2011/02/24

Wohin mit Gaddafi?

Die Tage des libyschen Langzeitherrschers scheinen gezählt. Dies lässt sich schon daraus erahnen, wie die westlichen, insbesondere deutschsprachigen Medien über die jüngsten Ereignisse berichten. War früher neutrale Distanz gegenüber dem Diktatoren angesagt, die in manchen Blättern gelegentlich in ein kumpanenhaftes Augenzwinkern übergehen konnte, vor allem dann, wenn er wieder einmal dem alten Erzfeind USA die Stirn geboten hatte, so ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo man ungestört die Schmutzwäsche auspacken kann. So als wäre im Regime Gaddafis niemals auch nur eine Fliege erschlagen worden, berichten die Medien nunmehr diensteifrig über hunderte, wenn nicht gar tausende Tote, nicht ohne dabei mit gutmenschlichem Tonfall auf das menschenrechtswidrige Vorgehen des Alleinherrschers hinzuweisen.

Und noch etwas völlig Unerwartetes kommt jetzt ans Licht, wie SpiegelOnline zu berichten weiß: das Milliardenvermögen des Potentaten! Wer hätte das gedacht! Hat sich dieser Schlawiner doch mehr unter den Nagel gerissen, als ihm eigentlich zu stünde! Schon wird darüber nachgedacht, Gaddafis Konten im Westen einzufrieren. Gut und schön, sagt man sich dann, und es bleibt nur zu hoffen, dass der zukünftige Eigentümer dieses Schatzes sorgsamer mit diesem umgeht. Aber wahrscheinlich will man das auch gar nicht so genau wissen. Es genügt ja schließlich, wenn man hinterher und aus sicherer Distanz auf die Verfehlungen abtretender Herrscher hinweist.

Auch wenn Gaddafi mit großer Geste auf seinen bevorstehenden Märtyrertod hinweist, insgeheim wird er sich wohl den Kopf darüber zerbrechen, wo er seine Rentnerjahre verbringen soll. Zu dumm auch, dass sein alter Spezi Jörg Haider vor nicht allzu langer Zeit tödlich verunglückt ist. Ansonsten hätte er vielleicht sein Beduinenzelt im Kärntner Bärental aufstellen können. Ob die Menschen in Kärnten ermessen können, was ihnen durch die Macht des Schicksals erspart geblieben ist?

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