Klar würde sich jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch bei so einer Szene an den Kopf greifen. Ein klarer Bruch der Regeln, aber anstatt sein Fehlverhalten einzusehen, geht der Übeltäter in die Offensive.
Das ging mir jedenfalls durch den Kopf als ich dies hier las:
"Die Regeln müssen strenger werden", sagt er. "Und wer es nicht schafft, sie einzuhalten, gehört nicht in die Euro-Zone." Da ist er wieder: Sinn, der Provokateur.Die Rede ist von Hans-Werner Sinn, jenem deutschen Top-Ökonomen, der nichts anderes verlangt, als dass einmal aufgestellte Regeln auch befolgt werden sollten. Dafür bekommt er vom Spiegel das Etikett Provokateur verliehen.
Ich vermag beim besten Willen nichts Provokantes an Sinns Äußerungen zu finden. Das bleibt wohl für immer das Geheimnis des Spiegel-Autors. Gleichzeitig lässt dieser Schlusssatz tief blicken. Auf eine Einstellung, die die Einhaltung von Regeln als etwas Unerhörtes, vielleicht auch Altmodisches, betrachtet.
Merkwürdig: wären im Vorfeld der gegenwärtigen Schuldenkrise die einschlägigen Regeln etwas besser eingehalten worden, müssten wir uns jetzt nicht mit ihren Folgen herumschlagen. Was ist da die größere Provokation - der bewusst eingegangene Regelverstoß oder das Verlangen nach deren Einhaltung?
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