2010/12/06

Klimasünder

Laut SpiegelOnline "sündigen" die Klimasünder "immer schlimmer". Damit ist in seltener Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, worum es bei der Klimadebatte in erster Linie geht: um pseudoreligiöse Befindlichkeiten.
Und natürlich lassen sich die Übeltäter in eine Rangfolge ihres sündhaften Verhaltens auflisten. Es braucht nur einen Capo, der diese Liste ständig aktualisiert. Diese Rolle spielt Germanwatch, an deren Klimaschutzindex die schwarzen Seelen der Schäfchen gemessen werden.

Eigentlich wäre das Ganze nicht einmal eine Randnotiz wert. Aber diese Leute haben einen gewaltigen Einfluss auf die veröffentlichte Meinung. Und das sollte man nicht unterschätzen. Ziel ist es, bestimmte Länder unter Druck zu setzen, damit diese ihr "klimaschädliches" Verhalten aufgeben. In letzter Konsequenz dient das Ganze natürlich nur dazu, das Weltklima zu retten. Ein hehres Ziel also.

Wer würde schon widersprechen, wenn es darum geht, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Aber hier tut sich bereits eine zentrale logische Problematik auf: Jeder Versuch einer Besserung muss mit einer gründlichen Analyse des Ist-Zustandes und seiner Ursachen beginnen. Doch damit hält man sich im Fall der Klimadebatte gar nicht erst auf. Man zäumt das Pferd von hinten auf und widmet sich stattdessen ausführlich den potentiellen Folgen einer ebenso potentiellen Klimaerwärmung. Wenn man sich nur lange genug mit diesen Potentialitäten beschäftigt, dann wird der erste, grundlegendere Teil der Argumentationskette völlig nebensächlich.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum die Ursachenanalyse so dürftig ausfällt. Sie ist nämlich deutlich schwieriger und aufwendiger als das Herumgeeiere um irgendwelche Eventualitäten in 100 Jahren, die - wenn überhaupt - nur die wenigsten der heute Lebenden jemals erfahren werden. Wurden jemals vor einem breiteren Publikum die Prämissen der Klimamodelle, die angewandten Rechenverfahren, die zugrunde gelegten Paramter (wie Luftfeuchtigkeit, Wolkendecke etc.), die Fehlergrenzen der Modellrechnungen einer eigehenden Prüfung unterzogen? Natürlich nicht. Wer hält sich schon mit solchen Dingen auf! Da ist es schon spannender, von versinkenden Inseln, Schneestürmen im Sommer und künftigen Unwetterschäden zu sprechen.

Irgendwie erinnert mich das alles an eine Begebenheit, die mehr als 20 Jahre zurück liegt. Damals wurde ich von Bekannten an einen Platz im südlichen Burgendland gebracht, an dem es angeblich eine Heiligenerscheinung gegeben hat. Ein Häufchen eifriger Betbrüder und -schwestern hatte sich dort versammelt und beschwor das Nahe Ende der Welt, wenn nicht, ja wenn nicht alle sich sofort zum rechten Glauben bekennen. Es wurden auch konkrete Handlungsanweisungen gegeben, wie man sich z.B. in der Kirche zu verhalten habe. Wenn ich mich recht erinnere, dann stand der Weltuntergang aus damaliger Sicht in etwa 5 Jahren bevor. Nun, als heute Lebende wissen wir, dass es dazu offenbar nicht kam. Aus der Sicht der Betgemeinde stellt sich die Sache allerdings so dar: sie haben durch ihr eifriges Beten die Welt vor dem Untergang bewahrt. Seien wir ihnen also dankbar! Ansonsten säßen wir heute nicht hier und könnten von den damaligen Ereignissen berichten.

Zugegeben, die nimmermüden Klimaschützer sind nicht so dumm, den D-Day auf ein Datum zu legen, das leicht zu erreichen ist und damit den ultimativen Test ihres heutigen Geredes erlauben würde. Sie sind smart genug, den Horizont so weit hinaus zu verlegen, dass unserer Generation eine Verifikation oder Falsifikation praktisch unmöglich gemacht wird. Auch wenn das Ganze wissenschaftlich kaschiert wird, eine solide wissenschaftliche Theorie liegt diesem Brimborium nicht zugrunde. Insofern handelt es sich in erster Linie um eine Glaubensfrage.

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