2014/10/21

Zensur im ZEIT-Forum

Es geht mir schon längere Zeit gehörig auf die Nerven, dass die ZEIT sich bemüßigt fühlt, Beiträge im Online-Forum zu zensurieren. Hier ist eines der jüngsten Beispiele dafür, die Kommentare zu einem Artikel des verurteilten Steuerhinterziehers Theo Sommer. Da heißt es beispielsweise:

Entfernt. Bitte verzichten Sie darauf, vom Thema abzuschweifen. Danke, die Redaktion/jp

Wie bitte? Wer entscheidet, ob jemand vom Thema abschweift oder nicht? Man kommt sich vor wie in der Schule. Im übrigen gibt es eine ganze Menge redaktioneller Beiträge (auch in anderen, seriösen Medien), die ihr Thema meilenweit verfehlen. Und trotzdem stehen sie im Internet.

Lust auf mehr?

Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/jp
Entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema. Danke, die Redaktion/jp
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen dieser Art und kehren Sie zur sachlichen Diskussion des Artikelthemas zurück. Die Redaktion/ums 

Kann ich als Leser nicht selbst entscheiden, ob ein Beitrag überzogen polemisch ist oder nicht?

Es ist ein intellektueller Kindergarten, der hier aufgezogen wird. Politisch korrekte Besserwisserei zum Kotzen. Leute, die in der Lage sind ihr Oberstübchen zu benutzen und ihre Meinung öffentlich kundzutun, werden an die Leine genommen. So wird also die Meinungsvielfalt eingehegt und zum Mainstream zurechtgebogen.

Von einem Intellektuellenblatt hätte ich etwas mehr Souveränität erwartet. Und wenn sich jemand öffentlich zum Affen machen will - so be it! Wo ist die Grenze für diese gutmenschliche Bevormundung? Wer zieht die roten Linie, wenn nicht der Zensor selbst? Mit anderen Worten: Irgendein selbsternannter Watchdog entscheidet darüber, was ich lesen darf und was nicht? Aber der Watchdog handelt ja nicht (nur) in Eigenregie. Die Redaktion steht offenbar hinter diesem Vorgehen. Ein Filter wird aufgezogen, der nichts Unpassendes durchlässt.

Und dann wundern sich manche darüber, dass etliche Menschen die bestehenden Verhältnisse mit einer Diktatur vergleichen. Ja richtig, wir sind (noch) nicht in der DDR 2.0. Aber jeder lange Marsch beginnt mit einem ersten Schritt.






No comments:

Post a Comment