2010/12/09

Lichter aus

Wenn in einer Fabrik die Lichter ausgehen, bedeutet das üblicher Weise nichts Gutes. Es ist gleichbedeutend mit dem Verlöschen der Aktivität. Der Rest ist Abstieg, Verfall und Tod.

Das Licht ist ein Zeichen der Hoffnung, des Lebens. Vor wenigen Jahren noch wurden in Deutschland Lichterketten organisiert, um ein klares Signal gegen den Rassismus (vornehmlich von Skinheads und braunen Irrläufern) zu setzen.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Und wenn heute ein neuer, anderer Rassismus sein hässliches Haupt erhebt, dann sind die Antirassisten von damals plötzlich schmähstad, wie man in Österreich zu sagen pflegt.

Dabei sind die Auswirkungen dieses neuen Rassismus um nichts weniger abstoßend, ja in mancher Hinsicht sogar noch weitaus umfassender. Wenn in Holland, einem Land, das über Jahrzehnte eine Speerspitze des Liberalismus und der Toleranz (vor allem gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen) war, Juden nicht mehr ihres Lebens sicher sein können, dann sollte das zu denken geben. Wenn gleichzeitig von namhafter politischer Seite den Juden die Ausreise in ein sicheres Drittland empfohlen wird, ohne dass dies einen Aufschrei quer durch das Land, ja durch Europa, nach sich zöge, dann fühlt man sich in eine Zeit zurück versetzt, die man nur aus Geschichtsbüchern zu kennen meinte.

Man gebe sich keiner Illusion hin. Diese Entwicklung ist nicht auf die Niederlande beschränkt. Auch Deutschland und mancher andere europäische Staat sind nicht mehr weit von solchen Verhältnissen entfernt.
Doch Lichterketten sucht man hier und heute vergebens. Es ist, als würde man sich kampflos in sein Schicksal ergeben und dem neuen Rassismus das Feld überlassen. So gehen also die Lichter aus, überall.

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