2010/11/16

Ausbeuter und Sozialisten

Man stelle sich folgende Situation vor. Ein Wissenschaftler arbeitet an einer Universität in einem europäischen Land als associate professor. Die Stelle beinhaltet ausschließlich Forschungsverpflichtungen, die aus Drittmitteln finanziert werden. Eines Tages tritt die Uni-Verwaltung an den Forscher heran und bittet ihn, eine Lehrveranstaltung zu übernehmen, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Ein Angebot, das man schlecht ablehnen kann, schließlich ist die Lehre ein Teil des akademischen Lebens. Außerdem werde die Uni natürlich für diese zusätzliche Leistung bezahlen.

Also könnte man sich über ein (wenn auch kleines) zusätzliches Einkommen freuen. Doch zu früh gefreut. Nachdem das Gesamtgehalt des Personals nicht steigen darf, werden die zusätzlichen Einkünfte aus dem Lehrbetrieb mit einer entsprechenden Verminderung aus dem Drittmitteltopf kompensiert. So ist dafür gesorgt, dass nicht mehr auf dem Konto des Wissenschaftlers landet als zuvor. Andererseits ist natürlich die Arbeitsbelastung merklich gestiegen.

Wer behandelt seine Untergebenen so? Ein blutrünstiger Kapitalist? Ein neoliberaler Großkonzern? Ein hartherziger Ausbeuter? Nein, sondern ein Staat, der immer noch in einem ausgeprägten sozialistischen Denken verhaftet ist. Man darf zwar mehr arbeiten, aber mehr verdienen ist nicht drin. Manchmal sind die Sozialisten schlimmer als die Kapitalisten. Nur manchmal?

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