Ich werde den Verdacht nicht los, dass es bei der gegenwärtigen Kampagne gegen Thilo Sarrazin wieder einmal darum geht, Sachargumente außen vor zu lassen, während man ad personam argumentiert. Es wird erst gar nicht der Versuch unternommen, sich mit den Inhalten des Finanzexperten auseinanderzusetzen. Vielmehr geht es in erster Linie bereits im Vorfeld seiner Buchveröffentlichung darum, dem Mann ans Bein zu pinkeln, und zwar so, dass es sich jeder Politiker verkneift, sich dessen wie auch immer begründeten Positionen zu eigen zu machen. Mit einem Schmuddelkind solidarisiert man sich nicht, nicht einmal teilweise, auch dann nicht, wenn es im Recht ist.
Natürlich darf dabei der Hinweis auf sein Erfolgsbuch Deutschland schafft sich ab nicht fehlen. Und auch hier kommen die Beckmessereien nicht zu kurz. Da wird ungeniert von "zweifelhaften Statistiken" fabuliert, die Sarrazin verwendet haben soll. Allerdings bleibt man uns die Detailinformation schuldig, was denn nun konkret an diesen Statistiken "zweifelhaft" war. Leider war es uns nicht vergönnt, die Widerlegung auch nur einer dieser Statistiken mitzuerleben. Aber das ist auch nicht das Ziel. Im Vordergrund steht die Absicht, Sarrazins Ruf anzuschwärzen, und dazu eignen sich solche Infamitäten wie die von den zweifelhaften Statistiken ausgezeichnet.
Man kann, nein man muss sich wirklich fragen, wie weit es mit der Diskussionskultur gekommen ist. Klar, Untergriffe gegenüber dem Widersacher hat es zu allen Zeiten gegeben. Aber keine Zeit war so wohlinformiert, so wohlgebildet wie unsere, um eine sachliche Debatte führen zu können. Umso trauriger ist es, wenn die Rationalität zugunsten einer unterschwelligen Hetze unterdrückt wird.
Es geht gar nicht darum, ob Sarrazin nun recht hat oder nicht. Das ließe sich mit einem sachbezogenen Diskurs schon einigermaßen erhellen. Aber von seinen Gegnern wird jeder Versuch unternommen, die Debatte auf "ihre", also von vornherein unsachliche Weise auszutragen. Das ist das eigentlich Bedenkliche.
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