2011/02/28

Das Kapital der akademisch-arrivierten Mittelschichten...

...sei bedroht, salbadert der Politik"wissenschaftler" Franz Walter im Spiegel.

Eigentlich wollte ich zur Causa Guttenberg nichts mehr schreiben. Aber wenn ich so einen Blödsinn lese, dann jagen meine Finger über die Tastatur. Da wird doch allen Ernstes ein Minister, dem die Würde des Amtes nicht genug war und der deshalb auf die Schnelle noch einen Doktortitel dazu haben wollte, zum Sargnagel der Akademikerzunft, ja der gesamten Wissenschaftlergilde hochstilisiert.

Mein Gott, Walter! Ja es stimmt, der Minister hat offenbar geschummelt, dass sich die Balken biegen. Dafür gibt es Konsequenzen, nämlich den Entzug des Doktorgrades. Dies ist geschehen. Aber dass sich von diesen Ereignissen die Tausenden von Wissenschaftler, die täglich saubere und korrekte Arbeit leisten, betroffen fühlen müssten, ist einfach nur aus der Luft gegriffen!

Es gab schon vor Guttenbergs Kopierorgie eine Reihe von Schummelaffären und es wird sie auch nachher geben. Der Wissenschaft als solcher hat das bislang nicht geschadet. Im Gegenteil, solange die Selbstheilungskräfte funktionieren, wird die Wissenschaft nicht in ihrer Substanz gefährdet.

Viel schädlicher als das Missverhalten Einzelner im Wissenschaftsbetrieb ist allerdings etwas anderes: die inflationären Tendenzen, die durch politische Zielvorgaben in genau diesem Bereich ausgelöst werden. Da heißt es immer, wir bräuchten mehr Akademiker und mehr Doktoren. Gut und schön! Heißt das dann auch, dass wir als Population klüger werden, wenn wir einen höheren Anteil von Doktoren in unserer Mitte wissen? Wenn wir, verglichen mit der Situation vor 100 Jahren, die Akademikerquote um sagen wir 300 % erhöhen, bedeutet das auch, dass wir dreimal so viele Einsteins in der Wissenschaft haben wie damals? Wenn man sich die Verteilung der Intelligenz in der Bevölkerung ansieht, wird schnell klar, dass dem nie und nimmer so sein kann. Einsteins sind selten, und sie werden auch dadurch nicht mehr, dass man die Akademikerquote mit politischen Vorgaben erhöht.

Und dabei ist die Frage noch gar nicht gestellt, was man mit all diesen Doktoren eines Tages anzustellen gedenkt. Es können ja nicht alle Minister werden.

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