Das Ich, das Es und das Über-Ich gehören zu jenen illustren Geisteskindern von Dr. Sigmund Freud, die inzwischen unauslöschlich in das kollektive Unterbewusstsein eingegangen sind. Die Traumdeutung ist eine weitere Konstante unseres Denkens, oder vielmehr unserer Fantasien, die direkt Freudens Wirken entsprang.
Etwas weniger prominent, aber dafür umso unwiderstehlicher ist ein anderes Produkt Freudschen Denkens, das direkt auf das Verhältnis von Mann und Frau (was sonst? Gab es da noch ein anderes Thema?) abzielt: der Penisneid. Man kann es auch so ausdrücken: Männer haben etwas, das Frauen gerne hätten. Gemeint sind natürlich nicht so profane Dinge wie Geld, die mit etwas Witz, Charme und Schläue relativ leicht zu erlangen sind. Gemeint ist vielmehr eine physiologische Besonderheit, die nicht so ohne weiteres den Besitzer wechseln kann. Ja, soweit kann es kommen. Man(n) wird sogar um seinen Körper beneidet. Oder zumindest um nicht unwesentliche Teile davon.
Doch der Neid ist wie die Pest. Einmal in der Welt, lässt er sich nie mehr ausrotten. Schlimmer noch: der Neid ist nicht auf das kleine Objekt der Begierde aus dem Freudschen Wunderkabinett beschränkt. Er greift um sich. Mal ehrlich: Haben Sie nicht auch schon Ihren Nachbarn beneidet um sein neues Auto, sein übergroßes Grundstück, seine gut aussehende Frau (womit wie wieder auf der Couch angelangt wären)?
Ja, gewaltig ist die Schar der Neidobjekte. Doch in jüngster Zeit wurde sie um eine neue Variante bereichert. Und das liegt an Berlin, wo es seit einigen Jahren eine äußerst beliebte Sehenswürdigkeit gibt: das Holocaust-Mahnmal. Und was beliebt ist, weckt häufig Neidgefühle. Das ist eine Konstante menschlichen Lebens. Jedenfalls wird von einem Bloggerkollegen der deutsche Historiker Eberhard Jäckel zitiert, der dazu folgendes meinte: Es gibt Länder in Europa, die uns um dieses Denkmal beneiden.
Abgesehen davon, welche europäischen Länder das sein könnten (darüber schwieg sich der Professor aus, und auch aus Diplomatenkreisen ist nichts darüber zu erfahren), erblickte mit diesem Satz eine neue Neidvariante das Licht der Welt. Ein klarer Fall von Holocaustneid.
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