2012/02/23

2 + 2 = 4 oder höhere soziale Spinnerei

Was ist daran sozial?

Nichts, aber auch gar nichts. Wer die Mathematik "sozial" machen will, der irrt (um es zurückhaltend zu formulieren). Darauf hinzuweisen ist das Verdienst Rudolf Taschners in seinem jüngsten Presse-Beitrag (übrigens seit geraumer Zeit eine erhellende Pflichtlektüre für mich). Sogar die Mathematik wird inzwischen in ein soziales Fahrwasser gerückt. Einfach zum Kotzen.

Das "soziale" Denken gerät allmählich zur Perversion. Für jemanden wie mich, der aus einfachsten sozialen Verhältnissen stammt, ist es fast zum Erbrechen, was da alles unter dem sozialen Label halluziniert wird. Da wird eine Welt herbei fantasiert, in der es von Sozialfällen nur so wimmelt.

Von sozialer Wärme ist da die Rede, Sozialfighter sollen besser sein als Eurofighter. Alles schön nebulös, sodass jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Aber nur ja nichts Konkretes sagen. Denn Konkretes zu sagen bedeutet in erster Linie, Fakten auf den Tisch zu legen. Und Fakten sind nun einmal dünn gesät, gerade in diesem Bereich. So wird stattdessen mit anderen Begriffen hantiert, die mangels entsprechender Bildung ebenfalls viel Spielraum für die eigene Imagination lassen: Armutsrisiko, Armutsgefährdung etc. Lauter schwammiges Zeug, das nur zweierlei suggerieren soll: intellektuellen Anspruch und moralische Überlegenheit.

Wenn man diese Sozialapostel reden hört, meint man, alles wird immer schlechter. Und das ist wohl auch der Eindruck, der geschaffen werden soll. Denn je mehr von einer Sache geredet wird, umso wichtiger erscheint sie. Und damit nimmt auch die Wichtigkeit jener Menschlichkeitsindustrie zu, deren einziger Daseinsgrund es ist, uns ein schlechtes Gewissen einzureden und sich selbst unverzichtbar zu machen.

Ich sprach  vorhin von Fakten. Hier ist eines: Als meine Mutter irgendwann Ende der 1960er Jahre ins Krankenhaus musste, lag sie in einem Schlafsaal mit etwa 20 Leuten. Kleinere Betteneinheiten, Telefon im Zimmer, gar Fernseher? Fehlanzeige. Nur was für Reiche. Ganz abgesehen vom Standard der medizinischen Behandlung.

Als sie kürzlich wieder einmal im Krankenhaus war: Vierbettzimmer, Telefon, Fernseher als Standard. Nein, meine Mutter hat weder im Lotto gewonnen, noch reich geheiratet. Sie lebt von der Mindestpension.

Sorry, ihr sozialen Schwätzer, aber mir könnt ihr nichts erzählen. Bindet euren Bären jemand anderen auf. Ein paar Dumme findet man überall.

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