SpiegelOnline berichtet über die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Doch bevor es im Detail um diese Frau und ihren Anhang geht, zwei Vorbemerkungen:
Thilo Sarrazin hat einmal während einer Diskussionsveranstaltung etwas sehr Richtiges gesagt: "Die meisten Menschen suchen nach Bestätigung". Die Argumente, die wir uns ohnehin schon zu eigen gemacht haben, werden von uns positiv aufgenommen. Gegenargumente eher negativ. Zumindest dann, wenn Argumente im Spiel sind. Allzu häufig sucht man jedoch vergeblich nach Argumenten. Und gerade die Sarrazin-Debatte liefert ein erstklassiges Beispiel dafür, wie man auf sachlich vorgebrachte Argumente (von Sarrazin) mit unsachlichen Pauschalitäten reagiert, indem man ihn nach Kräften in die Rassistenecke abzuschieben versucht.
Die zweite Vorbemerkung geht so: Der Beginn des Jahres 2000 war in politischer Hinsicht sehr stürmisch in Österreich, hatte es doch die vielerorts geächtete FPÖ in die Regierungsverantwortung geschafft. Nationaler und internationaler Aufruhr waren die Folge. Als ich mich wenig später mit einer Österreicherin über diese Sache unterhielt, führte sie ein Argument ins Feld, das mich erstaunte: Sie sprach von einem Professor in Antwerpen, der sich "mutig" (ihre Worte) gegen die Mitte-rechts-Koalition in Österreich ausgesprochen hatte. Dass sich Leute überall in Europa negativ zu dieser Regierungskonstellation äußerten, war ja nicht weiter überraschend. Wenn man mit diesen Leute sprach, konnte man meinen, im Alpenstaat würden wieder braune SA-Horden aufmarschieren. Was mir im Gedächtnis blieb, war dieser Ausdruck: mutig. Ein Typ, den 99% der Österreicher nicht kennen und der 1000 km vom Zentrum des Geschehens entfernt sitzt, ist also dann als "mutig" zu bezeichnen, wenn er sich gegen eine bestimmte Regierung ausspricht. Das hat was!
Übrigens: die Frau, um die es geht, war damals etwa um die Mitte Vierzig, und somit genau in jener Altersgruppe, in der auch Bischöfin Käßmann ihre treuesten Anhängerinnen rekrutiert. Hier schließt sich also der Kreis zur Ex-EKD-Vorsitzenden. Es ist dieselbe Art von "Mut", die Käßmann zur "Mutbürgerin" macht. Irgendwie erinnert das Ganze an die Rituale von Schamanen: Wenn man nur das richtige Wort oft genug und laut genug ausspricht, dann gehen die eigenen Wünsche in Erfüllung.
Die Frage ist nur, ob das auch für die Taliban gilt: Wenn man nur oft genug mit ihnen betet, vielleicht werden sie ja dann gaaaaaanz friedlich. Kässemann geh du voran! Einen Versuch ist es ja immerhin wert. Was aber - und das ist die andere, sich sofort anschließende Frage - wenn die Käßmann-Strategie nicht greift? Hat sie dann einen Plan B? Hier ein Vorschlag: Wie wär´s mit einem Übertritt zur Religion des Friedens? Der Name ist doch Programm, oder? Aber Vorsicht: das ist eine Einbahnstraße, aus der es kein Zurück mehr gibt. Und wer weiß, ob die Taliban überhaupt eine Maulheldin wie K. bei sich haben wollen. Wenn nein, spräche das ja immerhin für die Taliban.
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