In der Berichterstattung über die gegenwärtige Misere der spanischen Bauwirtschaft tauchte in letzter Zeit immer wieder das Bild einer gigantischen Wohnanlage auf, die - kaum fertig gestellt - nunmehr leer steht. Diese künstlich aus dem Boden gestampfte Siedlung kann als klassisches Beispiel für die Fehlallokation von Ressourcen dienen - verursacht durch Zinsen deutlich unter dem Marktniveau.
Die Bauarbeiter sind jetzt arbeitslos, die Wohnungen unbewohnt und die Schulden auf dem Bankkonto. Diese Verbindlichkeiten gegenüber der Bank (oder den Geldgebern allgemein) repräsentieren eine Art negatives Einkommen, das in Zukunft Geld verschluckt. Geld, das ohne die günstigen Kreditzinsen gar nicht geschaffen worden wäre.
Als Folge davon stehen weniger Mittel für neue Investitionen zur Verfügung. Die Arbeitsplätze für die Bauarbeiter werden also auf sich warten lassen. Das Fiat money hat zwar auf den ersten Blick einen Boom ausgelöst, auf den zweiten hat es jedoch nicht nur zum Platzen der Blase geführt, sondern auch dazu, dass kein "gutes" Geld mehr da ist, um sinnvolle Projekte zu finanzieren.
Nun könnte man argumentieren, dass ohne die günstigen Zinsen das Bauprojekt ganz unterblieben wäre und es somit keine Arbeitsplätze gegeben hätte. Bezogen auf diesen Fall ist das richtig. Auf den ersten Blick wenigstens. Auf den zweiten relativiert sich das Ganze etwas. Denn in diesem Fall hätten die Bauherren weniger Verbindlichkeiten aufgrund fehlgeleiteter Projekte. Sie könnten also mehr Geld auf die Seite legen, um zukünftige, wirklich profitable Projekte zu finanzieren. Außerdem würden sich die Bauherren bei Zinsen auf dem "wahren" Niveau erst einmal richtig überlegen, ob sich so ein gigantisches Projekt überhaupt rechnet. Bei künstlich unter dem Marktwert gehaltenen Zinsen ist die Versuchung einfach viel größer, etwas einfach so aus dem Boden zu stampfen ("So günstiges Geld gibt´s nie wieder!").
Eines der wesentlichsten Momente des Wirtschaftslebens, die Allokation von (knappen) Ressourcen, wird also durch verzerrte Marktbedingungen fehlgeleitet. Investitionen werden getätigt, die bei näherer Betrachtung völlig unrentabel sind. Das führt zwar zu einer Scheinblüte an wirtschaftlicher Aktivität. Aber irgendwann präsentiert jemand die Rechnung, und dann ist der Spaß vorbei.
In so einem Fall ist die Versuchung groß, es nochmal mit der gleichen Masche zu versuchen, d.h. einfach noch mehr noch billigeres Geld zur Verfügung zu stellen. Der daraufhin einsetzende Mechanismus ist der gleich wie zuvor. Dieses Spielchen kann man nur solange weitertreiben, bis endgültig die Luft raus ist. Und dann kann man einpacken.
No comments:
Post a Comment