2011/06/09

Der Westen integriert sich

Na also geht doch. Wenn schon die afghanischen Taliban nicht auf den Westen zugehen (es sei denn in Gestalt von Sprengstoffgürtelträgern), dann müssen eben die Alliierten den ersten Schritt machen. Ein Anfang ist immerhin gemacht, seit die offizielle Sprachregelung der USA nicht mehr von Terrorakten sprechen will, sondern vielmehr von man-caused disasters. Wer hat da bloß wieder den falschen Gürtel angezogen?

Und den Worten sollen jetzt auch Taten folgen. Irgendwie muss es doch zu schaffen sein, die Taliban an der Regierung zu beteiligen! Und die UNO weist den Weg. Die obersten Weltbürokraten schlagen demnach vor, die Taliban von der Terrorliste zu streichen. Keine schlechte Idee. Immerhin geht dann die Zahl der Terroristen signifikant zurück, und das tut der Statistik gut. Wer in Zukunft mit einem geladenen Gürtel herumläuft und in der Nähe einer Menschenansammlung - versehentlich, versteht sich - den falschen Knopf drückt), wird einfach - post mortem - als psychisch gestört deklariert.

Die Welt kann so einfach sein! Und auch die USA erweisen sich als äußerst lernfähig. Vorbei sind die Tage, als  unconditional surrender der Weisheit letzter Schluss war. Ich will damit nicht sagen, dass die bedingungslose Kapitulation die einzige Option ist. Aber es mutet irgendwie merkwürdig an, wenn man Leuten, die sich nicht an demokratischen Wahlen beteiligen, sondern nur mit militärischen Mittel kommunizieren, einen roten Teppich ausrollt. Es sollte wohl selbstverständlich sein, dass Leute, die an einem demokratischen System mitarbeiten wollen, zuallererst ihre Waffe niederlegen und Beweise dafür vorlegen, dass ihre friedlichen Absichten glaubwürdig sind.

Aber vermutlich würde man mit einer Forderung nach einem Gewaltverzicht nur "religiöse Gefühle" verletzen. Und sowas sollte man auf jeden Fall vermeiden. Denn Beleidigte sind bekanntlich unberechenbar.

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