2010/11/06

Kriegsberichterstatter

...haben einen gefährlichen Job. Ständig kann irgendwo ein Querschläger oder eine (verirrte) Granate einschlagen, mit unabsehbaren Folgen. Und etliche Kriegsreporter kommen nicht mehr in ihre Heimatredaktion zurück.

Aber müssen diese Leute immer ihr Leben aus Spiel setzen? Nein, nämlich immer dann, wenn man über, sagen wir mal: kriegsähnliche Zustände im eigenen Land berichtet. Das beste Beispiel dafür sind die regelmäßig wiederkehrenden Castor-Transporte, die ebenso regelmäßig einen Polizeieinsatz weit über Divisionsstärke nach sich ziehen.

Und die Medien sind mit dabei, natürlich an vorderster Front. So wartet etwa Spiegel-Online sogar mit einem Liveticker auf. Da wird man hochaktuell über laufende Truppenbewegungen (kilometerlange Traktorkolonne rollt zur Großdemo), vereinzelte Scharmützel und Hinterhalte sowie über Geländegewinne und anhaltenden Widerstand der Guten gegen die Bösen informiert. Wie es sich für eine erstklassige Informationpolitik gehört, wird der Wetterbericht gleich mitgeliefert (13:06 Uhr: Im Wendland kommt die Sonne raus). Wenn das nur kein schlechtes Zeichen ist: Es sollen ja schon Schlachten verloren worden sein, nur weil das Wetter nicht mitspielte. Kurioserweise erinnert einen das Ganze an Meldungen à la Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt. Der dahinter stehende Geist ist, so darf vermutet werden, derselbe.

Für Spannung ist jedenfalls gesorgt. Und dank der Medien sind wir immer an vorderster Front dabei. Und dank der Medien entgeht uns auch kein an irgendwelchen Gleisen Angeketteter. Und dank der Medien wissen wir auch immer zeitnah, welche Straßen gerade von Sitzblockaden geräumt werden müssen. Und dank der Medien bekommen wir so viele authentische Zeugen zu hören, die von ihrem heldenhaften Einsatz berichten (hauptsächlich Demonstranten, Polizisten weniger).

Ja so erzeugt jede Zeit ihre Helden! Wir bleiben dran!

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