2012/07/26

Paraskevi Papachristou

...kennen Sie vielleicht nicht. Macht nichts. Ich kannte sie nämlich auch nicht, bis ich über einen Artikel auf SpiegelOnline stolperte, der ihr gewidmet war.
Was ist so wichtig an der Dame, von der nicht nur der Name genannt, sondern auch ein Foto gezeigt wird?
Hat sie einen neuen Weltrekord aufgestellt? - Nein.
Hat sie die Deutschen als üble Monster beschimpft, die Griechenland an den Abgrund drängen wollen? - Nein.
Hat sie sich unflätig über den griechischen Regierungschef geäußert? - Nein.
Hat sie im Streit ihre Mutter erschlagen? - Nein.
Hatte sie eine Sexaffäre mit einem deutschen Politiker? - Nochmals nein.
Was zum Teufel bringt eine griechische Sportlerin auf eine SpOn Schlagzeile?

Nun, sie hat gegen die politkorrekte Etikette verstoßen. Und zwar mit einem Tweet, der als rassistisch eingestuft wurde.

Nun steht es natürlich dem griechischen Sportverband bzw. den Funktionären und Trainern frei, dieses Verhalten zu ahnden (sie wurde von der Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgeschlossen).

Dennoch bleibt natürlich die Frage, was Äußerungen einer bislang (und wohl auch in Zukunft) so gut wie unbekannten Sportlerin im führenden deutschen Nachrichtenmagazin zu suchen haben. Die Antwort dürfte bei Mao Tse Tung zu suchen sein: Bestrafe einen, erziehe hundert! Es wurde an der Sportlerin ein Exempel statuiert, und dadurch, dass man diese Nachricht auch im mehr als 1000 Kilometer entfernten Deutschland verbreitet, entfaltet sie eine entsprechende Wirkung: Gewisse Dinge dürfen nicht öffentlich gesagt werden.

Die Namensnennung und das Bildmaterial machen die Sache für die Sportlerin nur noch unangenehmer. Es kann jeden erwischen, der etwas Falsches sagt. Wer diesen Kodex bricht, wird gehängt. Und je mehr sich die Nachricht vom Delinquenten verbreitet, umso weniger werden Andere dem Beispiel folgen.

Aber stellen wir uns die Sache mal andersrum vor:

Angenommen, die Sportlerin wäre ein junger Testosteron getriebener Mann mit Mihigru, der seine Verlobte "der Ehre wegen" bestialisch ermordet. Dann, ja dann könnten wir SICHER sein, dass eine entsprechende Nachricht aus Griechenland auf keinen Fall ihren Weg in die Redaktionsstube des Spiegel gefunden hätte. Kein Name und kein Foto würden den Bericht zieren. Der Täter (pardon: Verdächtige) bräuchte sich keine Sorgen um seine Persönlichkeitsrechte machen.

Ist ja auch viel schlimmer, einen blödsinnigen Spruch durch den Äther zu jagen, als beispielsweise seine "Ehre" wiederherzustellen. Oder etwa nicht?

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