Der britische Historiker Peter Heather hat den Untergang dieses Reiches minutiös nachgezeichnet. Und seine Erkenntnisse sind gewiss bedeutsam. Denn hier erfährt der interessierte Leser etwas mehr als die übliche Litanei, dass Rom im wesentlichen an seiner Dekadenz zugrunde ging.
Heather ist sehr an militärischen Kräfteverhältnissen interessiert. Seiner Logik nach hatten Ost- und Westrom zusammen genommen einfach nicht mehr die Kraft, sich einer Barbareninvasion an Donau und Rhein erfolgreich entgegenzustellen. Der hauptsächliche Grund waren zunächst die Probleme Ostroms an der persischen Peripherie. Dort hatte sich ein ernst zu nehmender Gegner etabliert, der den Römern einige empfindliche Niederlagen zufügte. Auch nach einem Friedensschluss blieben immer noch starke Kräfte an dieser Front gebunden, die natürlich dann nirgendwo anders mehr zur Verfügung standen.
Im Zuge dieser Schwächung der eigenen Verteidigungskraft gelang es den Ostgoten, die Grenze an der unteren Donau zu überschreiten und sich innerhalb des (ost)römischen Staatsgebiets niederzulassen. Die Ostgoten ihrerseits waren auf der Flucht vor den anstürmenden Hunnen, also Flüchtlinge. Auch als sich die Neuankömmlinge als etwas widerborstig erwiesen, sich also - in moderner Diktion - nicht gut integrierten, gelang es nicht, die Ostgoten wieder in ihr heimatlichen Gefilde zurückzudrängen. Im Gegenteil, die germanischen Barbaren zogen eine Spur der Verwüstung auf oströmischem Boden.
Wenig später erwies sich die Rheingrenze als brüchig, und weitere Barbarenstämme zogen mehr oder weniger ungehindert durch (west)römisches Staatsgebiet, bis auf die iberische Halbinsel und Nordafrika (Vandalen). Den Römern gelang es nur punktuell, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Mit zunehmender Dauer der barbarischen Invasion erwies sich das einst so stolze Reich als immer unfähiger, sein eigenes Territorium zu kontrollieren.
Heather ist hervorragender Erzähler, und er weiß das auch. Manchmal ist seine Erzählerei etwas weitschweifig, ohne wirklich etwas Entscheidendes zum Verständnis des Ganzen beizutragen. Ein Straffung des Textes hätte an manchen Stellen gut getan.
Andererseits schafft er es mitunter, einen lebhaften Einblick in zentrale Aspekte des römischen Lebens zu geben, was durchaus positiv zu vermerken ist. Einer dieser Aspekte ist das nicht enden wollende, mörderische Intrigenspiel, das sich um den (west)römischen Thron entspann und das mit zunehmender Dauer immer verderbliche Züge annahm. Denn es war eben nicht nur der amtierende Kaiser (Caesar), der einer Palastrevolte zum Opfer fiel, sondern auch etliche Vertreter der (höheren) Administration, die dann im Nachklang um ihr Leben fürchten mussten. Auch vor Frauen und Kindern machten die Häscher des öfteren nicht halt.
Wenn also das Rückgrat des Kaiserreichs einer derartigen Fragilität ausgesetzt war, ist es eigentlich nicht mehr verwunderlich, dass die Wehrhaftigkeit des Ganzen Schaden nehmen musste. Dazu kam noch eine Reihe weiterer Faktoren wie wegbrechende Steuereinnahmen, die die Finanzierung des Berufsheeres immer schwieriger machten. Ein entscheidender Faktor war wohl auch die Tatsache, dass viele Großgrundbesitzer schon früh die Zeichen der Zeit erkannten und sich auf einen Deal mit den neuen barbarischen Machthabern einließen in der Hoffnung, so wenigstens einen Teil ihres Besitzes retten zu können. Dadurch ergab sich eine Verschiebung der Loyalitäten von den ursprünglichen römischen Herren zu den Barbaren.
Es war wohl eine Kombination von Umständen, die zum Fall Westroms beitrug. Das militärische Argument ist sicherlich bedeutsam, aber aus meiner Sicht nicht so gewichtig, wie Heather uns glauben machen will. Die Situation an der Spitze des Staates trug wohl ebenso dazu bei, dass die Reaktion auf die Invasion der Barbaren nicht so ausfiel, wie sie hätte ausfallen müssen, um den Bestand des Reiches nicht zu gefährden.
Im Zuge dieser Schwächung der eigenen Verteidigungskraft gelang es den Ostgoten, die Grenze an der unteren Donau zu überschreiten und sich innerhalb des (ost)römischen Staatsgebiets niederzulassen. Die Ostgoten ihrerseits waren auf der Flucht vor den anstürmenden Hunnen, also Flüchtlinge. Auch als sich die Neuankömmlinge als etwas widerborstig erwiesen, sich also - in moderner Diktion - nicht gut integrierten, gelang es nicht, die Ostgoten wieder in ihr heimatlichen Gefilde zurückzudrängen. Im Gegenteil, die germanischen Barbaren zogen eine Spur der Verwüstung auf oströmischem Boden.
Wenig später erwies sich die Rheingrenze als brüchig, und weitere Barbarenstämme zogen mehr oder weniger ungehindert durch (west)römisches Staatsgebiet, bis auf die iberische Halbinsel und Nordafrika (Vandalen). Den Römern gelang es nur punktuell, diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Mit zunehmender Dauer der barbarischen Invasion erwies sich das einst so stolze Reich als immer unfähiger, sein eigenes Territorium zu kontrollieren.
Heather ist hervorragender Erzähler, und er weiß das auch. Manchmal ist seine Erzählerei etwas weitschweifig, ohne wirklich etwas Entscheidendes zum Verständnis des Ganzen beizutragen. Ein Straffung des Textes hätte an manchen Stellen gut getan.
Andererseits schafft er es mitunter, einen lebhaften Einblick in zentrale Aspekte des römischen Lebens zu geben, was durchaus positiv zu vermerken ist. Einer dieser Aspekte ist das nicht enden wollende, mörderische Intrigenspiel, das sich um den (west)römischen Thron entspann und das mit zunehmender Dauer immer verderbliche Züge annahm. Denn es war eben nicht nur der amtierende Kaiser (Caesar), der einer Palastrevolte zum Opfer fiel, sondern auch etliche Vertreter der (höheren) Administration, die dann im Nachklang um ihr Leben fürchten mussten. Auch vor Frauen und Kindern machten die Häscher des öfteren nicht halt.
Wenn also das Rückgrat des Kaiserreichs einer derartigen Fragilität ausgesetzt war, ist es eigentlich nicht mehr verwunderlich, dass die Wehrhaftigkeit des Ganzen Schaden nehmen musste. Dazu kam noch eine Reihe weiterer Faktoren wie wegbrechende Steuereinnahmen, die die Finanzierung des Berufsheeres immer schwieriger machten. Ein entscheidender Faktor war wohl auch die Tatsache, dass viele Großgrundbesitzer schon früh die Zeichen der Zeit erkannten und sich auf einen Deal mit den neuen barbarischen Machthabern einließen in der Hoffnung, so wenigstens einen Teil ihres Besitzes retten zu können. Dadurch ergab sich eine Verschiebung der Loyalitäten von den ursprünglichen römischen Herren zu den Barbaren.
Es war wohl eine Kombination von Umständen, die zum Fall Westroms beitrug. Das militärische Argument ist sicherlich bedeutsam, aber aus meiner Sicht nicht so gewichtig, wie Heather uns glauben machen will. Die Situation an der Spitze des Staates trug wohl ebenso dazu bei, dass die Reaktion auf die Invasion der Barbaren nicht so ausfiel, wie sie hätte ausfallen müssen, um den Bestand des Reiches nicht zu gefährden.