2010/10/18

Karriere trotz Kopftuch

Die Integrationsdebatte geht weiter. Nachdem Sarrazin das schlafende Hornissennest aus seinen MuKu-Träumen geholt hat, ist es jetzt an der Zeit die andere Seite zu Wort kommen zu lassen. Wäre ja noch schöner, wenn man das Wort allein dem Stammtisch und seinem Dunstkreis überließe!
Nachdem also dem ehemaligen Bundesbanker hinsichtlich der statistisch untermauerten Tatsachen kaum beizukommen war, müssen jetzt andere Fakten auf den Tisch. Wäre doch gelacht, wenn die nicht zu finden wären! Wäre doch gelacht, wenn wir unter den Millionen kopftuchtragenden Muslimas nicht eine Handvoll finden könnten, die ohne Zwangsheirat, Ehrenmord und andere Kollateralbereicherungen ihr Dasein fristen!

Der gelernte Journalist muss seine Nachricht auf den Punkt bringen. Nun, hier ist er:
jung, erfolgreich, gläubig
Also bitte, geht doch! Das ansonsten ebenfalls unvermeidliche gegenderte Prädikat weiblich erübrigt sich hier, das es ja ohnehin nur um Frauen geht.

Bevor ich in die weiteren Einzelheiten dieses Artikels gehe, möchte ich an eine Anekdote über den italienischen Physiker Enrico Fermi erinnern. Fermi, so wird erzählt, habe nie eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen. Es genügte ihm, Titel und Abstract eines Artikels zu kennen, um alles Weitere daraus selbst herleiten zu können. Dieses Vorgehen spart natürlich eine Menge Zeit.

Ich hätte nie gedacht, dass ich Fermis Verfahren auch einmal selbst praktizieren könnte. Aber die moderne Medienlandschaft macht es möglich. Der Titel und die ersten paar Zeilen lassen einen mit hoher Sicherheit vorhersagen, welche Wortschablonen noch folgen werden.

Und welche Worthülsen sind es, die in diesem Artikel glänzen? Genau die folgenden: Da ist von Vorurteilen und Hürden die Rede, denen diese Frauen als Kopftuchträgerinnen ausgesetzt waren. Und in dieser Tonart geht es weiter. Der Rest sind Privatgeschichten, wie sie das Leben eines jeden Menschen kennzeichnen.

Ist Sarrazin damit widerlegt? Wer diese Frage beantwortet haben will, sollte mal ein paar Tage in diversen Problemvierteln verbringen.

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