Amnesty International weiß zu berichten, dass in Libyen sowohl das in Auflösung befindliche Regime als auch die Rebellen massiv Menschenrechte verletzen, indem Gefangene gefoltert würden und ähnliches.
Da reibt man sich verdutzt die Augen.
Libyen, das noch bis zum 1. März 2011 im UN-Menschenrechtsrat vertreten war (und es wohl ohne den Vormarsch der Rebellen immer noch wäre), das von mächtigen Staatenlenkern wie Silvio Berlusconi und Bruno Kreisky aber auch von weniger wichtigen, sich dafür aber umso wichtiger nehmenden Weltverbesserern wie Jean Ziegler katzbuckelig hofiert wurde - dieses Libyen soll Menschenrechte verletzt haben? - Unglaublich! Und wir dachten immer, es wäre eine Oase der Brüderlichkeit zwischen Öl und Wüstensand.
Und die Rebellen sind, so scheint es, auch nicht wirklich besser. Wer hätte das gedacht! Auf den Fernsehbildern sehen sie immer aus wie eine Bande von Straßenräubern mit ihren Kalaschnikows, die sie dann auch mal ganz zwanglos Kindern zum Ausprobieren überlassen. Sieht doch ganz putzig aus, oder? Wer würde solchen Leuten auch nur das Krümmen eines Fliegenhaars zutrauen?
Merkwürdig. Dass der nordafrikanische Wüstenstaat bislang eine knallharte Diktatur war, scheint sich in den chattering classes des Westens nur langsam herumzusprechen. Aber glücklicherweise dauerte der Umbruch ein paar Monate. So hatte man Zeit, in aller Ruhe die Seiten zu wechseln. Es war eben der "Arabische Frühling" angesagt. Und wenn Frühlingsgefühle herrschen, ist das Blickfeld mitunter ein bisschen eingeschränkt. Ist doch verständlich. Oder?
No comments:
Post a Comment