2011/05/28

Der Biernazi - eine Mutante

Streng genommen bezeichnet man als "Mutante" ein genetisch verändertes Lebewesen. Also eines, das in genetischer Hinsicht von seinen Eltern abweicht. Mitunter führt das zu sichtbaren Abweichungen, etwa zweiköpfige Schafe oder so. Wie jede gelungene Begriffsschöpfung lässt sich der Ausdruck "Mutante" auch auf andre Gebiete übertragen.

Im Berliner Tagesspiegel fand ich kürzlich einen Begriff, der mir sofort ins Auge fiel: Biernazi. Das hat was! Das muss eine spezielle Art von "Nazi" sein, so wie der Mistkäfer eine spezielle Art von Käfer ist. Dabei ging es in diesem Artikel eigentlich gar nicht um Nazis und ihre Unterarten, sondern vielmehr um Linksextremisten. Aber es ist auf jeden Fall einleuchtend, dass man, sobald man über linke Gewalt spricht, irgendwann automatisch bei den Nazis landet.

Es fragt sich natürlich, wie man auf den Begriff "Biernazi" kommt. Nun, dafür gibt es bekanntlich "Experten". Was wäre unsere Welt ohne "Experten", die uns genau diese Welt erklären und somit verständlich machen. Die Schar der Experten ist nahezu unbegrenzt: Da gibt es Atomexperten (also solche, die sich mit Atomphysik auskennen), Wirtschaftsexperten (die, bislang vergeblich, versuchen das Wirtschaftswachstum vorherzusagen), Migrationsexperten (ich nehme an, das sind Leute, die gerne reisen), Sexexperten (versteht sich von selbst) ... und schließlich Naziexperten. Die kommen immer dann zu Wort, wenn es gilt, in einem Bericht über Linksextreme die Nazi-Kurve zu kratzen.

Doch zurück zum Biernazi. Es muss sich hierbei um eine besonders abartige Mutante des Originals handeln. Schließlich war der ehemalige Obernazi, Gröfaz und vielfache (tatsächliche oder vermeintliche) Ehrenbürger ein eingefleischter Vegetarier und Antialkoholiker. Und seine Nachfolger im Geiste greifen zum Bier! Wenn das der Führer wüsste! Aber so ist es in unserer Zeit: Nichts hat mehr Bestand.

2011/05/26

Wer ist schuld an der Islamisierung?

Die Juden - wer sonst?
Und warum tun sie das? - Um die Welt zu beherrschen. Wozu sonst?

Mehr zu diesem verschwörungstheoretischen Dauerbrenner und seinen unheilvollen Konsequenzen von Pat Condell hier.

Must see!

Zum Thema Toleranz...

...findet sich auf Manfreds politischen Korrektheiten ein absolut lesenswerter Eintrag, aus dem hier eine Kostprobe wiedergegeben werden soll:


Weil dies so ist, wird zum Beispiel Mangel an Patriotismus in Friedenszeiten eher toleriert als in Kriegszeiten, wird der Ruf nach strengeren Gesetzen umso lauter, je intensiver die Bedrohungswahrnehmung ist, nimmt Islamfeindlichkeit in Europa in dem Maße zu, wie die Islamisierung voranschreitet, ist Rassismus umso verbreiteter, je heterogener die Gesellschaft ist, ist die Abneigung gegenüber Sozialhilfebeziehern umso größer, je mehr es davon gibt und je teurer sie den Steuerzahler kommen. Umgekehrt formuliert wird Toleranz umso bereitwilliger geübt, je weniger sie strapaziert wird, und je weniger Anlass es gibt zu vermuten, dass man mit der eigenen Toleranz sich selbst, sein soziales Umfeld und sein eigenes Wohlergehen gefährdet. Toleranz ist kein absoluter Wert; sie ist etwas, was man sich leisten können muss.
Eine Toleranz, um derentwillen ihre Verfechter auch offensichtliche Gefährdungen des gesellschaftlichen Friedens in Kauf zu nehmen bereit sind; die ohne erkennbare Grenze immer weiter und weiter getrieben wird; die umso penetranter eingefordert wird, je mehr sie ohnehin schon strapaziert ist; die irgendwann nur noch mit den Mitteln von Meinungsterror und Zensur durchgesetzt werden kann, weil es zu viele Menschen gibt, die am eigenen Leibe die Konsequenzen einer ideologisch verordneten Regellosigkeit zu spüren bekommen; die bestimmte Gruppen von der Pflicht zur Rücksichtnahme entbindet und zu jeder erdenklichen Unverfrorenheit auf Kosten der Gesellschaft ermutigt (weil es ja „intolerant“ wäre, solche Unverfrorenheiten zurückzuweisen), eine solche Toleranz zerstört mit der Stabilität der Gesellschaft zugleich ihre eigenen Voraussetzungen.

Noch Fragen?

2011/05/25

Verdächtiges Klopapier

In Belgien, so sagt man, dauern viele Dinge ein Weilchen, ehe sie in die Tat umgesetzt werden. Die nunmehr bereits einjährige Phase der Regierungsfindung ist nur eines von vielen Beispielen.

Doch manchmal kann es auch sehr schnell gehen. Alles nur eine Frage der Motivation. Wenn man die Peitsche schon in der Luft zischen hört, wird es Zeit, sich auf die Beine zu machen.

Schnell gehen muss es zum Beispiel, wenn es darum geht, eine potenzielle Beleidigung der Allzeitbeleidigten zu verhindern. So wollte eine Supermarktkette ein Toilettenpapier verkaufen, auf dem die Symbole der Tierkreiszeichen zu sehen waren. Das an sich ist schon eine gewaltige Respektlosigkeit gegenüber den Astrologiegläubigen, die jedoch glücklicherweise bisher von Vergeltungsmaßnahmen abgesehen haben. Schlimmer wurde die Sache nur noch, als sich dank rechtgläubiger Aufmerksamkeit herausstellte, dass zwei dieser Symbole, nämlich jene für Jungfrau und Steinbock, gewisse Ähnlichkeiten mit den arabischen Schriftzeichen für Allah und (Gott bewahre!) Mohammed aufwiesen. Nun soll es ja Gerüchte weise gewisse Affinitäten zwischen besonders strenggläubigen Rechtgläubigen und Jungfrauen geben. Nichtsdestoweniger schien die Sache äußerst haarig.

Zwar wurde bislang keine Fatwa erlassen und auch zum Dschihad wurde (noch) nicht aufgerufen. Aber vielleicht ist das ja auch nur die Ruhe vor dem Sturm. Wer weiß das schon?

2011/05/24

Zweifelsfrei

...sind alle Rechtgläubigen. Darum muss auch allen, die irgendwelche Zweifel hegen und sie gar noch unters Volk bringen, die Fresse poliert werden. Da verstehen die Rechtgläubigen keinen Spaß. Neues aus Londonistan.

Sie läuft und läuft und läuft....

...gemeint ist die bestens geölte Maschinerie der politischen Korrektheit. Jüngster skandalträchtiger Zwischenfall ist die Verwendung des bösen N-Worts ("Neger") in einer schwedischen Sprachschule für - Zuwanderer.

Klar, dass so etwas nicht hinzunehmen ist, und sobald sich die (lokalen) Medien der Sache annehmen, wird das gesamte Beschwörungs-, Entschuldigungs- und Verurteilungsritual abgespult, das das gebündelte Weltgewissen zu bieten hat.

Was ist geschehen? Eigentlich ging es um eine schlichte Grammatikübung, bei der den zugewanderten Schülern das N-Wort in die Augen sprang. Die Medien nahmen sich der Sache an und berichteten pflichtschuldigst von der Reaktion der Schulleitung, die ebenso pflichtschuldigst abgeliefert wurde. Die Verwendung dieses Wortes sei "stigmatisierend und absolut unangebracht". Im Übrigen werde dieses Wort "von den Leuten wirklich nicht mehr verwendet". (Fragt sich nur, was die Leute stattdessen sagen, vielleicht Dunkelschwede oder so ähnlich).

Es versteht sich von selbst, dass bei der vorherrschenden geistigen Verfasstheit so ein Zwischenfall peinlich berührt. Wenn das Ganze dann auch noch medial hochgekocht wird, steigt der Druck auf die Beteiligten, eine angemessene öffentliche Reaktion zu zeigen.

Nachdem sich die Schulleitung klar vom Gebrauch des N-Wortes distanziert hatte, blieb von medialer Seite eigentlich nur noch die Frage, was mit der betroffenen Lehrkraft, die jene ruchlose Tat zu verantworten hatte, geschehen sollte. Es war zum Zeitpunkt der Drucklegung noch unklar, ob es disziplinarische Maßnahmen geben würde. Aber auf jeden Fall, so die Schulleiterin, werde sie mit dem oder der Betroffenen "ein ernsthaftes Gespräch darüber" führen.

So muss es sein. So will es der politkorrekte Weltgeist haben, und so wird es auch gemacht. Wenn jemand die rote Linie überschreitet, dann gibt es Ärger! Kommt einem irgendwie bekannt vor! Jede Ähnlichkeit mit Fällen wir Sarrazin etc. ist natürlich unerwünscht und rein zufällig.

Auch bei den stalinistischen Schauprozessen mussten die Beschuldigten öffentlich ihre Fehler eingestehen, ehe sie dann die Gnadenkugel bekamen. Zur Zeit des tausendjährigen Reiches nannte man ein derartiges Verhalten "dem Führer zuarbeiten". Nun, den Führer gibt es schon lange nicht mehr. Die Zuarbeiter jedoch sind emsig wie eh und je. Sie haben nur, aus opportunistischen Gründen, die Seiten gewechselt.

2011/05/22

Interessante Risikoabschätzung

Carlos, auch bekannt als "Der Schakal", ehemaliger Topterrorist und nunmehriger Gefängnisinsasse, wurde vom schwedischen Rundfunk um ein Exklusiv-Interview gebeten. Gefragt nach den unschuldigen Opfer seiner Terroraktionen, sagte er, es seien "nicht viele" gewesen, "weniger als 10 Prozent". Offenbar wollte er damit die Präzision seiner Aktionen untermauern. Unvermeidliche Kollateralschäden also.

Hier ist der entscheidende Ausschnitt aus dem Interview (auf Englisch).

2011/05/19

Schweden im Wandel der Zeiten

Statt langer Worte, ein paar Bilder.
Es tut sich was im Volksheim.

Schwarmintelligenz

Ein Modebegriff, der mehr zur Verschleierung (nicht religiös gemeint!) beiträgt als zur Klärung von Sachverhalten. Wenn alle dasselbe (oder wenigstens fast dasselbe) denken, sind wir der Wahrheit am nächsten, sagen die Verfechter der Schwarmintelligenz. Kompakt ausgedrückt lautet das dann so: die Weisheit der Vielen!

Seit das Internet die Vielzahl an verfügbaren Informationen gegenüber dem Zeitalter der simplen Drucktechnik nochmals um Größenordnungen steigerte, scheinen wir einer goldenen Epoche der Schwarmintelligenz entgegen zu gehen. Aber ist es überhaupt wünschenswert, dass alle das gleiche denken? Sollte das der Sinn einer überlegenen Erkenntnis sein? Nach dem Motto: Wenn nur alle dasselbe glauben, wird´s schon richtig sein!

Irgendwie erinnert einen das an die perfekte Gleichschaltung. Wir denken im Gleichtakt und sind auch noch glücklich dabei. Ein Paradies für einen Diktator. Die Masse macht´s. In vielen wirtschaftlichen Dingen bestimmt. Und in der Demokratie nicht weniger. Wer mehr Stimmen auf sich vereinigen kann, gewinnt die Wahl. Aber bedeutet das dann auch, dass die Wahl gut war? Und zwar gut für alle, oder doch wenigstens für die meisten? Die Gegenbeispiele sind Legion.

Das Gerede von Schwarmintelligenz ist zwar hochgradig aktuell. Das Phänomen selbst ist jedoch nichts Neues. Schon immer versuchten Menschen anderen Menschen etwas aufzuschwatzen und ihnen damit eine bestimmte Weltsicht "nahezulegen". Und viele Dinge, die praktisch der gesamten Menschheit selbstverständlich erschienen, blieben Jahrhunderte lang unwidersprochen. Wie war das noch mit der Erde im Zentrum des Universums? Ein typisches Beispiel für Schwarmintelligenz. Ein besonders tückisches noch dazu, denn dieses Weltbild kam im wissenschaftlichen Gewand daher.

Und wer korrigierte diese kollektiven Irrtümer? Andere Schwärme? Nein, es waren einzelne Menschen, die sich dem Schwarm entgegen stellten. Und nicht nur das - sie hatten auch die besseren Argumente. Gewiss, manchmal dauerte es ein wenig, bis sich die Korrektur durchgesetzt hatte. Aber der Ausgangspunkt für diese Entwicklungen waren immer Individuen.

Nehmen wir ein anderes Beispiel aus der Wissenschaftsgeschichte, die Relativitätstheorie. Tausende von Wissenschaftlern haben sich seit ihrer Entstehung mir ihren unterschiedlichsten Aspekten beschäftigt, und inzwischen sind einige ihrer zentralen Aussagen in das kollektive Gedächtnis eingegangen. Dennoch steht unzweifelhaft ein Einzelner an ihrem Ursprung. Und wenn der nicht gewesen wäre, dann hätten sich die Heere von Epigonen mit anderen Dingen beschäftigen müssen, und das kollektiven Gedächtnis würde nichts von schrumpfenden Maßstäben und unterschiedlich schnell gehenden Uhren wissen.

Nein, als Erkenntnismittel ist Schwarmintelligenz schlichtweg ungeeignet. Die Pioniere, die uns den Weg weisen, sind immer Einzelkämpfer. Und der Schwarm kommt erst dahinter.

2011/05/16

Verschwörungen überall

Ich bewundere immer Leute, die mehr wissen als ich. Vielleicht ist es ja nur genetisch bedingt. Aber es fällt mir ausgesprochen schwer zu wissen, was in 6000 km entfernten Hotelsuiten passiert, in denen ich mich nie aufgehalten habe (und wahrscheinlich auch nie aufhalten werde). Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich kein Kriminalkommissar wurde - oder kein Verschwörungstheoretiker.

Glücklicherweise gibt es Leute, die diese Wissenslücken von Normalsterblichen (wie mir) mühelos auffüllen können. Da schreibt zum Beispiel auf SpiegelOnline ein sichtlich "gut" informierter (oder auch nur wohlmeinender?) Zeitgenosse unter dem Pseudonym "Zyklotron" (könnte ein Physiker sein) über die rätselhafte Begegnung zwischen einem Zimmermädchen und dem Chef des internationalen Währungsfonds DSK:
Gegen entsprechende Bezahlung, war sie vielleicht dazu bereit sich "präparieren" zu lassen. Oder vielleicht wurde sie auch unter Druck gesetzt.
Danke Zyklotron! Tausend Dank für diese grandiose Hypothese! Wir haben´s ja immer schon geahnt, dass da irgendwo eine gigantische Verschwörung lauern muss! Es ist immer dasselbe. Wie schon bei der Mondlandung (inzwischen ein echter Klassiker), 9/11 (wo, wie jedes Kleinkind weiß, alle Juden im Voraus gewarnt wurden), so hatten auch hier die Geheimdienste ihre Finger im Spiel!

Doch Zyklotron ist nicht allein. Auch Andere schlagen in dieselbe Kerbe. So viele kritische Geister können nicht irren! Wetten, dass alle diese "Fakten" bei der Untersuchung der New Yorker Affäre unter den Tisch fallen werden? Na also. Genau das war doch zu erwarten! Die "Dienste" (J. Fischer) lassen sich einfach nicht in die Karten schauen. Sie drehen immer alles so, dass ihr geheimnisvolles Wirken unentdeckt bleibt!

Bei so viel gelungener Aufdeckungsarbeit unserer verschwörungstheoretischen Freunde will ich nicht natürlich nicht zurückstehen. Liebe Freunde, ich weiß, die Welt ist schlimm. Aber in Wirklichkeit ist alles noch viel schlimmer, als Ihr ahnt! Während Ihr eifrig jedes Mosaiksteinchen zusammenträgt, um gewaltige Täuschungsmanöver wie die Mondlandung erfolgreich zu wiederlegen, habt Ihr einen wesentlichen Punkt übersehen: All die Dinge, um die es hier geht, gibt es in Wirklichkeit gar nicht!

Der Mond z. B. ist nur eine raffinierte Illusion, die von Mossad und CIA ins Werk gesetzt wurde, um die Geschichte von der Mondlandung überhaupt erst plausibel zu machen. Die Wahrheit ist: Der Mond existiert gar nicht!

Und hier ist (exklusiv!) die Wahrheit über DSK und das New Yorker Zimmermädchen: Die Polizei hat gar nicht DSK verhaftet, sondern einen Doppelgänger, der dem Original so perfekt entspricht, dass selbst seine Frau glaubt, es handele sich um ihn. In Wirklichkeit wurde DSK während eines Helikoptereinsatzes von Navy Seals exekutiert und seine Leiche anschließend zur Fischfütterung verwendet! So sieht´s aus! Und Ihr könnt sicher sein, dass nie jemand hinter diese schreckliche Wahrheit kommen wird!

So, nun schlaft gut und träumt was Schönes!

2011/05/15

Wenn Strauss-Kahn den Sarko macht

Na sowas! Da will Dominique Strauss-Kahn es allen beweisen, dass er noch soviel Feuer zwischen den Beinen hat wie sein Kontrahent Sarkozy - und prompt geht es schief!
DSK landet einfach nicht so gut bei jüngeren Frauen wie Sarko!
Bleibt nur zu hoffen, dass er noch andere Qualitäten hat.

2011/05/14

Ist Ägypten auf dem Weg zum Gottesstaat?

Gut möglich. Mehr dazu hier.

Unterdessen kann man sich in unseren Breiten weiterhin über die erfolgreiche "Demokratisierung" der nordafrikanischen Staaten freuen.

2011/05/11

Ethisch ausgestiegen

Jetzt ist es also (quasi) amtlich: Deutschland soll bis spätestens 2021, also innerhalb von 10 Jahren, aus der Atomenergie aussteigen. Das sei machbar. Dies geht aus einem Dokument jener Ethikkommission hervor, die in Deutschland nach einem Erdbeben in Japan das Licht der Welt erblickt hat. Wer hätte je gedacht, dass eine Flutwelle im fernen Ostasien in der wichtigsten Volkswirtschaft Europas keinen Stein auf dem anderen lassen würde. Zumindest in energiepolitischer Hinsicht.

Die Katastrophe "zeigt die Begrenztheit menschlicher Katastrophen-Vorsorge auf" und könne nicht als Restrisiko abgetan werden. 

So heißt es auf SpiegelOnline. Die Katastrophe könne also nicht als "Restrisiko" abgetan werden? Nein, wirklich nicht? Als was denn sonst? Flutwellen von 14 Metern Höhe sind eben nicht alltäglich, sondern außergewöhnlich selten. Und das soll kein Restrisiko sein? Wo beginnt dann nach den Damen und Herren "Ethikern" das Restrisiko? Bei 50 Meter Fluthöhe? Bei 100 Metern? Wer bietet mehr?

Aber das ist noch nicht alles. Der Spaß geht weiter.
Die Ethik-Kommission empfiehlt einen vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie. Der Ausstieg ist nötig, um Risiken grundsätzlich auszuschließen.
Auch diese Aussage ist eine semantische Perle, die keinesfalls vor den Säuen landen soll. Mit dem Ausstieg ist es also möglich, so implizieren die Atomethiker, "Risiken grundsätzlich auszuschließen". Soll heißen, dass jede andere Form der Energiegewinnung risikolos ist. Schade, dass das die toten Bergleute in den Kohlegruben der Welt nicht (mehr) hören können. 2009 kamen allein in den chinesischen Bergwerken nach offiziellen Angaben 2600 Kumpel ums Leben. China ist einer der wichtigsten Kohleproduzenten der Welt und besitzt neben dem "offiziellen" Grubenbetrieb noch einen erklecklichen illegalen Bergbausektor. Die Opferzahlen in jenem Bereich sind nur zu erahnen. Wir freuen uns aber, aus dem Mund der Ethikkommission zu hören, dass mit dem Atomausstieg "Risiken grundsätzlich" ausgeschlossen sind.

Wer meint, hiermit sei das Ende der ethischen Fahnenstange erreicht, muss sich noch ein wenig gedulden. Denn das Papier enthält noch weitere Prachtideen. So sei "ein noch früherer Ausstieg" denkbar. Ja, wirklich? Wie denn das? Nun, das hängt von vielen Faktoren ab, wie etwa
Preiswirkung, Leistungsbereitstellung, Systemstabilität, CO2-Emissionen und Importen
Diese Faktoren sind sicherlich bedeutsam, ihr geballtes Auftreten innerhalb desselben Satzes lässt allerdings die Vermutung aufkeimen, dass keiner der Autoren auch nur die leiseste Ahnung hat, welche Bedeutung jedem dieser Kriterien innerhalb der Gesamtheit zukommt. Eben typischer Polittalk. Klingt klug, macht uns aber nicht wirklich klüger.

Der Höhepunkt des Berichts über Ethikkommissionspapier ist zweifellos folgende Warnung:
Das Papier spart nicht mit mahnenden Worten für den Ausstiegsprozess. Die Gesellschaft werde in großem Stil Zielkonflikte heraufbeschwören, wenn sie die abgeschalteten Anlagen einfach durch Zukauf von Atomstrom aus dem Ausland ersetze. Auch Rationierung und das Inkaufnehmen stark erhöhter Strompreise sei nicht akzeptabel. Ebenso seien höhere CO2-Emissionen nicht verantwortbar. Es gebe eine "gleichrangige ethische Verantwortung, dem Klimawandel zu begegnen", weshalb die deutschen CO2-Ziele weiter verfolgt werden sollten. Warnungen enthält das Dokument sogar vor einem "nochmals drastisch beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien". Es gebe "Grenzen der Belastbarkeit natürlicher Lebensräume", die technische Machbarkeit werde schnell überschätzt. Dies bezieht sich auf die Kritik von Naturschützern an den Umweltfolgen von Offshore-Windparks und des großflächigen Maisanbaus für Bioenergie.

Na sowas! Soeben war vom Ende aller Risiken die Rede, und nun lauern plötzlich "Zielkonflikte" und andere Dinge auf uns, die im Gefolge des Ausstiegs "nicht akzeptabel" sind. Deutsche Gründlichkeit eben! Kein Problem bleibt unbeleuchtet.

Bei soviel Problembewusstsein harren wir ehrfürchtig der Dinge, die da im kommenden Jahrzehnt auf uns zu kommen werden. Immerhin werden wir dann wenigstens wissen, wie man ethisch korrekt aussteigt.

2011/05/10

Klimabedingte Katastrophen

Laut einer Aussage der Unicef sind gegenwärtig schätzungsweise 70 Prozent aller Katastrophen klimabedingt. Diese Behauptung ist äußerst interessant und verdient es, näher unter die Lupe genommen zu werden.

Zunächst einmal spricht der Artikel ganz allgemein von "Katastrophen". Das lässt der Fantasie viel Raum. Dazu könnte man etwa Flugzeugabstürze ebenso zählen wie explodierende Chemiefabriken, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme, Überschwemmungen etc. Erst im letzten (!) Absatz wird man etwas konkreter, wenn man von "Naturkatastrophen" redet. Das umfasst zwar immer noch eine reiche Palette von Ereignissen, schließt aber von Menschen verursachte Desaster aus.

Sehen wir uns zunächst einmal die relative Häufigkeit klimabedingter Katastrophen an. Unicef stellt dazu fest, dass deren Anteil vor zehn Jahren nur 50 Prozent betragen habe. Mit anderen Worten: die Häufigkeit von "Klimakatastrophen" hat um satte 40 Prozent zugenommen. In absoluten Zahlen spricht der Handelsblatt-Artikel von 250 "Naturkatastrophen" jährlich während der 1990er Jahre und von 400 im darauf folgenden Jahrzehnt.

Pikanterweise erwähnt der Artikel ausdrücklich auch das Erdbeben in Haiti aus dem Jahr 2010. Nun erschließt sich mir nicht so ganz, was ein Erdbeben unter klimabedingten Desastern zu suchen hat, aber immerhin lässt sich damit glänzend hausieren gehen. Und keine Angst, etlichen Lesern werden solche Details gar nicht auffallen. In demselben Geist kann man auch munter von der Atomkatastrophe in Japan schwadronieren, ohne dass hierbei ein Mensch zu Tode gekommen ist. Ebenso gut könnte man auch das Klima für den Tsunami verantwortlich machen, der kürzlich Teile Japans verwüstet hat. Dass darauf noch keiner gekommen ist! Von Menschen verursachter Klimawandel und Atomkatastrophe aus einer Hand - besser geht´s nicht!

2011/05/09

Zitat des Tages

Griechenland hat bewiesen, dass es sich lohnt, über seine Verhältnisse zu leben - im Falle der Probleme werden andere die Rechnungen begleichen.


Gut beobachtet von der polnischen Tageszeitung "Dziennik Gazeta Prawna". Gefunden im Handelsblatt

2011/05/08

Ein klassischer Schwarzer Schwan

Ein Schwarzer Schwan ist ein Ereignis, dessen Eintreten für so unwahrscheinlich gehalten wird, dass es als so gut wie unmöglich gilt. Trotzdem kann es vorkommen. Wie etwa hier in Baden-Württemberg. Trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen gelang einem Strafgefangenen die Flucht. Wenn das Unmögliche oder zumindest für unmöglich Gehaltene eintritt.

2011/05/07

Nochmals Osama

In dieser Woche ist vieles geschehen. Und die Welt ist nicht mehr die gleiche wie zuvor. Es ist spürbar, dass etwas fehlt auf diesem Planeten. Aber ein Verlust ist es trotzdem nicht.

Seit dem unfreiwilligen Abgang von OBL hat sich eine Flut der Kritik aufgebaut, ein kleiner moralischer Tsunami sozusagen, weil sich die Amerikaner wieder einmal zu weit vorgewagt haben. Die Kritiker der Tötung OBLs argumentieren hauptsächlich entlang zweier Stränge: einem ethisch-moralischen einerseits und einem juristischen andererseits. Lassen wir die ethische Dimension einmal außer Acht und konzentrieren wir uns auf die juristischen Aspekte, die aus meiner Sicht schwerer wiegen.

Vom Standpunkt des Juristen aus ist also das Vorgehen der Amerikaner völlig unhaltbar. Gut. Bleibt also die Frage: Was ist die Alternative? Auch wenn es vielleicht unmöglich sein wollte, OBL irgendwelche direkten Vergehen nachzuweisen, so dürfte doch wohl seine Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung Al-Kaida unstrittig sein. Meines Wissens ist bereits das ein ausreichender Straftatbestand. OBL war aber nicht nur ein kleines Rädchen in einem Netzwerk, sondern ein ausgesprochener Inspirator. Man könnte sogar so weit gehen, zu sagen, dass ohne Al-Kaida nicht das wäre, was es heute ist. Seine direkte Verstrickung in diverse Terrorplots scheint unzweifelhaft zu sein. Dass so ein Knabe vor den Kadi gehört, ist - so meine ich - unstrittig. Denn solange er lebt, ist er eine latente Gefahr.

Wie also seiner habhaft werden? Wie ihn der Gerechtigkeit zuführen? Das sind Fragen, die von den o.g. Juristen leider unbeantwortet geblieben sind. Und es ist nicht nur die Frage der Tötung, die aus juristischer Sicht abzulehnen ist. Vielmehr ist bereits der Umstand, dass die USA auf dem Gebiet eines anderen Staates (ohne dessen Einwilligung) operierten, ein klarer Gesetzesbruch. Und solange diese Fragen nicht geklärt sind und man gleichzeitig das Vorgehen der US-Armee ablehnt, bleibt nur eine Alternative: ihn unbehelligt lassen und darauf hoffen, dass er eines Tages seine Meinung ändert und im Büßerhemd vor einem US-Gericht erscheint.

Diese Aussicht ist aber ebenso unwahrscheinlich wie eine Kernschmelze in einem deutschen AKW. Aber immerhin wäre damit der Jurisprudenz Genüge getan.

2011/05/05

Der Humanismus, das Strafrecht und ihre Risiken

Das Leben schreibt die schönsten Geschichten. Während die Zahl der Trauerbekundungen um den ehemaligen Weltchefterroristen OBL langsam aber stetig zunimmt (und das beileibe nicht nur innerhalb seiner Hardcore-Fangemeinde, sondern auch - als Humanismus getarnt - in weiten Kreisen der chattering classes), erreicht uns eine Nachricht, die ebenfalls aufhorchen lässt. Wenn man sich bisher in der (zugegeben illusionären) Hoffnung gewiegt hat, die Welt sei seit OBLs Ende sicherer geworden, so lässt die das jüngste Urteil zur Sicherungsverwahrung im Gegensatz dazu vermuten, dass sie definitiv unsicherer wird (zumindest für manche Menschen).

Straftäter, die sich durch eine besondere Gefährlichkeit auszeichnen und selbst im fortgeschrittenen Alter noch rückfällig werden, sollen also in Zukunft nicht mehr so leicht weggesperrt werden können. Sprachen der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und das Bundesverfassungsgericht. Recht so! Es könnte ja sonst einigen unbescholtenen Bürgern langweilig werden, wenn sie ihr Leben lang von Verbrechern unbehelligt blieben. Ein bisschen Nervenkitzel kann nicht schaden! Die zu erwartenden Kollateralschäden hat man eben einfach in Kauf zu nehmen.

Vielleicht ließe sich der Nervenkitzel (besonders auf Seiten der Richter) noch dadurch erhöhen, dass man die freigelassenen schweren Jungs dann einfach in jenen Wohnvierteln einquartiert, in denen die besagten Juristen zu Hause sind. Das dürfte dann sehr spaßig werden!

2011/05/04

Stellenausschreibung

Durch das überraschende Ableben unseres Vorstandsvorsitzenden wurde in unserem weltweit agierenden Netzwerk eine Führungsposition frei, die wir sobald wie möglich nach besetzen wollen. Die Stelle wird international ausgeschrieben und richtet sich an alle Persönlichkeiten, die sich um die Bekämpfung der zionistisch-westlich-imperialistischen Hegemonie und ihrer ungläubigen Helfershelfer verdient machen wollen. Folgende Merkmale gelten als unabdingbare Voraussetzungen für die künftigen Bewerber:

  • Videotauglichkeit: schließlich sollen unsere Fans gelegentlich mit motivierenden Videobotschaften bei Laune gehalten werden
  • Erfahrung in der Koordinierung von internationalen Netzwerken
  • Bedingungsloser Hass auf den Zionismus und seine US-imperialistischen Handlanger
  • Eine solide Grundausbildung in einer unserer populären Trainingseinrichtungen, vorzugsweise in Afghanistan, Pakistan, Jemen oder Somalia
  • Motivationskraft und Begeisterungsfähigkeit (bis in den Märtyrertod)
  • Hervorragende Kommunikationsfähigkeit
  • Absolute Diskretion


Bewerber müssen sich einem mehrtägigen Assessment-Center  unterziehen, um ihre Tauglichkeit für die verantwortungsvolle Führungsposition unter Beweis zu stellen. Praktische Erfahrungen im Kopfabschneiden vor laufender Kamera, Steinigen etc. sind nicht Voraussetzung, werden aber bei entsprechenden Referenzen wohlwollend berücksichtigt.

Bewerbungen werden noch bis zum 11. September entgegen genommen.

2011/05/03

Worum es geht - Breaking the Silence!

Es gibt Vorgänge in unserer Welt, über die spricht man nicht. Wer Opfer eines Verbrechens wird, sollte froh sein, dass er/sie überlebt hat und ansonsten den Mund halten. So will es die politische Korrektheit. Denn schließlich sind die Verbrecher die wahren Opfer (nämlich der Gesellschaft). So sieht es die politische Korrektheit. Und so sollen es, wenn es nach ihrem Willen geht, alle sehen.

Es ist schon erstaunlich, dass sich solcher Unsinn derart verfestigen kann. Und es ist noch erstaunlicher, dass er weiterhin die moralische Deutungshoheit innehat. Erinnert sich noch jemand an die Entführung der Familie Wallert (und anderer Touristen) durch muslimische Terroristen im Jahr 2000? Hat man seit ihrer Freilassung je wieder etwas von ihnen gehört? Kaum. Während wir regelmäßig mit Berichten über die "unschuldigen" Insassen von Guantanamo und ihre "Leiden" gefüttert werden, dürfen die Opfer von Terrorismus und Gewalt ihre physischen und seelischen Narben im privaten Kreis auskurieren. Die Wallerts sind nur ein Fall von vielen, ähnlich gelagerten Fällen. Überspitzt formuliert könnte man sagen: Wären die Wallerts in einem islamistischen Ausbildungscamp in Afghanistan geschnappt und anschließend nach Guantanamo verfrachtet worden, wäre ihnen eine gewaltige mediale, tränenrührselige Aufmerksamkeit sicher.

Wenn man sich exemplarisch einige Fälle terroristischer Gewalt ansieht, fällt vor allem eines auf: Das Wort führen immer die Terroristen: und zwar vor, während und (gelegentlich auch) nach (etwa durch Videobotschaften) einer entsprechenden Aktion. Die Opfer haben zu schweigen. Allenfalls dürfen sie um Gnade flehen. Diese Situation lässt die Täter noch gefährlicher und ihre Opfer noch hilfloser erscheinen. Die Lage ist ebenso aussichtslos wie in der griechischen Tragödie oder auf der Rampe von Auschwitz.

Aber Terrorismus ist in diesem Zusammenhang nur ein Spezialfall. Ähnliches gilt auch für andere Verbrecher: U-Bahnschläger, Vergewaltiger, Erpresser etc. Sie alle haben ein Interesse daran, dass ihre Opfer nicht reden. Allgemein gilt: Je wehrloser das Opfer, umso dominanter die Täter. Und Sprachlosigkeit ist eine Form der Wehrlosigkeit.

Selten genug kommt es vor, dass ein Verbrechensopfer seinen Mund aufmacht. Lara Logan ist eine dieser Ausnahmen. In einem Video berichtet sie, welche Behandlung ihr durch einen offenbar sexuell frustrierten muslimischen Mob zuteil wurde. Interessant auch, dass der Mob sie (fälschlicherweise) als Jüdin bezeichnete, was wohl den entscheidenden Freibrief für die gewaltsame Demütigung des Opfers darstellte.

Ereignisse wie diese werfen ein unerfreuliches Schlaglicht auf die Ereignisse rund um den "arabischen Frühling", die man aus politkorrekter Sicht gerne unter den Teppich kehren würde. Ein echtes Kartell des Schweigens eben, durchaus im Sinne der Täter. Auch deswegen ist dieser Bericht so begrüßenswert.

2011/05/02

3 Stunden Gartenarbeit...

... und dazu noch ein Anti-Gewalt-Training unter Anleitung erfahrener Sozialarbeiter hätten doch genügt und OBL hätte eingesehen, dass das mit Alk-Aida ein Fehler war. Aber nein, die Amis mussten ja einfach draufhauen und so wurde wieder eine Chance zur gelungenen Resozialisierung vertan. Dabei bietet der moderne, humane Strafvollzug doch so tolle Möglichkeiten, wie aus ehemaligen schweren Jungs die friedlichsten Lämmer werden (Beispiel: Jack Unterweger).

Zugegeben, die Amerikaner hatten nicht viele Optionen, um dem alten Herrn einen Besuch abzustatten. Schließlich verfügte sein Domizil weder über ein Telefon noch über einen Internetzugang. Wie hätte man sich auch sonst zum nächtlichen Plausch verabreden können?

Bleibt nur noch eins zu sagen: Congrats Navy Seals!