2011/03/08

Schreckensnachricht

Die meisten kennen dieses Phänomen: ein Vertreter will einem irgend etwas schmackhaft machen (z. B. eine Lebensversicherung) und verspricht daher das sprichwörtliche Blaue vom Himmel. Was er nicht sagt, steht allerdings im sogenannten Kleingedruckten. Und das hat es normalerweise in sich. Ja mitunter trübt sich die Bläue des Himmels dann sehr stark ein und geht in ein mehr oder weniger dunkles Grau, bisweilen auch Schwarz über.

Manche Journalisten scheinen eine ähnliche Vorgangsweise zu pflegen, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Da werden zur Erhöhung der Aufmerksamkeit bzw. der Klickraten Schreckensszenarien an die Wand gemalt, die dem Leser ein mulmiges Gefühl verschaffen sollen. Die besagte Wand ist in diesem Fall die Schlagzeile, die den Leser fesseln soll. Allerdings kann es vorkommen, dass der sich daran anschließende Text nicht mehr mit dem Schreckensniveau der Schlagzeile mithalten kann.

Ein aktuelles Beispiel dafür liefert die Presse mit einer Schlagzeile, die suggeriert, dass es ab 2050 keine Benzinautos mehr geben soll. Klar, dass man bei so einer Meldung erst mal schluckt und sich denkt: Was kommt dann? Doch wie im richtigen Leben wird selten so heiß gegessen wie gekocht. Wenn man sich erst mal in das Kleingedruckte verirrt, wird klar, dass es hier eine wichtige Einschränkung gibt. Es ist keineswegs so, dass die Europäische Kommission, deren Pläne als Grundlage für den Artikel dienten, ab dem Jahr 2050 alle Benzinautos von allen Straßen Europas verbannen will (geschweige denn: kann!). Vielmehr geht es darum, die Benziner aus Europas Innenstädten rauszuhalten. Und das liest sich dann doch ganz anders als die Kurzbotschaft der Schlagzeile.

Außerdem handelt es sich bei den Kommissionplänen um ein sogenanntes Weißbuch Verkehr. Der Inhalt dieses Weißbuches ist also nicht viel mehr als eine Reihe von Absichten und Wünschen, die noch einen langen Weg durch die europäische Gesetzgebung vor sich haben. Was hinterher möglicherweise als Gesetzestext herauskommt, bleibt abzuwarten.

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