen und Leistung, die Sie hier gepostet hier bin ich sehr hier zu behalten weiterhin Sharing empfohlen.
    dank



    Olivenbaum

    ReplyDelete