2010/10/07

Die bösen Lobbyisten oder Schmutzwäsche macht auch Spaß

Eigentlich ist es ein Spiegel-Artikel wie so viele andere auch: mit einer klaren Botschaft und einer ebensolchen Tendenz. Unter dem Titel Lobbyisten: Die Wissenschaft als Feind wird (nicht zum ersten Mal) eine Gruppe von Leuten aufs Korn genommen, die der alleinseligmachenden Hypothese vom menschengemachten Klimawandel kritisch gegenüber stehen.

Die Register, die die Autorin (Cordula Meyer) dabei zieht, entlocken dem Leser dabei so manches Schmunzeln. Etwa wenn man sich vor Augen hält, dass ein 86-jähriger Wissenschaftler (Fred Singer) es schafft, die gesamte Klimaerwärmungsgemeinde, die immerhin nicht weniger als 97 % aller Klimatologen weltweit repräsentiert, in Atem zu halten. Eigentlich hätte man angesichts dieser erdrückenden Übermacht doch gerne gewusst, wie viele Klimatologen es denn überhaupt weltweit gibt. Aber dazu schweigt sich die Autorin aus.

Stattdessen hat sie uns vieles zu berichten über das Sündenregister des Wissenschaftsgreises, das einen lockeren Bogen vom Kommunistenhasser (muss wohl irgendetwas mit dem Klimawandel zu tun haben, aber was wohl?) über seine Zweifel am sauren Regen (ach ja das Waldsterben! Kann sich noch jemand erinnern?) bis hin zum Ozonloch spannt. Das Schmunzeln über die Argumentationskette kann gelegentlich in ein Prusten übergehen, etwa dann, wenn das äußere Erscheinungsbild des Skeptikers so gar nicht mit dem eigenen Klischee übereinstimmen mag. Kostprobe:

Fast hat es den Anschein, als wollte Singer sich als einer von jenen tarnen, die er bekämpft: Mit seiner Cordhose, dem Lederhalsband mit einem versteinerten Fisch und dem langen schlohweißen Haar wirkt er wie ein freundlicher Öko-Opa.

Dieses unscheinbare Erscheinungsbild macht ihn nur noch gefährlicher. Aber zum Glück kommt jetzt die Wahrheit über diesen Satan ans Licht! Dank Cordula Meyer.

Doch wie alle Verschwörer (man erinere sich an Catilina und seine Helfershelfer) hat auch er eine Reihe von Getreuen, die mit ihm an einem Strang ziehen, was die 97% ige Übermacht der Klimawandelbefürworter nun allmählich in bedenklichem Maße zu erodieren droht.

Doch noch ist nicht aller Argumente Ende. Und so zieht die Spiegel-Autorin einen echten Klassiker aus dem Hut: das liebe Geld! Hier hört bekanntlich jeder Spaß auf! Und so ist es auch hier: Da vernimmt der Leser mit vor Sprachlosigkeit offenem Mund, dass einer der Spießgesellen Singers nicht weniger als 98000 Dollar für eine Studie erhalten haben soll! Arbeiten und auch noch dafür bezahlt werden! Wo gibt´s denn so etwas? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen! Aber es kommt noch dicker. Eines Tages soll sogar eine Spende über 100 000 Dollar geflossen sein! Und wer ließ die Spende rüberwachsen? Genau: eine US-Stromfirma! Hätte man sich ja denken können.

Eigentlich wäre jetzt, folgt man der Logik der Autorin, der richtige Zeitpunkt inne zu halten und über die Schlechtigkeit dieser Geldsäcke zu lamentieren. Noch dazu, wo sie überhaupt kein Wort darüber verliert, wie viele Geldmittel den "renommierten" Klimaforschern zur Verfügung stehen. Denn auch diese Leute haben ihre Finanzquellen, die sich zu einem großen Teil aus nationalen und internationalen Forschungsbudgets speisen. Und wenn man sich ansieht, welche Fördermittel in Projekte fließen, die uns das nahe Ende der Welt in Form steigender Ozeane und zunehmender Naturkatastrophen verkünden, dann kommt man auf jährliche Summen, die sich (vorsichtig geschätzt) im zweistelligen Millionenbereich bewegen.

Aber diesen Vergleich würde die Autorin wahrscheinlich nicht akzeptieren: schließlich geht es ja um die höhre Ehre der Klimaforscher. Ad majorem Dei gloriam!, hätte man früher gesagt.

Ach ja, beinahe hätte man es aus Augen verloren angesichts der vielen Schmutzwäsche, die es zu waschen gab. Ausgangspunkt des Spiegel-Artikels war ein wissenschaftlicher Disput. Es scheint aber inzwischen, dass solche Dinge eher über die Medien ausgetragen werden als auf dem Parket der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Man will ja schließlich nicht sachlich überzeugen, sondern Anhänger gewinnen. Denn heutzutage gelten Meinungsumfragen als Gradmesser für die Richtigkeit wissenschaftlicher Theorien. Deshalb ist Öffentlichkeitsarbeit in Klimafragen besonders wichtig. Man stelle sich vor, Einstein müsse seine Relativitätstheorie bei Maybritt Illner verteidigen... Er hätte nicht den Schimmer einer Chance, meint einer der gegenwärtigen Klimapäpste. Ich meine, er hätte einfach nur über diese Vorstellung geschmunzelt.







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