2011/08/10

Pistole zum Laufen

Waren Sie dabei, als Mark Duggan (ein vierfacher Familienvater, wie von bestimmten Medien wie dem STERN unermüdlich hervorgehoben wird. Dass er - ganz nebenbei - ein ausgebuffter Drogendealer war, wird hingegen dezent verschwiegen) tödlich von einer Polizeikugel getroffen wurde? Na bitte! Ich auch nicht!

Und genau deswegen sind wir bei dem Versuch herauszufinden, was genau hinter den Unruhen in England steckt, auf die tätige Mithilfe eben jener Medien angewiesen. STERN, Spiegel und Konsorten kochen uns dann ein Süppchen vor, das wir gefälligst unhinterfragt zu verdauen haben.

Das führt dann zu einer Ansammlung von Versatzstücken mit dem Ziel, unser Urteil in eine bestimmte Richtung zu lenken. Denn tödliche Schüsse auf einen Familienvater toleriert man eben nicht so leicht wie jene auf einen Drogenkriminellen. Alles eine Frage der Perspektive! Denn Gangster sind bekanntlich immer unschuldig und Opfer von Polizeigewalt. Nicht wahr?

Ein Versatzstück der besonderen Art ist ein Auszug aus dem Guardian, der auf der Achse des Guten wiedergegeben ist. Da behauptet Semone Wilson, die Verlobte des getöteten Ganoven, unter anderem:
Wilson said her partner was not a gangster and would run from trouble rather than shoot at police. “If he did have a gun – which I don’t know – Mark would run. Mark is a runner. He would run rather than firing and that’s coming from the bottom of my heart,” she said.
Warum, so fragt sich der verblüffte Leser, führt einer eine Waffe mit sich, wenn er gar nicht die Absicht hat, sie einzusetzen? Vielleicht hat ihm ja keiner erklärt, wie das Ding funktioniert. Oder meinte er, dass er im Besitz einer Waffe schneller laufen könnte? Er scheint ja ein passionierter Läufer gewesen zu sein. Wer weiß? Jedenfalls fanden sich Medienleute, die solchen Stuss gerne wiedergeben.

Das Ganze erinnert mich übrigens an einen alten Witz: Ein Mann versucht mit einer Bombe an Bord eines Flugzeugs zu gelangen. Von der Polizei festgenommen und verhört, bestreitet er, die Bombe zünden zu wollen. Vielmehr habe er sie nur zu seiner Sicherheit mitgenommen. Statistisch gesehen sei es nämlich extrem unwahrscheinlich, dass sich zwei Bomben gleichzeitig an Bord eines Flugzeuges befänden. Wenn er also eine dabei hätte, dann sei es so gut wie ausgeschlossen, dass ein anderer dasselbe tun würde.

So ist die Welt: Der eine hat eine Bombe dabei mit dem Ziel sie nicht detonieren zu lassen. Und der andere hat eine Pistole in der Tasche mit der Absicht, sie nicht einzusetzen. Leider ist nicht bekannt, ob sich der Londoner Ganove auch auf ein Wahrscheinlichkeitsargument berufen hätte.










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