2014/08/21

Versicherungen

Sicherheit geht uns über alles. Und Versicherungen tragen dazu bei, uns ein Gefühl der Sicherheit zu vermittlen.

In gewissem Sinne ist jede Versicherung eine Art Glücksspiel, bei der es nur einen Gewinner gibt: die Versicherungsgesellschaft. Auch im Lotto landet der Hauptgewinn immer bei der Betreibergesellschaft, während die Zahl der glücklichen (?) Los-Millionäre überschaubar bleibt. 

Das Gewinnstreben ist nichts Verwerfliches. Denn es kann niemand ein Interesse daran haben, dass Versicherungen pleite gehen. Wer würde uns sonst vor den existenziellen Risiken bewahren oder zumindest deren Folgen abmildern?

Gehen wir noch ein wenig weiter in unserer Analogie zwischen Glücksspiel und Versicherungen. Bei der Lotterie zahlen viele Leute einen kleinen Obulus, nur damit einige wenige mit einer großen Portion Glück Millionär werden können. Wir nehmen das hin, obowhl wir wissen sollten, dass jeder Teilnehmer auf lange Sicht nur verlieren kann. Denn wäre es anders, würde also jeder Teilnehmer auf lange Sicht letztlich gewinnen, wäre die Statistik der Firmenpleiten wieder um einen Eintrag größer geworden.

Bei der Versicherung verhält es sich so: viele Menschen sind einem bestimmten Risiko ausgesetzt (z. B. Hausbrand). Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus einer bestimmten Person abbrennt, relativ gering. Aber innerhalb der Gesamtbevölkerung kommt es doch gelegentlich vor. Man weiß nur nicht im Voraus, wen es treffen wird. Also tun sich die Menschen zusammen, zahlen eine kleine Summe, auf dass demjenigen, den das Schicksal trifft, geholfen wird.

Das ist sinnvoll, denn auch wenn das individuelle Risiko eines Hausbrandes gering ist, so sind die finanziellen Schäden für den Betroffenen immens und können mitunter den Ruin eines Lebens bedeuten.

Die Feuerversicherung ist ein schönes Beispiel, um das Prinzip des Versicherungswesens zu verdeutlichen:

  • ein geringes individuelles Risiko für das Eintreten eines Schadens
  • ein hoher finanzieller Verlust im Schadensfall für das Individuum
Die zentralen Begriffe sind also Risiko und Verlust

Spiegelbildlich verhält es sich bei der Lotterie mit dem Begriffspaar Chance und Gewinn:

  • eine geringe individuelle Chance auf einen Hauptgewinn
  • ein hoher finanzieller Gewinn für den mit den richtigen Zahlen

Was passiert aber, wenn sich das Risiko eines Schadensfalles verändert? Nun, wenn das Risiko kleiner wird, also die Zahl der Schadensfälle zurückgeht, sollte auch die Versicherungsprämie sinken. So weit, so trivial. Wird das Risiko allerdings größer, dann werden die Prämien steigen. Das ist unausweichlich, weil dann ja auch die gesamte Schadenssumme zunimmt. Nehmen wir den Extremfall, dass innerhalb kurzer Zeit alle Häuser aller Versicherten abbrennen. Dann bleibt letztlich jeder auf seiner Brandruine sitzen und die Versicherung hat ihre Schutzfunktion verloren. Wer würde auch ein so großes Risiko versichern?

Sehen wir uns ein anderes Beispiel an - die Krankenversicherung. Jeder von uns ist versichert, es gibt ja eine Versicherungspflicht. Aber auch jeder von uns wird irgendwann einmal krank. Und zwar werden mit zunehmendem Alter die Krankheiten schwerer und langwieriger. Die Behandlungskosten steigen also mit dem Alter an. Wenn also der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung zunimmt, muss ein geringerer Anteil jüngerer Menschen für die Behandlungskosten der Rentner aufkommen, die ja ihrerseits aufgrund ihres geringeren Einkommens nicht mehr allein für ihre medizinischen Kosten aufkommen können.

In gewissem Sinne ist die Krankenversicherung also keine echte Versicherung, da ja über kurz oder lang jeder in den Genuss ihrer Leistungen kommt. Im Grunde genommen ist es eine Umverteilung von jenen, die weniger krank sind (also den Jüngeren) zu jenen, die häufiger krank sind (also den Älteren). Das ist per se kein Qualitätsurteil, aber man sollte sich das Ganze vor Augen halten.

Die Krankenversicherung ist sozusagen der Zwilling der Rentenversicherung, wo eine ganz ähnliche Ausgangslage herrscht. Nur ist es hier offensichtlicher. Die demographischen Probleme der nicht mehr allzu fernen Zukunft werden also längst nicht nur auf dem Feld der Renten und Pensionen virulent,. sondern auch im Bereich der Kosten für das Gesundheitssystem.

Hier ticken zwei Zeitbomben - und zwar gleichzeitig.





No comments:

Post a Comment