2010/12/02

Alltag in Malmö

In meinem letzten Posting ging es unter anderem um Malmö. Hier folgt nun ein kurzer Ausschnitt aus einem Artikel im Sydsvenskan, der sich mit der Situation der Juden in der südschwedischen Stadt befasst:

Es ist ein normaler Arbeitstag für Shneur Kesselman. Er soll ein im Sterben liegendes Mitglied seiner jüdischen Gemeinde im Hospiz beim Folketspark besuchen. Auf seinem Weg kommt er an der Johanneskirche vorbei.
Bei der Kirche sitzen drei Jugendliche. Als der Rabbi an ihnen vorbei geht, hört er einen Ruf:
„Es lebe Palästina!“
Shneur Kesselman erstarrt – meinend das Schlagwort gelte ihm – aber setzt seine Promenade fort.
Als er ein paar Meter weiter ist, ergreifen die Jungs erneut das Wort:
„Verdammter Jude!“
Jetzt vergrößert der Rabbi seine Schrittlänge. Er läuft beinahe, als einer der Jungs die Rethorik noch weiter steigert:
„Support Hitler!“
Das Herz pocht, als Shneur Kesselman die Södra Förstadsgatan passiert. Ein schneller Blick zurück. Nein, sie scheinen ihm nicht zu folgen. Er setzt seinen Weg zum Hospiz fort.
An der Södra Skolgatan verringert ein schwarzer BMW sein Tempo. Der Puls des Rabbiners steigt erneut, als er merkt, wie der Fahrer und die Passagiere ihn betrachten.
Einer von ihnen öffnet das Seitenfenster und schreit:
„Fucking JUDE!“ 

Da sind sie also wieder: Jene ominösen Jugendlichen, von denen man einfach nicht weiß, woher sie kommen. Aber immerhin können wir beruhigt sein. Wären es "Rechte" gewesen, dann hätte das mit Sicherheit die AFA (Antifaschistische Aktion) und die politische Klasse auf den Plan gerufen. Lichterketten, Sondersitzungen und sonstiges Brimborium inklusive. Aber so zählen Ereignisse wie dieses inzwischen zum Alltag in Malmö.

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