Die Katastrophe "zeigt die Begrenztheit menschlicher Katastrophen-Vorsorge auf" und könne nicht als Restrisiko abgetan werden.
So heißt es auf SpiegelOnline. Die Katastrophe könne also nicht als "Restrisiko" abgetan werden? Nein, wirklich nicht? Als was denn sonst? Flutwellen von 14 Metern Höhe sind eben nicht alltäglich, sondern außergewöhnlich selten. Und das soll kein Restrisiko sein? Wo beginnt dann nach den Damen und Herren "Ethikern" das Restrisiko? Bei 50 Meter Fluthöhe? Bei 100 Metern? Wer bietet mehr?
Aber das ist noch nicht alles. Der Spaß geht weiter.
Die Ethik-Kommission empfiehlt einen vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie. Der Ausstieg ist nötig, um Risiken grundsätzlich auszuschließen.Auch diese Aussage ist eine semantische Perle, die keinesfalls vor den Säuen landen soll. Mit dem Ausstieg ist es also möglich, so implizieren die Atomethiker, "Risiken grundsätzlich auszuschließen". Soll heißen, dass jede andere Form der Energiegewinnung risikolos ist. Schade, dass das die toten Bergleute in den Kohlegruben der Welt nicht (mehr) hören können. 2009 kamen allein in den chinesischen Bergwerken nach offiziellen Angaben 2600 Kumpel ums Leben. China ist einer der wichtigsten Kohleproduzenten der Welt und besitzt neben dem "offiziellen" Grubenbetrieb noch einen erklecklichen illegalen Bergbausektor. Die Opferzahlen in jenem Bereich sind nur zu erahnen. Wir freuen uns aber, aus dem Mund der Ethikkommission zu hören, dass mit dem Atomausstieg "Risiken grundsätzlich" ausgeschlossen sind.
Wer meint, hiermit sei das Ende der ethischen Fahnenstange erreicht, muss sich noch ein wenig gedulden. Denn das Papier enthält noch weitere Prachtideen. So sei "ein noch früherer Ausstieg" denkbar. Ja, wirklich? Wie denn das? Nun, das hängt von vielen Faktoren ab, wie etwa
Preiswirkung, Leistungsbereitstellung, Systemstabilität, CO2-Emissionen und ImportenDiese Faktoren sind sicherlich bedeutsam, ihr geballtes Auftreten innerhalb desselben Satzes lässt allerdings die Vermutung aufkeimen, dass keiner der Autoren auch nur die leiseste Ahnung hat, welche Bedeutung jedem dieser Kriterien innerhalb der Gesamtheit zukommt. Eben typischer Polittalk. Klingt klug, macht uns aber nicht wirklich klüger.
Der Höhepunkt des Berichts über Ethikkommissionspapier ist zweifellos folgende Warnung:
Das Papier spart nicht mit mahnenden Worten für den Ausstiegsprozess. Die Gesellschaft werde in großem Stil Zielkonflikte heraufbeschwören, wenn sie die abgeschalteten Anlagen einfach durch Zukauf von Atomstrom aus dem Ausland ersetze. Auch Rationierung und das Inkaufnehmen stark erhöhter Strompreise sei nicht akzeptabel. Ebenso seien höhere CO2-Emissionen nicht verantwortbar. Es gebe eine "gleichrangige ethische Verantwortung, dem Klimawandel zu begegnen", weshalb die deutschen CO2-Ziele weiter verfolgt werden sollten. Warnungen enthält das Dokument sogar vor einem "nochmals drastisch beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien". Es gebe "Grenzen der Belastbarkeit natürlicher Lebensräume", die technische Machbarkeit werde schnell überschätzt. Dies bezieht sich auf die Kritik von Naturschützern an den Umweltfolgen von Offshore-Windparks und des großflächigen Maisanbaus für Bioenergie.
Na sowas! Soeben war vom Ende aller Risiken die Rede, und nun lauern plötzlich "Zielkonflikte" und andere Dinge auf uns, die im Gefolge des Ausstiegs "nicht akzeptabel" sind. Deutsche Gründlichkeit eben! Kein Problem bleibt unbeleuchtet.
Bei soviel Problembewusstsein harren wir ehrfürchtig der Dinge, die da im kommenden Jahrzehnt auf uns zu kommen werden. Immerhin werden wir dann wenigstens wissen, wie man ethisch korrekt aussteigt.
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