2015/01/02

Energie sparen für Dummies (4)

Kürzlich berichtete die Wirtschaftswoche über Bemühungen, die Energieeffizienz in Deutschland zu steigern. Die Wärmedämmung von Häusern ist hierbei ein Dauerbrenner. Angeblich lassen sich so viele Millionen Megawattstunden (MWh) an Energie einsparen.

Energie zu sparen ist, ich wiederhole mich, eine feine Sache. Allerdings sollte man bei diesem Thema das Oberstübchen nicht ganz ausschalten, selbst dann nicht, wenn es um die vermeintliche Rettung des Planeten geht. Aber leider ist gerade das bei diesem Thema oft, allzu oft der Fall. Da wird permanent das hohe Lied des Dämmens gesungen, ohne dass Sinn und Verstand zum Zug kämen.

Besonders bemerkenswert ist folgende Passage aus dem Artikel:
In den vergangenen Jahren wurden pro Jahr nur noch 0,8 Prozent der Wohngebäude saniert. Es würde also 125 Jahre dauern, den gesamten Gebäudebestand auf den modernsten Stand zu bringen.
Rein mathematisch gesehen, ist diese Aussage richtig. Allerdings wird hierbei unterstellt, dass wir gleichsam am Nullpunkt stehen, also kein einziges Haus dem modernsten Stand der Technik entspricht.  Dann, und nur dann würde es genau 125 Jahre dauern, bis alle Gebäude saniert wären. Das ist natürlich Quatsch. Der Autor selbst sagt ja (im ersten Satz), dass in den vergangenen Jahren (nur noch) 0,8 % der Wohngebäude saniert worden seien. Also gibt es bereits einen Bestand an sanierten Häusern. Ebenso entsprechen Neubauten dem Stand der Technik. Der tatsächliche Sanierungsbedarf ist also mit Sicherheit deutlich kleiner als 100 %. Von 125 Jahren kann also beim besten Willen keine Rede sein. Wieviel Prozent der Bausubstanz sanierungsfähig wären, sagt der Autor nicht. Gerade das wäre aber interessant zu wissen, und vor allem auch wie hoch das Einsparpotenzial ist.

Es ist unbestritten, dass energetisch gesehen, die Gebäudedämmung zu einer Verringerung des Verbrauchs führt. Allerdings nur bei zu einem gewissen Punkt. Denn ein Gebäude, das keine Luftzirkulation zulässt, wird sozusagen "ersticken". Man muss dann eine Ventilation (mit Wärmerückgewinnung) einbauen, damit das Haus (oder die Wohnung) mit Frischluft versorgt wird. Nun, die Ventilation benötigt eine Pumpe, die ihrerseits wieder mit Strom betrieben wird. Mit anderen Worten: Ein Teil dessen, was an Heizenergie gespart wird, geht durch den Betrieb der Ventilation verloren. Auch die viel gepriesene Wärmerückgewinnung ist, nüchtern betrachtet, kaum mehr als der Tropfen auf seinem heißen Stein. In einer kalten Winternacht kann es in Mitteleuropa schon  mal auf minus 20 Grad runter gehen. Die von der Lüftung angesagte Außenluft wird im Wärmetauscher von der warmen Innenluft angewärmt. Unterstellen wir, dass der Wärmeaustausch zu 100 % effizient ist, was in der Praxis nie der Fall ist. Dann wird bei einer Innentemperatur von 20 Grad die eingesogene Luft auf Null Grad erwärmt, bevor sie in die Wohnung strömt.

Dazu kommt ein Effekt, den ich aus eigener Erfahrung kenne. In extrem gut gedämmten Häusern ist im Winter die Luft sehr trocken. Der Grund: Die kalte Außenluft hat nur eine sehr kleine absolute Luftfeuchtigkeit. Sobald diese Umgebungsluft durch die Ventilation ins Innere strömt, erwärmt sie sich (man will ja nicht bei Temperaturen um null Grad in der Wohnung sitzen) und die relative  Luftfeuchtigkeit sinkt. Und zwar mitunter auf Werte, die nicht der Gesundheit zuträglich sind (unter 10%). Außerdem ist das dem subjektiven Raumklima abträglich.

Um dem abzuhelfen, benötigt man einen Luftbefeuchter, der natürlich auch Energie frisst. Je nach Größe des Hauses und der gewünschten Stärke der Luftzirkulation, kann man den extra Energieverbrauch zu etwa 400 kWh (als untere Grenze) abschätzen. Wenn in mehr als einem Raum die Luft befeuchtet werden muss, dann ist der zusätzliche Stromverbrauch entsprechend höher anzusetzen.

Interessant ist es, diesen Extraverbrauch, der vor allem durch extrem gut isolierende Fenster verursacht wird, einer anderen Art von Stromfressern gegenüber zu stellen: dem Standby-Betrieb von Elektrogeräten. Folgt man der Darstellung auf der Webseite Energiesparen im Haushalt, so können sich die stillen Stromfresser zu einer Gesamtleistung von bis zu 68 Watt aufaddieren. Dem würde ein Jahresverbrauch von knapp 600 kWh entsprechen.

Mit anderen Worten: Was man durch die Eliminierung des Standby-Betriebs auf der einen Seite einspart, verliert man auf der anderen durch Maßnahmen, die durch Wärmedämmung und gut isolierende Fenster erst notwendig werden.






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